Fußball-WM 2030 Saudi-Arabiens Bewerbung in Zweifel, Europa in Favoritenrolle
Saudi-Arabiens Bewerbung mit Griechenland und Ägypten um die WM Fußball-2030 wird es offenbar doch nicht geben. Das rückt die Bewerbung mit europäischer Beteiligung in die Favoritenrolle. Das Nachsehen könnte Südamerika haben. Die FIFA wird die WM später als gedacht vergeben.
Der Weltverband verkündete am Freitag (23.06.2023) nach der Sitzung des FIFA-Rats, dass der formale Start des Bewerbungsverfahren verschoben wird. Damit werde auch die Abstimmung über die Ausrichtung der WM der Männer 2030 vom dritten in das vierte Quartal 2024 verschoben.
Einige Anforderungen wurden aber veröffentlicht, beispielsweise:
- 14 Stadien sind erforderlich, wovon sieben bereits fertig sein müssen.
- Die Mindestkapazität beträgt 40.000 Plätze in der Vorrunde, 80.000 beim Eröffnungsspiel und beim Finale.
- Für die FIFA muss Steuerfreiheit gelten.
- Die FIFA teilte mit, sie sei verpflichtet, bei der Organisation ihrer Wettbewerbe die allgemein anerkannten Menschenrechte zu respektieren und erwarte dies auch von jeder Bewerbung.
- Es sei sicherzustellen, dass Journalisten und Menschenrechtsaktivisten, die im Zusammenhang mit der WM arbeiten, nicht behindert werden.
2022 standen die FIFA und Katar wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.
Abstimmen über die Vergabe wird Ende 2024 der FIFA-Kongress, die Versammlung der 211 Nationalverbände. Nicht stimmberechtigt unter den 211 Verbänden werden alle an den Bewerbungen beteiligten Länder sein. Und in die Bewerbungen kommt derzeit Bewegung.
Der FIFA-Kongress stimmt über die Ausrichtung ab.
Saudi-Arabien, Ägypten und Griechenland: Zweifel an der Fortsetzung der Bewerbung
Ägyptens Sportminister Ashraf Sobhy hatte in mehreren Interviews mit dem ägyptischen Portal "Sada El Balad" angekündigt, dass Ägypten keine Bewerbung für die WM 2030 der Männer bei der FIFA abgeben werde. Es werde "keine Konkurrenz zu den arabischen Brüdern geben", sagte Sobhy demzufolge. Gemeint ist die Bewerbung Marokkos mit Spanien, Portugal und der Ukraine. Mehrere Medien berichteten daraufhin, dass Saudi-Arabien die Bewerbung nun nicht weiterverfolge. Dafür gibt es bislang keine Bestätigung, offiziell wurde auch nie eine Bewerbung angekündigt.
Die Ambitionen Saudi-Arabiens, eine Fußball-WM auszurichten, sind damit nicht unbedingt beendet. Das Land, das derzeit den Fußball als Imageprojekt benutzt und die eigene Liga mit viel Geld mit Stars aus Europa bestückt, sucht die Nähe zu den Verbänden. Saudi-Arabien ist lange ein sportpolitischer Verbündeter von FIFA-Präsident Gianni Infantino. Derzeit reisen Vertreter Saudi-Arabiens durch die Welt und unterzeichnen Absichtserklärungen mit Verbänden - beispielsweise mit dem indischen Verband und der afrikanischen Konföderation, die vergleichbar mit der UEFA ist.
Spanien, Portugal, Marokko und Ukraine: klarer Favorit auf den Zuschlag
Die von Europa geprägte Bewerbung ist wohl die aussichtsreichste. Die afrikanische Konföderation hat ihre Unterstützung zugesagt. Auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin sprach sich für sie aus. "Ich denke, das ist eine gute Idee", sagte Ceferin, der einst Bewerbungen aus mehreren Kontinenten abgelehnt hatte: "Es ist sinnvoll, sich Marokko anzuschließen. Marokko liegt sehr, sehr nah an Spanien und Portugal." Sollten die Nationalverbände aus Afrika und Europa dementsprechend komplett für die Bewerbung stimmen, wäre das schon fast der Zuschlag.
Konföderation | Stimmen |
---|---|
Europa | 55 |
Afrika | 54 |
Asien | 46 |
Nord-/Mittelamerika | 35 |
Ozeanien | 11 |
Südamerika | 10 |
Summe | 211 |
Marokko war der zuvor rein iberischen Bewerbung genauso beigetreten wie die Ukraine. Ob die Ukraine, die ohnehin nur eine Vorrundengruppe ausrichten soll, wirklich dabeibleibt, ist angesichts des fortdauernden Angriffskriegs Russlands ungewiss.
Uruguay, Argentinien, Paraguay, Chile: Trotz Jubiläum nur kleine Chancen
1930 richtete Uruguay die erste WM aus und wollte zum Jubiläum das Turnier wieder nach Uruguay und in drei weitere Länder holen. Doch die Chancen sehen angesichts der europäisch-afrikanischen Bewerbung schlecht aus. Südamerika hat eine große Fußballtradition und ist ein großer Kontinent - doch der besteht nur aus zehn FIFA-Mitgliedern mit nur zehn Stimmen. Südamerika wird trotz des Jubiläums als Außenseiter ins Rennen gehen.
Die Bewerbung der Zukunft: interkontinental
Nach den Korruptionsskandalen um die Vergabe mehrerer Weltmeisterschaften im damaligen FIFA-Exekutivkomitee änderte die FIFA die Regeln und vergab die WM 2026 erstmals in der Vollversammlung der Nationalverbände. Nun zeigt sich, dass interkontinentale Bewerbungen erfolgversprechend sind, weil sie Stimmen von zwei Kontinenten binden können. Wer zwei der vier großen Konföderationen auf seiner Seite hat, kann auf die WM hoffen.
FIFA-Präsident Gianni Infantino.