Nach Kritik an Renndirektor Ottesen "Nicht fair" - Kombi-Sportdirektor Hüttel widerspricht Geiger
Die Nordische Kombination kämpft ums Überleben. Vinzenz Geiger befand jüngst, dass sich Renndirektor Lasse Ottesen nicht genug für den Erhalt der Sportart einsetze. DSV-Sportdirektor Hüttel sieht das anders, wie er im Sportschau-Interview verrät.
Im schlimmsten Fall wird die Nordische Kombination bei Olympia 2026 das letzte Mal vertreten sein. Ob sie bei den Spielen in den französischen Alpen vier Jahre noch Teil des olympischen Programms ist, ist derzeit völlig offen. Das IOC fordert Reformen, um die Sportart attraktiver zu machen.
Da passt es für Vinzenz Geiger nicht, dass der diesjährige Weltcup-Kalender nur acht Events vorsieht. Der Plan sei "eine Schande, in einer Zeit, in der wir uns auf unsere Stärken fokussieren müssen", befand Geiger, der Renndirektor Lasse Ottesen in seinem inzwischen gelöschten Post vor dem Weltcup-Start in Ruka angriff: "Diesem Kalender nach zu urteilen, warst du offenbar extrem beschäftigt - mit Nichtstun!" Die Chancen auf den Fortbestand seiner Sportart hätten sich "zum Schlechteren gewendet".
Hüttel findet Geigers Ottesen-Kritik "nicht fair"
DSV-Sportdirektor Horst Hüttel widerspricht Geiger im Interview mit der Sportschau und findet die Kritik nicht fair gegenüber Ottensen. "Ich sehe schon, dass hier seitens des Renndirektors Lasse Ottesen große Bemühungen unternommen werden", so Hüttel. Es sei deshalb "nicht fair, den Renndirektor als Buhmann hinzustellen. Das ist hier ein bisschen passiert".
Laut Hüttel habe Ottesen versucht, einen Weltcup in Japan ins Programm aufzunehmen, "weil er sich auch der Wichtigkeit bewusst ist, einen Weltcup auf asiatischem Boden stattfinden zu lassen". Mehrfach habe es Gespräche gegeben. Am Ende seien alle Beteiligten aber zu dem Entschluss gekommen, "dass aufgrund der finanziellen Situation des Verbandes diese Weltcups einfach nicht möglich sind".
Hüttel spricht mit Geiger: "Wollen den mündigen Athleten"
Hüttel suchte das Gespräch mit Geiger. "Er sagte, dass er diese ganzen Hintergrundinformationen nicht hatte." Geiger sei "Manns genug, das so anzunehmen", findet Hüttel, der Verständnis für Geiger zeigt und seinen Athleten auch nicht den Mund verbieten will. "Wir wollen den mündigen Athleten. Wir werden auch keinem einen Maulkorb aufsetzen."
Hüttel schließt nicht aus, dass es noch zu einem Gespräch zwischen Geiger und Ottesen und damit zu einer Versöhnung kommen könnte.
NoKo-Aus 2030? Hüttel ist vorsichtig optimistisch
Was bleibt ist dennoch die Sorge einiger Athleten, wie lange sie ihren Sport noch auf der Weltbühne betreiben können. Hüttel gibt sich vorsichtig optimistisch. "Im Moment glaube ich sehr, dass die Vergabe für Olympia 2030 nach Frankreich für die Nordische Kombination unser Glücksfall sein kann, unsere Rettung", meint Hüttel. "Weil Frankreich selber die Nordische Kombination absolut unterstützt und fördert."
Der Verband habe sich "gegenüber dem IOC ganz klar positioniert, dass sie die Nordische Kombination als festen Bestandteil, Damen und Herren, im Olympia-Programm 2030 sehen".
Im Sommer habe es einen FIS Youth Cup im österreichischen Tschagguns gegeben - mit 16 teilnehmenden Nationen und damit so vielen wie je zuvor. "Das ist auch vom IOC aufgenommen worden", so Hüttel. "Und das zeigt, dass hier auch gewisse Programme greifen. Und deswegen bin ich im Moment eher voller Hoffnung, dass das Ganze sich in die Richtung entwickelt, wie wir uns das alle wünschen."