Skispringen Wellinger trotzt den Bedingungen in Willingen
Skispringer Andreas Wellinger hat sich bei schwierigen Bedingungen in Willingen den Weltcupsieg gesichert. Der 28-Jährige war am Sonntag (04.02.2023) in dem von Wind, Regen und viel Warten geprägtem Wettkampf der beste Springer. Dabei flog er im Finale noch sechs Plätze nach vorne. Hinter Wellinger kam Ryoyu Kobayashi aus Japan auf den zweiten Rang, Dritter wurde der Schweizer Gregor Deschwanden. Der Pole Alexander Zniszczol wurde zur tragischen Figur.
Andreas Wellinger ist zum Heimsieg in Willingen gesprungen. Nach Sprüngen auf 139 und 149 Meter leuchtete im Endklassement vor seinem Namen die 1 auf. Die zahlreichen Fans, die bei den nassen und windigen Bedingungen ausgeharrt hatten, feierten noch eine große Party. Er konnte sich um 2,0 Punkte vor Kobayashi (144,5 und 146 Meter) behaupten, der zur Halbzeit auf Rang zwei lag. Deschwanden (145 m/152 m) schob sich noch von Rang fünf auf drei vor.
"Ich habe gemerkt, dass der Sprung echt gut war und, dass ich die Bedingungen ausnutzen konnte", erklärte der glückliche Wellinger anschließend am Sportschau-Mikrofon. Mit dem Podest habe er nach seinem Sprung ein wenig geliebäugelt, dass "es für den Sieg reicht, habe ich bis zum letzten Springer nicht gedacht." Zudem bedankte er sich bei den Zuschauern, die bei dem "Scheiß-Wetter, so lange da rumstehen und uns anfeuern."
Wasser macht der Jury zu schaffen
Dabei sah es lange Zeit nicht nach einem regulär zu Ende gehenden Springen aus. Das Wasser floss in kleinen Rinnsalen die Anlaufspur der Mühlenkopfschanze herunter, der Wind blies aus allen Richtungen. Es waren Verhältnisse bei denen man vieles machen könnte, aber nicht unbedingt Skispringen. Oder gar dabei zuschauen. Trotz der Bedingungen zog es wieder mehr als 12.000 Zuschauer in die Arena in Willingen, um die Weltklasseathleten anzufeuern.
Nicht ganz so gut wie im Zielraum war die Stimmung bei Renndirektor Sandro Pertile, der immer wieder an der Anlaufspur stand und schaute, ob das Wasser ordentlich abfließen konnte. Mit Motorsägen hatten die Organisatoren Rillen als Drainage in die Spur geschnitten, die bereits in den vergangenen Tagen durch das Wetter gelitten hatten. Das Problem auf der größten Skisprung-Schanze der Welt: Es wird eine natürliche Spur und keine Keramikspur verwendet, und diese ist entsprechend witterungsanfällig. Ist das Eis einmal zu stark geschmolzen, lässt sich die Spur nicht mehr nachfräsen.
Immer wieder heißt es Warten
Nachdem sich der erste Durchgang bereits wie Kaugummi zog, rechneten viele mit einer Wertung nach nur einem Sprung. Die Jury aber versuchte ihr Glück und wollte einen zweiten Durchgang. Auch dort kam es wieder zu zahlreichen Unterbrechungen, weil der Wind außerhalb des Korridors war.
Kein Problem für Wellinger: 139 Meter waren bei seinen Verhältnissen im ersten Durchgang schon sehr ordentlich. Das bedeutete zur Halbzeit Rang sieben. Direkt hinter ihm landete Lokalmatador Stephan Leyhe. Der Willinger hatte zwar eine flache Flugkurve, zog seinen Sprung aber weit nach unten und setzte die Ski erst bei 137 Metern auf.
Zniszczol überrascht alle, kann Position aber nicht halten
Im zweiten Durchgang war für Leyhe aber schon bei 132 Metern Schluss. So fiel er drei Plätze zurück und damit auch aus den Top 10. Wie auch sein Teamkollege musste Wellinger mehrfach vom Balken, bevor er grünes Licht bekam. Der Olympiasieger von 2018 behielt aber die Nerven, flog auf 149 Meter und durfte sich am Ende feiern lassen.
Ganz anders war die Gemütslage beim Polen Alexander Zniszczol, der vermutlich auf eine Wertung nach nur einem Durchgang gehofft hatte. Zur Halbzeit führte er nach einem starken Sprung auf 146 Meter mit zwölf Punkten, auf Wellinger hatte er sogar 20 Zähler Vorsprung. Im Finale konnte er diese Leistung nicht bestätigen und fiel nach 130,5 Metern auf Rang acht zurück. Damit verpasste er auch seinen ersten Weltcup-Sieg.
Geiger weiter in der Negativspirale
Pius Paschke (136 m/119 m) und Philipp Raimund (130,5 m/129,5 m) bekamen für ihre Leistung als 25. und 26. ebenfalls wieder Weltcuppunkte. Beide verloren im Finale aber noch einige Plätze.
Karl Geiger erlebte ein Déjà-vu, aber eins der negativen Sorte. Wie schon am Vortag, als er das Finale verpasste, erwischte er wieder keinen guten Sprung. Nach 127,5 Metern war Schluss. Wieder reichte dies nicht für einen Platz unter den besten 30, er kam auf den undankbaren 31. Platz. 0,3 Punkte fehlten Geiger für den zweiten Durchgang. Auch Felix Hoffmann scheiterte an dieser Hürde. Nach 125,5 Metern lag er im Klassement auf Position 36.