Italien geht unter Schweden bei WM nach Ecken-Feuerwerk in der K.o.-Runde
Drei Tore in sieben Minuten! WM-Dauerbrenner Schweden hat Italien mit einer starken Phase vor der Pause den Zahn gezogen. Nach dem 5:0 (3:0)-Erfolg stehen die Skandinavierinnen bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland vorzeitig im Achtelfinale.
Im Sky Stadium in Wellington war am Samstag (29.07.2023) von schwedischer Brillanz zunächst wenig zu sehen. Italien spielte 25 Minuten sehr gut mit und geriet erst durch Standards in Rückstand. Amanda Ilestedt, Fridolina Rolfö und Stina Blackstenius sorgten mit ihren Treffen innerhalb von sieben Minuten und sieben Sekunden schon vor dem Wechsel für klare Verhältnisse im Spiel der "Damlandslaget" genannten schwedischen Nationalelf. Nach der Pause schraubte Ilestedt das Ergebnis mit dem dritten Tor nach einer Ecke in die Höhe. Den Schlusspunkt setzte Rebecka Blomqvist in der Nachspielzeit.
Vor dem letzten Spieltag in Vorrunden-Gruppe G liegt Schweden mit sechs Punkten vorne und ist nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze zu verdrängen. Im Achtelfinale könnten die USA, die Niederlande oder Portugal mögliche Gegner sein.
Italien mit den ersten Abschlüssen
Schwedens Trainer Peter Gerhardsson verzichtete trotz der mauen Vorstellung zum Auftakt gegen Südafrika (2:1) auf Umstellungen, auch den beiden zuletzt angeschlagenen Oldies Linda Sembrant und Caroline Seger blieb zunächst wieder nur die Jokerrolle. Italien startete mit der jüngsten Mannschaft (25 Jahre, 129 Tage), die je bei einer Weltmeisterschaft aufgelaufen ist, und mit einem Wechsel im Vergleich zum 1:0 gegen Argentinien: Sofia Cantore begann für Valentina Giacinti.
Die 23-jährige Cantore von Juventus FC gab nach 41 Sekunden den ersten Warnschuss ab. Schwedens Torfrau Zecira Musovic hatte bei dem Versuch von der Strafraumgrenze schon Probleme. Und die setzten sich zunächst im gesamten Team der Skandinavierinnen fort. Italien dominierte die Anfangsphase, wirkte wacher, forscher und hatte mit Guila Dragoni eine exzellente Ballverteilerin im zentralen Mittelfeld.
Ecken - ein schwedisches Erfolgsrezept
Die sichtlich überraschten Schwedinnen zogen sich weit zurück und lauerten auf Ballgewinne. Doch wie gewonnen, so zerronnen, weil das Passspiel nicht funktionierte und die physisch starken "Azzurre" die wichtigen Zweikämpfe gewannen. Dazu nutzte Cantore jede Möglichkeit zum Abschluss und brachte Musovic damit in Verlegenheit. Die schwedische Hüterin wackelte bei Fernschüssen und dürfte froh gewesen sein, dass ihre Vorderleute nach 20 Minuten besser ins Spiel kamen und Italien zunehmend unter Druck setzten.
Das gefürchtete Kombinationsspiel des WM-Dauerbrenners funktionierte jetzt deutlich besser. Rolfö und Co. kombinierten sich bis in den Strafraum, kamen aber aus dem Spiel heraus nicht zu Topchancen, weil Italien tollkühn verteidigte. Wie schon gegen Südafrika musste ein Standard helfen - oder besser zwei. Erst stand Ilestedt nach der Ecke von Jonna Andersson förmlich in der Luft und köpfte trotz engmaschiger Bewachung zum 1:0 ein (39.), dann bugsierte Rolfö eine Ecke, die Italien nicht geklärt bekam, mit dem Knie zum 2:0 (44.) über die Linie. Italien war geschockt und Schweden bestrafte in dieser Phase jeden Fehler.
Schweden biegt mit zwei Toren nach Ecken auf die Siegerstraße ein.
Zwischenspurt mit 3:0 gekrönt
Das 3:0 zeigte: Der WM-Dritte von 2019 kann Tore auch aus dem Spiel heraus erzielen. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit bediente Geburtstagskind Kosovare Asllani - sie wurde am Samstag 34 Jahre alt - mit einem herrlichen Steckpass Johanna Kaneryd. Die Rechtsaußen der Schweden legte den Ball in die Mitte, wo die bisher glücklose Blackstenius aus fünf Metern abstaubte.
Italiens Ecken-Albtraum
Die schwedische Torgala ging nach dem Wechsel weiter, weil Italien die Eckbälle einfach nicht verteidigen konnte. Torhüterin Francesca Durante klebte auf der Linie und die klein gewachsenen Innenverteidigerinnen waren im Kopfballduell chancenlos. So schepperte es in der 50. Minute erneut nach gleichem Muster: Ecke Andersson - Kopfball Ilestedt - 4:0. Es war bereits der dritte Turniertreffer, den die Ex-Bundesliga-Spielerin (Turbine Potsdam, Bayern München) nach diesem Strickmuster erzielte. "Ich weiß nicht, was gerade passiert, aber es macht Spaß. Unsere Ecken sind gerade sehr gut", sagte Ilestedt im ZDF. "Wir machen das gut mit unseren Ecken", lachte die Innenverteidigerin.
Jubel nach dem 4:0. Dreimal trafen die Schwedinnen nach Ecken.
Italien machte keinen Stich mehr. Mit vereinten Kräften versuchte das Team, eine noch heftigere Klatsche zu vermeiden. Im Kampf ums Weiterkommen, das die "Azzurre" am Mittwoch (2. August) gegen Südafrika schaffen wollen, kann auch das Torverhältnis entscheidend werden. Ein durchaus verdienter Ehrentreffer gelang Italien nicht, dafür kassierte die Mannschaft nach einem Konter in der Nachspielzeit sogar noch das fünfte Gegentor: Blomqvist blieb nach einem Solo cool und verwandelte locker.
Während Italien noch um das Achtelfinale zittern muss, kann Schweden schon vor dem finalen Gruppenspieltag gegen Argentinien (2. August) für die K.o.-Runde planen - für viele Ü30-Spielerinnen im Team ist das Turnier in Down Under die vielleicht letzte Chance auf einen WM-Titel. Die Skandinavierinnen konnten sich für alle neun Endrunden qualifizieren, ein großer Titel fehlt dem Vize-Weltmeister von 2003 aber noch. Zumindest die Gruppenphase ist geschafft. Daran hatte aber auch keiner gezweifelt.