Neue Lande-Regel im Skispringen Skispringer Geiger bedient - "Sind ja nicht im Eiskunstlauf"
Die Skisprung-Saison hat noch gar nicht begonnen, da fliegen schon die Fetzen. Eine neue Lande-Regel sorgt bei vielen Springern für Ärger.
Wenn am Freitag (22. November, 16.10 Uhr live in der Sportschau) in Lillehammer die neue Weltcup-Saison im Skispringen beginnt, greift die neue Regel zum ersten Mal. Wer dann eine unsaubere Landung in den Schnee setzt, soll drei statt wie bisher zwei Punkte abgezogen bekommen.
Skisprung-Start mit Zoff
Deutschlands Topspringer Karl Geiger ist genervt von der Änderung: "Wir sind ja nicht im Eiskunstlauf oder Dressurreiten. Sondern wir wollen, dass der weiteste und beste Sprung gewinnt." Der Olympia-Dritte von 2022 befürchtet zudem zu viel Spielraum bei der Punktevergabe. Natürlich gehöre "der Stil zum Skispringen dazu", aber die Gewichtung sei zu stark verschoben.
Eisenbichler findet es "total bescheuert"
Als eine Bestrafung empfindet auch Markus Eisenbichler die neue Regel. Der sechsfache Weltmeister, der nach einer Saison zum Vergessen nun wieder den Sprung in das deutsche Weltcup-Aufgebot geschafft hat, ist genervt: "Das finde ich total bescheuert, ganz ehrlich, was sich die FIS da wieder einfallen lassen hat", sagte er im Wintersport-Podcast der Sportschau.
Seiner Meinung nach würden die Kampfrichter durch diese Änderung "mehr Macht kriegen". Bei einem Sprung über die Hillsize sei es "extrem schwierig, mit Telemark zu landen", befand der 33-Jährige, der in seiner Karriere auch immer wieder mit schlechten Aufsprüngen zu kämpfen hatte. Eisenbichler fürchtet, dass gute Flieger ihre Sprünge dann nicht mehr ausreizen. "Denn wenn du weit fliegst und den Telemark versaust, kann es sein, dass du nicht auf dem Podest bist. Das ist einfach nicht fair", sagt der Bayer.
Sportdirektor Hüttel hätte gern darauf verzichtet
Stefan Horngacher drückte sich etwas diplomatischer aus. Er habe die alte Regel "okay" gefunden, sagte der Bundestrainer, die neue sei "sehr, sehr verschärft". Horst Hüttel, Sportdirektor im Deutschen Skiverband, reihte sich in die Reihe der Kritiker ein: "Man will ja weite Sprünge sehen. Aber irgendwann ist es einfach verdammt schwer, einen Telemark zu zeigen." Die neue Regel hätte es "meiner Meinung nach nicht gebraucht", so Hüttel.
Wellinger: "Das Schöne wird mehr honoriert"
Und Andreas Wellinger? Der aktuell wohl beste deutsche Skispringer kann der neuen Regel auch Positives abgewinnen. "Das Schöne wird mehr honoriert, das Schlechte mehr bestraft. Das finde ich gut", sagt der Bayer, der für seinen stilistisch sauberen Flug bekannt ist. Gerade Wellinger könnte von der Änderungen profitieren.
Diese kamen übrigens ziemlich überraschend. Schließlich hatte der Stil zuletzt eine immer kleinere Rolle gespielt. Erste Stimmen hatten gar gefordert, nur noch die reine Weite zu messen. Doch die FIS ging den Weg in die andere Richtung - und schaut nun noch genauer auf die Landung. Nicht alle sind glücklich damit.
sst/sid