Nachtslalom Linus Straßer krönt sich auch zum König von Schladming
Es sind die Tage des Linus Straßer: Nach seinem Triumph in Kitzbühel fuhr der deutsche Vorzeigefahrer auch beim Nachtslalom in Schladming zum Sieg.
Slalom-Spektakel im Stangenwald von Schladming – und ganz vorne: Linus Straßer. Nur drei Tage nach seinem Triumph in Kitzbühel fuhr der 31-jährige Münchner auch am Mittwoch (24.01.2024) beim legendären Nachtslalom vor 30.000 Zuschauern zum Sieg. Bereits vor zwei Jahren hatte er auf der Planai gewonnen.
Dieses Mal triumphierte er vor dem Norweger Timon Haugan (+0,28 Sekunden) und Vorjahressieger Clement Noel aus Frankreich (+1,02). Straßer ist damit der erste Deutsche seit Armin Bittner im Jahr 1990, der zu zwei aufeinanderfolgenden Weltcupsiegen im Slalom fährt. Insgesamt war es sein fünfter Weltcupsieg - und obendrein ein historischer: Zuvor hatte es kein deutscher Skirennfahrer geschafft, sowohl in Kitzbühel als auch in Schladming in einer Saison zu gewinnen.
"Momente fürs Leben"
"Kitzbühel gewonnen, Schladming gewonnen: Das ist unglaublich", sagte Straßer. "Das sind Momente fürs Leben, wie ich schon in Kitzbühel gesagt habe. Die genieße ich einfach jetzt." Sein simples Erfolgsrezept? "Mir fällt es im Moment leicht, mich auf die wesentlichen Sachen zu konzentrieren. Ich stehe gut über dem Ski und habe ein gutes Gespür für meine Position."
Im Vorjahr war Straßer in Schladming noch im ersten Durchgang ausgeschieden. Dieses Mal sollte wieder alles zusammenpassen. Auch Mitfavorit Manuel Feller, der im Slalom bereits drei von fünf Weltcup-Rennen in dieser Saison gewonnen hatte und dieses Mal nur Fünfter wurde, konnte Straßer nicht aufhalten. Damit verringert der deutsche Slalomspezialist auch den Rückstand auf Feller in der Weltcup-Wertung auf 132 Punkte.
Straßer gibt die Zeit vor
Den Grundstein für seinen zweiten Erfolg auf der Planai legte Straßer mit der Bestzeit im ersten Lauf. Mit der frühen Startnummer drei profitierte er von den zu diesem Zeitpunkt noch guten Bedingungen. Im Anschluss an seine technisch starke Fahrt setzte Regen ein, wodurch die Piste immer weicher wurde. Die Konkurrenz biss sich an seinen 50,46 Sekunden reihenweise die Zähne aus. Einzig Haugan konnte Straßer wirklich unter Druck setzen und hatte nur 0,1 Sekunden Rückstand. Noel folgte als Dritter. "Ich war am Start voll bei der Sache und habe meinen Plan gut umgesetzt - eine einwandfreie Fahrt", sagte Straßer nach dem ersten Lauf.
Vor dem Finale hatte der Regen noch einmal zugenommen, was die Chancen für die tieferplatzierten Fahrer erhöhte, vorne noch einmal anzugreifen. Wie das ging, zeigte Lokalmatador Fabio Gstrein, der auf dem sehr drehend gesetzten Kurs einen starken zweiten Durchgang erwischte und satte 16 Plätze gutmachen konnte. Die Top 10 profitierte schließlich wieder von deutlich besseren Bedingungen, was zunächst aber kein Athlet für den Sprung nach vorne nutzen konnte. Im Gegenteil: Mit Alex Vinatzer (Italien) und Atle Lie McGrath (Norwegen) schieden zwei Podestkandidaten vorzeitig aus.
Enges Duell zwischen Haugan und Straßer
Erst Olympiasieger Noel schaffte als drittletzter Starter den Sprung an die Spitze. Einzig Haugan und Straßer standen nun noch oben. Der Norweger kam erneut bestens zurecht, schob sich dank einer mutigen Fahrt auf Platz eins und legte die Messlatte für Straßer enorm hoch. Der erwischte zwar nicht den optimalen Start, ging dann aber ebenfalls voll auf Angriff. Der Mut wurde belohnt. Sukzessive baute Straßer seinen Vorsprung aus und brachte seinen zweiten Sieg beim stimmungsvollen Nightrace ins Ziel.
"Wenn's läuft, dann läuft's", freute sich der 13-fache Weltcupsieger Felix Neureuther im Ziel mit dem Sieger. "Der Linus ist so cool geblieben. Er ist einfach bei sich, er ist klar, es ist einfach gut." Für Straßer selbst sei es aktuell einfach "total simpel", die Rennen erfolgreich ins Tal zu bringen. "Das Momentum koste ich gerade aus."
Holzmann im Finale "zu unsauber"
Neben Straßer hatte es noch Sebastian Holzmann (SC Oberstdorf) als 20. ins Finale geschafft. Dort konnte der 30-Jährige seine Fahrt aus dem ersten Durchgang nicht bestätigen und büßte an den ersten Toren und im Steilhang viel Zeit ein. Weil im Anschluss noch einige Athleten ausschieden, konnte er aber noch einen Platz gutmachen.
Trotzdem ärgerte sich Holzmann über seinen Auftritt, bei dem deutlich mehr drin war. "Es hat eigentlich alles gepasst. Schlussendlich habe ich mir den Schneid abkaufen lassen und mich nicht getraut, es durchzudrücken. Das war zu unsauber." Dennoch fuhr er zum sechsten Mal in Folge in die Weltcuppunkte. Das gelang den weiteren deutschen Fahrern nicht. Anton Tremmel (SC Rottach-Egern/+4,30) und Weltcup-Debütant Nikolaus Pföderl (SC Lenggries/+5,73) blieben im zweiten Durchgang nur die Zuschauerrolle.