Vierschanzentournee Dawid Kubacki - hat er die Formel für den Tournee-Sieg?
Nach seinem starken Saisonstart geht Dawid Kubacki als Favorit in die Vierschanzentournee. Das liegt auch an den Mathe-Aufgaben seines neuen Trainers.
Erst zwölf Skispringer haben die Vierschanzentournee mehr als einmal gewonnen. Rekordsieger Janne Ahonen gehört selbstverständlich zu diesem illustren Kreis, ebenso wie Jens Weißflog, Helmut Recknagel und Kamil Stoch. Bei der diesjährigen Tournee will Stochs Landsmann Dawid Kubacki sich ebenfalls in diese Liste eintragen.
Der Pole geht in diesem Jahr mit jeder Menge Selbstbewusstsein und dem Favoritenstatus an den Start. Vier Mal stand der 32-Jährige in dieser Saison bereits ganz oben auf dem Podest, dazu kommen zwei zweite Plätze. In keinem Einzelspringen ging es für ihn weiter zurück als auf Rang sechs. Mit 650 Punkten reist er als souveräner Gesamtweltcupführender und mit einem gehörigen Abstand auf Anze Lanisek (576) und Stefan Kraft (467) zur Vierschanzentournee.
Thomas Thurnbichler: Frischer Wind aus Österreich
Die bestechende Form von Kubacki ist auch ein Verdienst des neuen Trainers der Polen: dem Österreicher Thomas Thurnbichler. Der Wechsel vom ehemaligen ÖSV-Assistenztrainer auf den Chefposten des polnischen Verbands traf viele in seiner Heimat unvorbereitet. "Vor wenigen Tagen hat er mir noch per Handschlag zugesichert, dass er uns und Österreich sicher erhalten bleibt. Insofern kommt sein Umschwenken überraschend", sagte der sportliche Leiter Mario Stecher beispielweise kurz nach Bekanntwerden des Wechsels im April.
Polens Skisprung-Trainer Thomas Thurnbichler
Nicht nur optisch ist der junge, tätowierte Österreicher mit den Tunneln im Ohr eine ungewöhnliche Erscheinung im Skisprung-Zirkus. Auch an die Trainingsmethoden mussten sich die Weltklasse-Skispringer im polnischen Lager, die sich zuvor noch stark für einen Verbleib von Thurnbichlers Vorgänger Michal Doležal aussprachen, erst einmal gewöhnen.
Kubackis schlaflose Nächte zum Trainingsstart
"Die Vorschläge des Trainers haben uns nachts wachgehalten. Besonders zu Beginn, wenn wir verschiedene Haltungen in der Luft ausprobieren sollten", berichtete Kubacki, der anfangs besonders kritisch auf seinen neuen Coach blickte: "Als ich das gesehen habe, dachte ich, dass ich mich dabei umbringen werde und es unmöglich ist, das nachzumachen. Es war ein Schock, als sich herausstellte, dass wir alles von seiner Liste machen mussten", so Kubacki gegenüber dem polnischen Sportportal "Sport.pl".
Besonders ungewohnt waren dabei die Matheaufgaben, die der Österreicher seinen neuen Schützlingen stellte: "Wenn wir den Balken verlassen haben, wurde die erste Gleichung aufgedeckt, die wir dann lösen mussten", erzählte der 32-Jährige, der in Lahti (2017) Teamweltmeister und Seefeld (2019) Einzelweltmeister von der Normalschanze wurde. "Während des Flugs kam dann noch eine zweite hinzu. Beide Lösungen mussten dann gelöst werden. Das Ergebnis wurde laut vor der Landung herausgeschrien."
Kubacki ist Topfavorit auf den Gesamtsieg der Vierschanzentournee
Mit seinen ungewöhnlichen Trainingsmethoden scheint Thurnbichler die richtige Formel für seine Athleten gefunden zu haben. Denn neben Kubacki starteten auch Piotr Zyla (Rang fünf im Gesamtweltcup) und Kamil Stoch (Rang 14) gut in die Saison. Doch keiner sprang so konstant wie Kubacki.
Damit besitzt er in dieser Saison die vielleicht wichtigste Eigenschaft, die ein Skispringer für einen Sieg bei der Vierschanzentournee mitbringen muss. Sein erster Sieg ist nun drei Jahre her. Damals reichte ihm ein einziger erster Platz, um die Tour zu gewinnen. Der Pole reiste damals als absoluter Außenseiter zur Tournee. Nach zwei dritten Plätzen in Oberhof und Garmisch-Partenkirchen und einem zweiten Platz in Innsbruck holte er erst in Bischofshofen seine einzige Topplatzierung und sicherte sich so den Gesamtsieg vor Marius Lindvik und Karl Geiger.
Die Konkurenz scheint überschaubar
Wer die größten Konkurrenten für Kubacki in dieser Saison sein werden, ist aktuell noch schwer zu bestimmen. Der Slowene Anze Lanisek überzeugte mit drei Weltcupsiegen in dieser Saison, doch ob der 26-Jährige seine Leistung auch bei dieser komprimierten Form bei der Vierschanzentournee abrufen kann, bleibt abzuwarten. Auch der Österreicher Stefan Kraft sprang beständig auf das Podest, hat jede Menge Erfahrung - und konnte die Tournee schon 2014/15 für sich entscheiden.
DSV-Team mit Außenseiterrolle
Das deutsche Team um Geiger und Co. hat nach Jahren im Favoritenkreis in diesem Jahr eine Außenseiterrolle inne. Zu schwach war der Saisonstart der DSV-Springer, zu inkonstant die guten Ergebnisse. Doch abschreiben wird Kubacki keinen seiner Konkurrenten.
Dass er gut daran tut, zeigte auch die Vierschanzentournee-Generalprobe in Engelberg. Zwar sprang auch diesmal der Pole ganz nach vorne, doch Geiger hatte gute Chancen, Kubacki diese Position streitig zu machen. Am Ende stürzte Geiger, wurde dennoch Zehnter und gab sich kämpferisch: "Wir sind nicht ganz vorne, deshalb bleibt uns nur die Flucht nach vorne. Wir werden angreifen und alles rausholen aus uns."
All die Spekulationen und Favoritenrollen werden ab dem 29. Dezember ohnehin hinfällig. Dann steht das erste Springen der Vierschanzentournee in Oberstdorf an. Ab da zählen nur noch Weiten und Punkte und es beginnen die Rechenspiele. Wie gut, dass Kubacki die mit seinem neuen Trainer ausführlich geübt hat.
Datum | Wettbewerb | Austragungsort |
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28.12.2022 | Qualifikation (ab 16.30 Uhr/Ticker) | Oberstdorf |
29.12.2022 | Wettbewerb (ab 16.30 Uhr/Ticker) | Oberstdorf |
31.12.2022 | Qualifikation (ab 14.00 Uhr/Livestream) | Garmisch-Partenkirchen |
01.01.2023 | Wettbewerb (ab 14.00 Uhr/Livestream und Ticker) | Garmisch-Partenkirchen |
03.01.2023 | Qualifikation (ab 13.30 Uhr/Livestream und Ticker) | Innsbruck |
04.01.2023 | Wettbewerb (ab 13.30 Uhr/Livestream und Ticker) | Innsbruck |
05.01.2023 | Qualifikation (ab 16.30 Uhr/Ticker) | Bischofshofen |
06.01.2023 | Wettbewerb (ab 16.30 Uhr/Ticker) | Bischofshofen |