Verhandlungen mit ATP Saudi-Arabien und die nächste Sportart - rüber zum Tennis
Saudi-Arabien könnte schon bald auch in den Tennissport investieren. Der ATP-Boss bestätigte Verhandlungen. Von "Sportswashing" ist bei solchen Meldungen kaum noch die Rede, es setzt ein Gewöhnungseffekt ein.
Carlos Alcaraz gewann am Sonntag (25.06.2023) zum ersten Mal ein Tennisturnier auf Rasen. Das Finale im Queen's Club in London ging mit 6:4, 6:4 gegen den Australier Alex de Minaur an den 20 Jahre alten Spanier, der damit auch wieder die erste Position in der Weltrangliste übernahm.
"Das bedeutet mir sehr viel. Es ist das erste Mal, dass ich hier gespielt habe", sagte Alcaraz, der nun zuversichtlicher sein dürfte, auch auf dem Rasen von Wimbledon weit kommen zu können. Das Turnier im "All England Lawn Tennis and Croquet Club" beginnt am Montag (03.07.2023).
"Positive Gespräche" mit saudischem Staatsfonds
Noch ohne Datum ist ein Turnier der ATP in Saudi-Arabien. Carlos Alcaraz hat jedoch "keine Zweifel", dass er auch in dem Königreich am Persischen Golf mit äußerst schwieriger Menschenrechtslage irgendwann eine Premiere feiern wird.
Der Zeitpunkt dürfte gar nicht weit entfernt sein. Während des Turniers im Queen's Club sagte Andrea Gaudenzi (Foto oben, links mit Alcazar), dass er in "positiven Gesprächen" mit dem Public Investment Fond (PFI) über ein Engagement im Tennis sei.
Gaudenzi ist Vorsitzender der ATP, also der Vereinigung der männlichen Tennisprofis. Der PFI ist der Staatsfonds von Saudi-Arabien. Nachdem es schon länger Gerüchte über einen Einstieg gibt, scheinen die beiden Seiten nun endgültig zusammenzukommen.
Fußball, Golf, Gaming, Formel 1
In immer schnellerer Taktung wird damit bekannt, wie das Königreich immer weiter in den Sport drängt. Im Fußball locken die zwei- bis vielleicht sogar dreistelligen Millionengehälter im Jahr etliche prominente Profis in die saudische Liga. Newcastle United gehört quasi dem saudischen Staat. Der Klub aus der englischen Premier League wird in der Saison 2023/24 in der Champions League spielen.
Im Golf finanzierte Saudi-Arabien zunächst eine Konkurrenztour zur renommierten PGA, kürzlich wurde praktisch das komplette Profigolf übernommen. Im Gaming fließen Milliarden aus Saudi-Arabien, die Formel 1 brummt seit Jahren in der Wüste, in der 2029 sogar die asiatischen Winterspiele ausgetragen werden.
Es sieht zwar so aus, als solle Saudi-Arabien auf eine Bewerbung um die Fußball-WM der Männer 2030 verzichten, aber die dürfte nur aufgeschoben sein.
Kritiker bezeichnen es als "Sportswashing", wenn Nationen mit kritischer Menschenrechtslage ihr Image mit Hochglanzprodukten aus dem Sport polieren. Mächtigster Konkurrent auf dem Sektor ist Katar. Der geograpisch kleine Nachbar, der 2022 die Fußball-WM der Männer ausrichtete, kündigte vor wenigen Tagen an, bei einer Gruppe einzusteigen, der unter anderem die Washington Wizards aus der Basketball-Liga NBA und die Washington Capitals aus der Eishockey-Liga NHL gehören. Es wäre ein Novum für den US-Sport.
Immer leisere Proteste
Immer leiser werden die Proteste und Bedenken gegen "Sportswashing". Das hat vor allem damit zu tun, dass westliche Staaten wie Deutschland enge wirtschaftliche Beziehungen zu den Staaten am Persischen Golf pflegen, deren Reichtum auf dem Verkauf von fossilen Brennstoffen beruht.
Wegen der Vielzahl von abgeschlossenen und geplanten Engagements hat sich aber auch ein Gewöhnungseffekt eingeschlichen. Dass die Klub-WM der Männer im Fußball 2023 in Saudi-Arabien ausgetragen wird, war im Februar eine Randnotiz, nachdem vorher der Wechsel Cristiano Ronaldos bekannt geworden war.
Bei Carlos Alcaraz gibt es auch keine Bedenken, künftig mit der ATP-Tour in einem Land Station zu machen, über das die Menschenrechtsorganisation "Amnesty International" im aktuellen Bericht unter anderem schreibt: "Das erste Personenstandsgesetz des Landes, das 2022 in Kraft trat, schrieb die männliche Vormundschaft und die Diskriminierung von Frauen fest."
Alcaraz prognostizierte im Queen's Club, dass Saudi-Arabien jegliche Mittel habe, den Tennissport "signifikant" zu verändern: "Ich denke, sie haben die Macht, viele Turniere zu bekommen."