Weltcup in Titisee Deutsche Springer mit "Schritt nach vorn" - Kubacki wie ein Außerirdischer
Die deutschen Skispringer kommen der Weltspitze näher, sind aber zum Abschluss des Heim-Weltcups im Schwarzwald leer ausgegangen. Überragend war einmal mehr der Pole Dawid Kubacki.
Die deutschen Skispringer kommen pünktlich vor der prestigeträchtigen Vierschanzen-Tournee in Fahrt. Zum Abschluss des ersten Weltcup-Wochenendes auf deutschem Boden reichte es am Sonntag (11.12.2022) zwar nicht zu einem Podestplatz, aber immerhin für ein gutes Mannschaftsergebnis.
Karl Geiger flog auf den fünften Platz - und war damit der Beste aus dem DSV-Team. Auch Markus Eisenbichler landete in Titisee-Neustadt in den Top Ten. Bundestrainer Stefan Horngacher resümierte im ZDF: "Wir haben an diesem Wochenende einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht, sind aber von der richtigen Spitze noch ein Stück weg."
Kubacki gewinnt mit 25 Punkten Vorsprung
Den Sieg schnappte sich Dawid Kubacki. Der Weltcup-Führende aus Polen war in einer eigenen Liga unterwegs. Nach einem Ausnahmesprung auf 139,5 Meter im ersten Durchgang hatte er schon einen Riesenvorsprung auf die Verfolger. Im Finale hätte Kubacki ein Sicherheitssprung zum Sieg gereicht, doch der Pole ließ es mit 143 Metern krachen - und das, obwohl er von allen Topspringern den schlechtesten Wind hatte.
Der Kampf um die restlichen beiden Plätze auf dem Podest glich einem Krimi - und hatte einen großen Verlierer: Der Norweger Halvor Egner Granerud - Zweiter zur Halbzeit - fiel mit nur 132 Metern noch zurück. Anze Lanisek (Slowenien) wurde Zweiter. Der Österreicher Stefan Kraft verbesserte sich vom vierten auf den dritten Rang.
Geiger punktgleich mit Granerud auf Rang fünf
Rundum zufrieden war auch Karl Geiger. Nach seinem dritten Platz am Freitag lieferte der Oberstdorfer auch zum Abschluss am Sonntag ab. Nach dem ersten Durchgang auf Platz acht (132 Meter), kündigte er in der Pause "Attacke" auf das Podium an. Und Geiger hielt Wort. Mit einem fulminanten Sprung auf 138 Meter machte er Druck auf die Konkurrenz und schob sich noch an Kamil Stoch (Polen) und Robert Johannson (Norwegen) vorbei auf den fünf Platz - punktgleich mit Granerud. Für das Podium reichte es nicht, weil sich die Top-Athleten keine Blöße gaben.
Eisenbichler trotz Rückenwind vorn dabei
Auch Markus Eisenbichler meldete sich am Sonntag stark zurück. Der Bayer trotzte im ersten Durchgang dem Rückenwind, segelte auf starke 128,5 Meter und bekam satte elf Bonuspunkte für den Wind. Damit reihte sich "Eisei" zur Halbzeit auf Platz zehn ein - und legte im Finale mit 135,5 Metern nach. Damit schob sich Eisenbichler auch an seinem Teamkollegen Pius Paschke vorbei, der nach dem ersten Durchgang noch 0,9 Punkte vor Eisenbichler lag, und wurde am Ende Neunter. Paschke fiel noch auf Platz 13 zurück. "Die Platzierung schaut nett aus, aber mein Sprung und mein Gefühl - das passt noch nicht zusammen", sagte Eisenbichler gewohnt selbstkritisch.
Leyhe will am Flugsystem arbeiten
Als einen Diesel, der erst einmal warm werden muss, bezeichnet sich Stephan Leyhe. Der Routinier braucht für gewöhnlich etwas länger, um das System zu finden. Hat er es einmal, dann geht es Schritt für Schritt nach oben. So wie im Schwarzwald. Die Sprünge auf 132,5 und 133 Meter waren nahezu tadellos und bescherten dem Willinger einen Platz in den Top 15. Dabei hätten es durchauch noch einige Pünktchen mehr sein können, doch im ersten Durchgang hatte er die Ski bei der Landung verkantet und geradeso einen Sturz vermieden. "Meine Absprünge sind gut genug für die Top Ten, aber an meinem Flug muss ich noch arbeiten", sagte Leyhe nach dem Wettkampf.
Stephan Leyhe beim Springen in Titisee-Neustadt
Rückschlag für Schmid
Nach vielen starken Sprüngen zuletzt verbaute sich Constantin Schmid dagegen mit einem schwächeren ersten Sprung auf 128 Meter bei guten Bedingungen eine bessere Ausgangslage (Platz 22) und überzeugte auch im Finale nicht. Leicht zu spät am Tisch drückte ihn zudem der Rückenwind nach unten. Mit 126,5 Metern flog Schmid auf den 21. Rang.
Wellinger fehlt die Lockerheit
Auch bei Andreas Wellinger geht es alles andere als leicht. Wie schon am Freitag quälte sich der 2018er Olympiasieger, erreichte aber diesmal mit 127,5 Metern zumindest als 27. das Finale der besten 30. Obwohl die Jury im Finale eine Startluke nach oben ging, haderte Wellinger mit seiner Anlaufgeschwindigkeit und war gut einen Kilometer pro Stunde langsamer als die Konkurrenz. "Das Problem müssen wir in den Griff kriegen", meinte Wellinger, der in Endabrechnung 27. wurde und sich ärgerte, dass die Lockerheit, die er im Training schon hat, im Wettkampf noch flöten geht.