Nachtslalom in Madonna di Campiglio Linus Straßer - mit neuen Einflüssen in die Weltspitze?
Linus Straßer war in der vergangenen Saison mit drei Podestplatzierungen einer der besten alpinen DSV-Athleten. Mit neuen Einflüssen sucht er nun in Madonna di Campiglio seine erste Top-Platzierung im diesjährigen Weltcup.
Der Kalender ist für Linus Straßer in diesem Jahr deutlich voller als zuletzt. Denn nach dreieinhalb Jahren voller Konzentration auf seine Paradedisziplin scheint Straßer abrücken zu wollen von seiner monothematischen Berufsauffassung. "Nur Stangenboxen das ganze Jahr ist auch nicht gut für mich", hatte Straßer zu Saisonbeginn die Entscheidung begründet, in dieser Weltcupsaison auch wieder im Riesenslalom antreten zu wollen.
Der Blick in die Vergangenheit lässt schon erahnen, dass Straßer im Riesenslalom nicht unbedingt mit vielen Podestplätzen rechnet. 18-mal war er vor dieser Saison im Weltcup im Riesenslalom gestartet. Für Punkte reichte es nur einmal – beim Heimweltcup im Garmisch-Partenkirchen im Januar 2018 wurde er Zwanzigster. Ansonsten hagelte es "DNQs" (did not qualify) und "DNFs" (did not finish).
Straßer: Im Slalom kann man "ein bisschen schummeln"
Und so war es nicht sonderlich überraschend, dass Straßer in dieser Saison weder in Sölden (DNQ) noch in Val d’Isere (DNF) in die Punkte fuhr. Durch seine Riesenslalom-Starts versucht Straßer nämlich vor allen Dingen, seine Punkte im Slalom-Weltcup nach oben zu schrauben. Beim Riesenslalomschwung müsse nämlich "alles stimmen". Ganz im Gegensatz zum Slalom-Ski, bei dem man "hier und da auch einmal ein bisschen schummeln" könne. Eine Optimierung also durch neue Einflüsse.
Es wird spannend zu sehen, wie sich der Fahrstil von Straßer durch den Riesenslalom verändert. In der erweiterten Weltspitze ist der Münchner spätestens seit letzter Saison angekommen. Drei Podestplatzierungen, ein Sieg, jede Menge Fahrten in die Top-15. Am Ende reichte es im Disziplin-Weltcup für Platz fünf - doch Spitzenreiter Henrik Kristoffersen und auch die beiden Plätze dahinter waren noch außer Reichweite.
Madonna di Campiglio: Schwierige Strecke für Straßer
Diese Mauer soll in dieser Saison fallen. Der Münchner will nun eine feste Größe ganz vorne in der Weltcup-Rangliste werden. Doch dafür muss Straßer, der zweifelsohne zu den ganz großen Technikern im Weltcup-Zirkus zählt, deutlich mehr Konstanz und Genauigkeit in seine Fahrten bringen und die häufigen Fehler, die er sich immer wieder leistet, stark reduzieren. Also weniger "schummeln" und die Lehren aus dem unbarmherzigen Riesenslalom ziehen.
Allzu viele Möglichkeiten, unter Beweis zu stellen, dass das auch klappen kann, hatte Straßer in dieser Saison bislang allerdings noch nicht. Beim einzigen Slalom-Weltcup in Val d’Isere war er nah dran an einer Top-10-Platzierung. Doch im zweiten Lauf gab es wieder die alt bekannten Probleme. Im steilen, vereisten Anfangsdrittel leistete er sich zu viele Fehler. So reichte es am Ende nur für Rang 13. Ein gutes Ergebnis, doch nicht das, auf das Straßer und der DSV eigentich gehofft hatten.
Derartige Fehler darf sich Straßer beim Nachtslalom am Donnerstag, 22. Dezember, nicht erlauben. Denn die Strecke in Madoanna di Campiglio ist mit bis zu 70 Prozent Hangneigung eine der steilsten und schnellsten im Weltcup-Kalender. Jeder Fehler kostet Zeit und somit Weltcup-Punkte. Der späte Start bei Dunkelheit um 17.45 Uhr ist eine weitere Herausforderung für die Fahrer.
Vaterfreuden kurz vor Rennstart
Zumal einige Fragezeichen dahinterstehen, wie ausgeschlafen Straßer zum Weltcup nach Trentino reisen wird. Vor wenigen Tagen kam das erste Kind des 30-Jährigen zur Welt, was der Slalom-Spezialist auf Instagram bekannt gab. Langweilig wird es Straßer in dieser Saison auch deshalb kaum werden – wie gut, dass er gerade auf der Suche nach neuen Eindrücken ist.