Weltcup in Lillehammer Granerud trotzt dem Wind und behauptet "Raw-Air"-Führung
Wechselnde Windbedingungen machten das Weltcupspringen in Lillehammer zu einer kleinen Lotterie. Am besten kam damit Halvor Egner Granerud zurecht, bester DSV-Adler war wieder einmal Karl Geiger.
"Wundertüte" Lysgårdsbakken - in Lillehammer hatten die Skispringer mit unterschiedlichen Bedingungen zu kämpfen. Mal gab's Aufwind, mal kamen Böen von der Seite - nicht einfach! Selbst Topspringer wie der Pole Dawid Kubacki und der Slowene Anze Lanisek bekamen das im ersten Durchgang zu spüren - beide lagen weit zurück und verloren wertvolle Punkte, die sie in der "Raw-Air"-Wertung zurückwarfen.
Granerud und Kraft eine Klasse für sich
Besser machten es auf der Olympiaschanze von 1994 der Norweger Halvor Egner Granerud und Stefan Kraft aus Österreich. Die beiden Führenden in der Tourneewertung waren auch in Lillehammer eine Klasse für sich. Nachdem Kraft im ersten Durchgang die Nase vorn hatte, drehte Granerud im Finale den Spieß wieder um, siegte mit Sprüngen auf 135 und 139,5 Meter und behauptete die Führung in der "Raw-Air"-Wertung vor Kraft. Dritter wurde mit Manuel Fettner ein weiterer Österreicher.
Die DSV-Adler enttäuschten nicht: Karl Geiger belegte mit Sprüngen auf 130 und 133,5 Meter einen ordentlichen fünften Rang und verbesserte sich auch in der Tourneewertung. "Sein zweiter Sprung vom Karl war richtig gut", analysierte Bundestrainer Stefan Horngacher in der Sportschau, der Geiger auch noch einen Podestplatz bei dieser Tournee zutraut. "Für den Gesamtsieg wird es nicht mehr reichen, aber in der Tageswertung ist alles drin."
Geiger, Schmid und Eisenbichler in den Top 15
Zweitbester Deutscher war etwas überraschend Constantin Schmid. Der Oberaudorfer fing mit 126,5 und 130,5 m auch Markus Eisenbichler (Siegsdorf/ 129 und 126,5 m) noch ab. Die beiden landeten auf den Plätzen elf und 14.
Karl Geiger in Aktion
Erfreulich auch der Auftritt von Youngster Justin Lisso (Schmiedefeld). Mit 132 und 122,5 m kam er auf einen respektablen 20. Rang, Philipp Raimund (Oberstdorf) war mit seinen 121,5 und 123 m "nicht ganz so zufrieden". Am Ende wurde er 25.
Stephan Leyhe verpasste mit seinem Sprung auf 116 m den zweiten Durchgang, Andreas Wellinger (Ruhpolding) hatte sich nicht für den Wettkampf qualifizieren können.
Lokalmatador Halvor Egner Granerud führt die "Drei-Schanzen-Tournee" nach neun von 18 Wertungssprüngen mit 1162,2 Punkten knapp vor Stefan Kraft (1157,2) an, der auch in Lillehammer Zweiter wurde. Der Slowene Anze Lanisek (1103,1) liegt als Dritter bereits deutlich zurück.
Das Springen ging ohne vorherigen Probedurchgang über die Bühne. Starker Aufwind hatte dafür gesorgt, dass der Testsprung aus Sicherheitsgründen gestrichen wurde.
"Krisensitzung" vor dem Wettkampf
Der Ski-Weltverband Fis reagierte derweil auf die heftige Kritik der Skispringerinnen und Skispringer beim Weltcup in Lillehammer: "Wir hatten heute früh eine Krisensitzung mit dem Organisationskomitee. Jetzt ist die Situation viel besser. Wir haben die Spur neu gefräst, die Landungszone ist super vorbereitet. Ich bin positiv für die nächsten Tage", sagte Renndirektor Sandro Pertile am Dienstag der ARD.
In dem Olympia-Ort von 1994 hatten am Montag ein Frauenspringen sowie die Qualifikation der Männer stattgefunden. Die Zustände hatten den Verantwortlichen Anlass zur Kritik gegeben. Polens Trainer Thomas Thurnbichler sagte: "Es war eine organisatorische Katastrophe. Wir kamen in der Einrichtung an und es gab keine richtigen Tische in den Servicekabinen. Es gab kein richtiges Essen für die Springer, und vor dem geplanten Start des Wettkampfs hatten wir keine Informationen darüber, was wirklich los war."
Die Raw-Air-Tour führt über zehn Tage von Oslo über Lillehammer nach Vikersund. In die Gesamtwertung fließen sämtliche Sprünge aus den Qualifikationen und Wettbewerben ein, der Sieger erhält 80.000 Euro.