Hannovers Jessic Ngankam und Braunschweigs Fabio Di Michele kämpfen um den Ball

Spiel mehrfach unterbrochen Kein Sieger bei Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig

Stand: 09.03.2025 16:28 Uhr

Das 182. Niedersachsenderby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig hat keinen Sieger gefunden. Beide Teams trennten sich am Sonntag im WM-Stadion am Maschsee 1:1 (0:0). Das Duell der beiden Erzrivalen war in der ersten Hälfte wegen Pyro und Protesten mehrfach unterbrochen.

Von Hanno Bode

Wegen des Werfens von Pyrotechnik und Tennisbällen musste der umsichtige Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck (Freiburg) das Spiel dreimal kurzzeitig unterbrechen. Nach dem Seitenwechsel rückte dann der Sport in den Vordergrund.

Die abstiegsbedrohten Gäste waren dabei dem Sieg nach einem Treffer von Lino Tempelmann (77.) bereits ganz nah. In der dritten Minute der Nachspielzeit gelang Josh Knight aber noch der insgesamt verdiente Ausgleich für 96, das jedoch im Aufstiegskampf trotz des späten Punktgewinns Federn ließ.

"Dieser Auftritt in dieser Art und Weise reicht nicht. Das darf auch nicht unser Anspruch sein", kritisierte Coach André Breitenreiter im NDR Interview. Sein Kapitän Ron-Robert Zieler war ebenfalls mächtig angefressen: "Das war nicht die Leistung, die wir von uns erwarten und zu der wir imstande sind. Wir waren zu passiv und hatten zu wenig Intensität in unserem Spiel. Es war insgesamt zu wenig für ein Derby."

Sportschau
"Wir haben es an Willenskraft und Energie vermissen lassen."
— 96-Trainer André Breitenreiter

Für den BTSV könnte der Teilerfolg bei der "Mission Klassenerhalt" in der Endabrechnung hingegen Gold wert sein. "Ich glaube, nach dem Spiel ist jeder in Braunschweig stolz auf die Mannschaft", erklärte Eintracht-Routinier Jannis Nikolaou. Der 31 Jahre alte Verteidiger befand: "Wenn wir gewonnen hätten, wäre es nicht unverdient gewesen. Wir haben alles auf dem Platz gelassen, hatten Chancen und haben nicht viel zugelassen."

Rauchtöpfe und Tennisbälle sorgen für Unterbrechungen

Keine Stimmung auf den Rängen, fast keine Höhepunkte auf dem Rasen: So lässt sich das Geschehen im WM-Stadion am Maschsee in der ersten Hälfte zusammenfassen, die wegen drei Spielunterbrechungen eine Nachspielzeit von zehn (!) Minuten hatte.

Dafür verantwortlich zeichneten Fans, die in der Gegengerade der Arena standen. Zunächst warfen sie Rauchtöpfe auf das Spielfeld, später flogen dann zweimal Tennisbälle aufs Grün. Zudem hielten 96-Anhänger ein Banner mit dem Konterfei von Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens in einem Fadenkreuz in die Höhe. Die SPD-Politikerin war die treibende Kraft für den letztlich verhängten Teilausschluss der Gäste-Fans.

Aus Protest dagegen waren lediglich rund 800 Eintracht-Anhänger in die Landeshauptstadt gereist. Auch die Zuschauer in Hannover protestierten gegen die Maßnahmen und verzichteten während der Partie fast gänzlich auf die Unterstützung ihres Teams. "Was die Rahmenbedingungen angeht, ist es nicht das Derby, das wir uns wünschen", sagte Nikolaou.

Trostlose Rahmenbedingungen, trostloses Spiel

Die Atmosphäre war dementsprechend gespenstisch, beinahe wie zu Corona-Zeiten, als "Geisterspiele" an der Tagesordnung gewesen waren. Die trostlosen Rahmenbedingungen passten zu einem fußballerisch über weite Strecken des ersten Abschnitts ganz schwachen Duell. Bei beiden Teams blieb nahezu alles Stückwerk, was gewiss auch den Unterbrechungen geschuldet war.

Gelungene Kombinationen und nennenswerte Abschlüsse hatten Seltenheitswert. Die beste Torgelegenheit vor der Halbzeit hatte 96 durch Nicolo Tresoldi, der mit seinem Kopfball am glänzend parierenden Keeper Ron-Thorben Hoffmann scheiterte (36.).

Knight kontert Tempelmann-Treffer

Nach dem Seitenwechsel unterließen die Zuschauer dann das Werfen von Gegenständen, was sich positiv auf das Spielgeschehen auswirkte. Beide Mannschaften fanden nun besser zu ihrem Rhythmus und lieferten sich ein leidenschaftliches, faires Derby, in dem etwas überraschend die akut abstiegsbedrohten Gäste zwingender in der Vorwärtsbewegung waren.

Nachdem Rayan Philippe (47.), Sven Köhler (52-) und Levente Szabó (68.) die BTSV-Führung noch verpasst hatten, sorgte Tempelmann mit einem satten Rechtsschuss ins lange Eck für das verdiente 1:0 für die Eintracht. Es war bereits der vierte Treffer des im Winter vom FC Schalke 04 ausgeliehenen Offensivmanns im "Löwen"-Dress. Kurz darauf hätte der 26-Jährige sogar erhöhen können, scheiterte jedoch am aufmerksamenen Zieler (82.).

Ob sich die fußballerisch weitgehend ratlosen Hannoveraner von einem 0:2-Rückstand erholt hätten, ist zumindest sehr fraglich. So aber blieben die Hausherren im Spiel und kamen durch einen Kopfball von Knight nach einem Eckstoß von Marcel Halstenberg noch zum Ausgleich. 96-Coach Breitenreiter stimmte das späte 1:1 jedoch nur bedingt milde. "Wir waren in vielen Momenten zweiter Sieger, passiv in unserem Spiel. Und deswegen muss man das deutlich analysieren und besprechen", so der 51-Jährige.

Spielstatistik Hannover 96 - Eintracht Braunschweig

25.Spieltag, 09.03.2025 13:30 Uhr

Hannover 96 1
Eintracht Braunschweig 1

Tore:

  • 0:1 Tempelmann (77.)
  • 1:1 Knight (90. +3)

Hannover 96: Zieler - Knight, Halstenberg, Neumann - Muroya (46. Dehm), Tomiak, Wdowik (79. Matondo) - Gindorf (46. Lee), Rochelt (75. Voglsammer) - Nielsen (46. Ngankam), Tresoldi
Eintracht Braunschweig: R.-T. Hoffmann - Ivanov, Bicakcic (45.+1 Ehlers), Nikolaou - F. Kaufmann, Köhler (65. Tachie), Baas, Di Michele Sanchez (84. Bell Bell) - Tempelmann - Szabó (84. Polter), Philippe

Zuschauer: 32100

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 09.03.2025 | 22:50 Uhr