Erstes Weltcup-Podest Philipp Raimund und sein "unglaubliches Wochenende"
Mit seinem zweiten Platz beim Weltcup in Lake Placid springt Philipp Raimund zum ersten Mal in seiner Karriere aufs Podium. Dabei hatte zu Beginn noch wenig darauf hingedeutet.
Nach seiner Landung auf 135 Meter in Lake Placid musste einfach alles raus bei Philipp Raimund. Vor Erleichterung schrie er in die Kamera. Seine Stimme sei dementsprechend "ziemlich im Arsch", gab er anschließend in der ARD unverblümt zu. Doch das war dieser zweite Platz beim Weltcup in den USA wert.
Erstes Weltcup-Podium für Raimund
Auch von Bundestrainer Stefan Horngacher gab es großes Lob für den 23-Jährigen. Horngacher sah eine "ausgezeichnete Leistung" bei Raimund. "Speziell der letzte Sprung war sehr, sehr gut."
Zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere stand Raimund auf dem Podium. Beinahe hätte es nicht nur zum ersten Podestplatz, sondern gleich zum ersten Weltcup-Sieg gereicht. Doch einer war wieder einmal besser: der österreichische Überflieger Stefan Kraft, obwohl er nicht weiter sprang als Raimund.
Raimunds Erkenntnis: Beim nächsten Mal Telemark
Doch der Gesamtweltcupführende hatte eine Luke weniger Anlauf, bekam von der Jury die besseren Haltungsnoten und setzte sich doch noch vor Raimund, der sich den zweiten Platz mit dem Slovenen Lovro Kos teilte. "Der Krafti hat das wieder saumäßig gut gemacht", zollte Raimund seinem Konkurrenten Respekt und erkannte: "Beim nächsten Mal muss ich bei 135 halt einen Telemark setzen, damit ich vorne bin." All das konnte die Freude über den größten Erfolg seiner Karriere aber nicht beeinträchtigen.
Der lockere "Hille"
2019 gab der gebürtige Göppinger, der für den SC Oberstdorf startet, sein Weltcup-Debüt bei der Vierschanzentournee. In den beiden Folgesaisons startete er im zweitklassigen Continental Cup. Seit 2022 war er wieder Teil des Weltcup-Kaders und konnte mit Platz fünf im Einzel in Rasnov und einem dritten Platz im Teamspringen in Zakopane für Aufsehen sorgen.
Doch er überzeugte die Fans nicht nur durch Leistung, sondern auch durch sein Auftreten. Erfrischend ehrliche Interviews und immer einen kühnen Spruch auf den Lippen hatte "Hille", wie er von allen nur genannt wird. Den Spitznamen verdankt er seiner Schwester, die als kleines Kind den Namen ihres Bruders noch nicht richtig aussprechen konnte.
Raimunds "unglaubliches Wochenende"
In dieser Saison hakte es bei Raimund aber noch. Nur zweimal landete er unter den besten zehn. Zu Saisonbeginn in Ruka (7.) und beim Heimspiel bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf (6.). Und auch in Lake Placid deutete zunächst nichts auf eine Raimund-Show hin. Beim ersten Springen auf der MacKenzie Schanze habe er "ein bisschen ins Klo gegriffen", gab Raimund zu. "Da bin ich viel zu spät weggesprungen." Am Ende wurde er nur 16.
Umso froher sei er, dass er trotz ausbaufähiger Leistung auch im Super Team das Vertrauen des Trainerteams geschenkt bekam und dort den Grundstein für seinen zweiten Platz beim Abschlussspringen legen konnte. Ein "unglaubliches Wochenende" sei es deshalb gewesen, sagte er nach dem Wettkampf am Sonntag.
Raimund wie Wellinger?
Nun scheint bei Raimund der Knoten geplatzt zu sein - so wie bei Andreas Wellinger vor einem Jahr. Ebenfalls beim Übersee-Springen in Lake Placid gewann Olympiasieger Wellinger 2023 erstmals seit sechs Jahren wieder ein Weltcup-Springen. Auch bei Raimund könnte die Schanze im US-Bundestaat New York zum Wendepunkt in seiner Karriere werden.
Aufwind für den Sonntag gab schon das Super-Team-Springen am Samstag. Dort verpassten Raimund und Wellinger um 0,2 Punkte den Sieg - für den Oberstdorfer die ideale Vorarbeit zu seinem Coup am Sonntag. "Ich habe einfach rausgefunden, dass ich viel mehr auf mich vertrauen und mein Ding durchziehen kann", sagte der 23-Jährige nach dem ersten Durchgang. Am Ende wurde es sein größter Karriereerfolg.