Skispringen Neue Skisprung-Regeln kommen nicht bei allen gut an
Im Sommer hat der Internationale Skiverband (FIS) an den Regel beim Skispringen gewerkelt. Neben Einschränkungen beim Material soll es bei den Haltungsnoten Neuerungen geben. Ein deutscher Springer hat dazu eine klare Meinung.
Wie nach jeder Saison haben sich die Verantwortlichen der FIS auch diesmal zusammengesetzt und überlegt, wie sie das Skispringen noch spannender und ausgeglichener gestalten können. Entsprechend wurden Vorschläge gemacht und umgesetzt. Manche davon haben mehr, manche weniger Einfluss auf das Ergebnis.
Eine der neuen Regeln betrifft das Material, genauer gesagt die Anzahl der Sprunganzüge. So haben sich die Regelhüter für eine Beschränkung der eingesetzten Anzüge auf zehn pro Athleten und Saison beschlossen. An einem einzelnen Wochenende sollen nur noch zwei Anzüge zum Einsatz kommen dürfen.
Kleinere Nationen sollen davon profitieren
"Das war uns schon lange ein ganz wichtiges Anliegen, dass wir es schaffen, die Anzahl der Anzüge zu reduzieren. Es geht dabei um Chancengleichheit und natürlich auch um Kostenreduzierung und Nachhaltigkeit", erklärte FIS-Renndirektor Sandro Pertile nach der Herbstsitzung des Weltverbandes in Zürich.
Vor allem kleinere Nationen sollen von dieser Neuerung profitieren, da sie aufgrund ihrer geringeren Budgets deutlich weniger Anzüge zur Verfügung haben. Kontrolliert wird das Ganze mittels NFC-Chips, die in die Einzelteile der Anzüge geklebt und bei jedem Wettkampf kontrolliert werden. Das bedeutet auch ein Umdenken bei den Athleten - schon in der Vorbereitung.
"Sicher muss man sich gut überlegen, welchen Anzug schickst du zum Chippen hin. Mit dem musst du dann doch eine Zeit haushalten", erklärte etwa der Österreicher Stefan Kraft beim Portal "salzburg24.at". Der Gesamtweltcupsieger der Vorsaison hatte sonst eher bis zu 20 Anzüge pro Winter verwendet. Sein Teamkollege Michael Hayböck sieht in der Regel eine Verbesserung der Fairness: "Das sollte jenen dienen, die sich nicht so viele Anzüge leisten können. Mit dieser Änderung sind sie nicht mehr so benachteiligt."
Neues Benotungssystem regt Eisenbichler auf
Eine weitere Neuerung gibt es bei den Haltungsnoten. So soll eine unsaubere Landung zu mehr Punktabzügen führen als bisher. Statt zwei Punkten Abzug drohen den Springern und Springerinnen nun drei Zähler weniger von den Juroren. "Das ist eine Möglichkeit, um besser die Athleten zu ermitteln, die einen sehr guten oder vielleicht sogar perfekten Telemark zeigen", begründet Pertile diese Entscheidung. "Die Lücke zwischen einem guten und einem geschummelten oder unsauberen Telemark wird größer." Die FIS sieht in der Änderung einen Bonus für all die Athleten, die "sehr stilvolle Bewegungen" zeigen.
Eher eine Bestrafung sieht dort Markus Eisenbichler. Der sechsfache Weltmeister, der nach einer Saison zum Vergessen nun wieder den Sprung in das deutsche Weltcup-Aufgebot geschafft hat, ist genervt: "Das finde ich total bescheuert, ganz ehrlich, was sich die FIS da wieder einfallen lassen hat", sagte er im Wintersport-Podcast der Sportschau. Seiner Meinung nach würden die Kampfrichter durch diese Änderung "mehr Macht kriegen". Bei einem Sprung über die Hillsize sei es "extrem schwierig, mit Telemark zu landen", befand der 33-Jährige, der in seiner Karriere auch immer wieder mit schlechten Aufsprüngen zu kämpfen hatte.
Im schlimmsten Fall droht einem Springer nach Wegfall der höchsten und schlechtesten Wertung somit ein Abzug von bis zu neun Punkten nur für die Landung. So könne es passieren, dass der beste Springer plötzlich gar nicht mehr auf dem Podest steht, glaubt der Oberstdorfer. Die ständigen Regulierungen im Skispringen kann Eisenbichler nicht nachvollziehen. "Da kann ich irgendwann auch nicht mehr still sein, weil ich da die Geduld verliere."