Weltcup in Ruka Auf der Überholspur - Skispringer und Kombinierer so stark wie noch nie
Die deutschen Nordischen Kombinierer sind mit einem Paukenschlag in die neue Saison gestartet. In Ruka holten die DSV-Asse sieben von neun Podestplätzen. Auch die Skispringer erlebten ihr eigenes Wintermärchen. Sogar Sportdirektor Horst Hüttel war überrascht.
Die Nordischen Kombinierer haben einen Traumstart in die neue Saison hingelegt. Dabei stellten sich wohl auch absolute Kombi-Experten vor dem Auftakt-Wochenende nur diese eine Frage: Wer soll Dominator Jarl Magnus Riiber auf dem Weg zu seinem sechsten Gesamtweltcupsieg aufhalten? Doch in Ruka stand der Norweger "nur" zweimal in drei Rennen auf dem Podest, gewann "nur" einmal.
DSV-Kombinierer räumen (fast) alles ab
Stattdessen laufen und springen sich die deutschen Kombinierer in einen Rausch. Beim ersten Rennen am Freitag musste sich Vinzenz Geiger noch Riiber geschlagen geben. Im zweiten Wettbewerb eroberten Johannes Rydzek, Julian Schmid und Geiger das Siegertreppchen.
Zum krönenden Abschluss von Ruka kämpfte sich Geiger dann ganz nach vorne. Der Oberstdorfer gewann am Sonntag vor Riiber und vervollständigte sein persönliches Podium an diesem Ruka-Wochenende. Diesmal kam Manuel Faißt als Dritter ins Ziel. Macht in der Endabrechnung sieben von neun Podestplätzen.
Trainer-Wechsel bringt positive Impulse
Ein derartiger Start ist den deutschen Kombinierern in den vergangenen zehn Jahren nicht gelungen. "Wie die Jungs reingestartet sind, das war schon - muss ich gestehen - ein klein wenig überraschend", freute sich DSV-Direktor Horst Hüttel im Sportschau-Interview.
Der steile Aufstieg ist angesichts des vergangenen Winters bemerkenswert. In der vergangenen Saison sahen die deutschen Kombinierer nur die Hacken der Konkurrenz und feierten in 15 Weltcup-Rennen keinen einzigen Sieg. Die Situation habe den damals noch neuen Bundestrainer Eric Frenzel "ziemlich herausgefordert", erinnert sich Hüttl. "Wir haben früher in den Jahren 2016/17 die Szene dominiert und das war jetzt weg." Die neue Saison habe Frenzel "sehr akribisch" vorbereitet, berichtet Hüttl.
Außerdem kam es auch zu einer personellen Umstellung. Heinz Kuttin verließ die Kombination und wurde neuer Skisprung-Bundestrainer der Frauen. Constantin Kreiselmeyer ersetzte den Österreicher. Hüttl vermutet, "dass da auf jeden Fall auch ein paar gute und interessante Impulse ausgegangen sind von diesem Wechsel".
Vinzenz Geiger: Mit neuem Material zu alten Bestleistungen
Stellvertretend für den deutschen Traumstart steht Geiger, der aktuell das Gelbe Trikot für den Führenden in der Gesamtwertung trägt. Dass er in der Loipe allen davonläuft, ist keine Neuigkeit. Das tat er schon im vergangenen Winter, als er die Saison mit dem Roten Trikot für den schnellsten Läufer abschloss. Doch nun scheint der 27-Jährige auch seine Sprungleistungen in den Griff bekommen zu haben.
Im vergangenen Winter hatte er sich mit schwachen Sprüngen regelmäßig die Chancen auf einen Podestplatz genommen. Dass das in diesem Winter anders ist, liegt auch an einem Materialwechsel im Sommer. Sein ehemaliger Ausrüster reduzierte den Support für die Nordische Kombination. "Er war quasi gezwungen, hier zu wechseln. Und das scheint ihm vielleicht auch ganz gutgetan zu haben, einfach mal mit neuen Leuten zu arbeiten", vermutet Hüttel.
"Er hat einen kompletten Langlauf-Skisatz mehr oder weniger abgegeben und quasi hier bei null angefangen. Bei den Sprungskiern ist es das Gleiche. Da hat er sich intensiv mit dem Material auseinandersetzen müssen und vielleicht war das gar nicht das Schlechteste."
Hüttl will demütig bleiben
Auf den Plätzen drei (Julian Schmid) und vier (Johannes Rydzek) in der Gesamtwertung sind ebenfalls Deutsche zu finden. Überraschend ist auch, welche Konstanz der DSV in Ruka zeigte. Beim Abschluss am Sonntag platzierten sich vier Deutsche in den Top sechs.
Ein Top-Ergebnis, dennoch gibt sich Hüttel demütig. Es sei "vieles auch positiv reingelaufen, muss man so fairerhalber dazusagen. Und deswegen schauen wir mal, wie es nächstes Wochenende ausschaut". Dazu zählt auch, dass Riiber und Lamparter angeschlagen sind und nicht die Leistungen des vergangenen Winters abrufen konnten. Man werde die nächsten Wochen deshalb "mit Demut angehen", verspricht Hüttel, der nicht in "zu große Euphorie verfallen" will.
Auch Paschke und die DSV-Adler ganz vorne dabei
Auch die DSV-Ski-Adler erwischten einen Traumstart in den Weltcup-Winter. In Ruka war das Podest wieder fest in deutscher Hand. Am Sonntag gewann Andreas Wellinger die Windlotterie vor Stefan Kraft (Österreich) und seinem Teamkollegen Karl Geiger.
Am Vortag feierte Pius Paschke seinen zweiten Saisonsieg im Einzel. Der 34-jährige Oberbayer erlebt aktuell im eigentlichen Herbst seiner Karriere eine Art zweiten Frühling und führt nicht nur das DSV-Team, sondern auch die Weltcup-Gesamtwertung an. "Dieses (Gelbe) Trikot gibt mir so viel Selbstvertrauen - und es fühlt sich sogar etwas leichter an als die normalen", kommentierte der Mann vom WSV Kiefersfelden seinen aktuellen Höhenflug. Auch Wellinger auf Platz fünf im Klassement und Geiger (9.) haben schon kräftig Weltcup-Punkte gesammelt.
Hüttel lobt Skisprung-Bundestrainer Horngacher
Für Hüttel sind die aktuellen Erfolge die Früchte der Vorbereitung im Sommer. Dort habe man "die richtige Balance" zwischen konzentriertem Arbeiten und gleichzeitig der nötigen Ruhe gefunden. "Stefan Horngacher weiß sehr gut, was zu tun ist, um die Leute in eine gute Form zu bringen", lobt der DSV-Direktor. "Sie sind einen ähnlichen Plan gefahren wie letztes Jahr, mit unseren Anlagen Oberstdorf, Garmisch und Klingenthal, wo wir einfach mit dieser Hybrid-Lösung, Eis und Matte, eine sehr gute Form aufbauen konnten."
Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Jetzt liegt es an den DSV-Athletinnen und -Athleten, diese in den kommenden Wochen zu bestätigen.