Ski Alpin in Garmisch-Partenkirchen Mit Ghedina-Grätsche: Josef Ferstl beendet Karriere
Er hatte sich noch einmal eine besondere Einlage überlegt: Nach einer Grätsche am Seilbahnsprung beendete Josef Ferstl, 2019 Kitzbühel-Sieger, seine Ski-Karriere.
Vor allen anderen fuhr am Sonntagmittag (28.01.2024) der Skirennfahrer Josef Ferstl beim Heim-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen nach unten. Außer Konkurrenz - und mit voller Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Das hatte seinen Grund: Josef Ferstl beendete seine Karriere als Skifahrer.
Der 35-jährige Kitzbühel-Sieger von 2019 im Super-G hatte sich dafür nicht eine außergewöhnliche Kleidung angelegt wie manch andere Fahrer. Er fuhr also nicht in Lederhose nach unten - oder mit einem Gamsbart am Hut. Nein, er fuhr im Renndress, mit Helm, machte dann aber eine Abschieds-Grätsche am Seilbahnsprung der Kandahar-Piste. Wie einst der Italiener Kristian Ghedina in Kitzbühel.
Nach Dreßen hört der nächste deutsche Speed-Sieger auf
Und das passte durchaus. Schließlich feierte Ferstl mit dem Sieg in Kitzbühel seinen größten Erfolg als Skirennfahrer. Ende 2017 siegte er zudem beim Super-G in Gröden. "Einerseits spüre ich Wehmut und Trauer, weil es meine letzte Fahrt war", sagte er im ZDF. "Andererseits aber auch Erleichterung. Es ist vorbei. Es war eine wunderschöne, spannende Zeit, erfolgreiche Zeit. Ich werde sie vermissen."
Dem DSV kommt nach Thomas Dreßen also nun sein nächster Speed-Sieger abhanden. "Klar ist es eine Veränderung. Aber es ist nicht so, dass wir deshalb untergehen. Wir haben den einen oder anderen jungen Läufer noch, bei dem es sich lohnt, dass man sich dafür einsetzt", sagte der Sportchef des Deutschen Skiverbandes (DSV), Wolfgang Maier.
Ferstl will Ski-Team erhalten bleiben
Und Ferstl will seine Erfahrung auch weitergeben, er kann sich in Zukunft einen Trainerjob gut vorstellen. Er wolle mit den DSV-Verantwortlichen über entsprechende Möglichkeiten reden. "Mein Herz brennt immer noch für den Skisport, das ist meine Leidenschaft. Wenn ich den DSV unterstützen kann, mache ich das in jeder Position", sagte Ferstl. Er wäre sich "auch nicht zu schade", als Berater oder Trainer im Jugendbereich aktiv zu werden, unterstrich Ferstl.
Nach seiner Fahrt erklärte er auch die Gründe für den Rücktritt: "Ich habe einfach das Problem, nicht mehr alles riskieren zu können - und ich mag auch nicht mehr. Es ist gut, wie es ist. Ich habe eine wunderbare Familie. Das Leben geht weiter und ich freue mich auf das, was kommt."
Familie nimmt Ferstl in Empfang
Im Ziel von Garmisch-Partenkirchen verneigte sich Ferstl vor dem Publikum. Und eigentlich hätte es ihm das Publikum gleichtun können, doch es verabschiedete ihn stattdessen mit viel Applaus. Danach nahm ihn die Familie in Empfang: Seine Frau und die beiden Töchter umarmten den Skirennfahrer.
Auf seine Familie wollte er auch noch einmal zu sprechen kommen: "Meine Frau hat das jahrelang mit mir mitgemacht und die Kinder schlussendlich schon fast alleine erzogen. Ich habe immer zum Training müssen und viel Zeit in den Sport investiert", sagte er. Jetzt will er erst einmal viel Zeit mit seiner Frau und den Kindern verbringen. Und dann möglicherweise wie Dreßen seine Erfahrungen als Weltcup-Sieger weitergeben.