Mitarbeiter der Stadt entfernen Aufkleber und Schmierereien von Fußballfans (Bild: rbb/Anders-Lepsch)

Bad Liebenwerda Wie Cottbus- und Dynamo-Fans mit Schmierereien Bad Liebenwerda verunstalten

Stand: 19.02.2025 18:15 Uhr

Bad Liebenwerda liegt im Grenzgebiet zu Sachsen - Fans von Energie Cottbus und Dynamo Dresden toben sich seit längerem in der Stadt aus. Für die Anwohner ein Ärgernis und für die Polizei schwer aufzuklären.

Die Kurstadt Bad Liebenwerda (Landkreis Elbe-Elster) ist seit einiger Zeit Austragungsort von Revierkämpfen zwischen den Fußball-Fans des FC Energie Cottbus und der SG Dynamo Dresden. So lackieren Dynamo-Fans zum Beispiel einen Wegweiser in ihren schwarz-gelben Vereinsfarben, um auf diese Weise rot-weiße Aufkleber der verfeindeten Energie-Anhänger unkenntlich zu machen. Ein Mitarbeiter des Bauhofs kniet über einem der Schilder und sagt: "Die sind hier mit starkem Sprühlack drei, vier Mal rüber – die hatten Zeit."
 
Johannes Berger (parteilos), Bürgermeister von Bad Liebenwerda, sagt im Gespräch mit dem rbb: "Das ist ganz heftig. Mit Lack? Was stellen sich diese Leute vor?" Immer wieder tauchen Schmierereien und Sticker im Stadtbild auf, zum Beispiel an Supermärkten oder am Bahnhofsgebäude, wo dann Schriftzüge wie "Scheiss SGD" oder "Energie Toys" zu lesen sind.
 
"Es tut uns auch weh, weil die ganze Front neugemacht werden muss", so Bürgermeister Berger. "Das ist ein städtisches Gebäude, das die Stadt vor einigen Jahren gekauft hat. Wir versuchen das auch zu vermarkten, das wird durch die Schmierereien aber nicht einfacher."

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Reinigungskosten belaufen sich auf bis zu 7.000 Euro pro Jahr

Es dauere etwa eine Stunde, um ein einziges Schild wieder sauber zu bekommen. Insgesamt belaufen sich die Reinigungskosten, Angaben der Stadt zufolge, auf bis zu 7.000 Euro pro Jahr. "Die lassen ihren Frust bei uns raus – obwohl Dynamo auch von Liebenwerda profitiert. Ich weiß, dass viele Leute am Wochenende zu den Heimspielen von Dynamo fahren – oder auch zu Energie", sagt Berger.
 
In Südbrandenburg wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.305 Fälle bei der Polizei angezeigt. Immerhin jeder zehnte konnte aufgeklärt werden. Aber: "In Bad Liebenwerda hatten wir tatsächlich nur 16 Fälle in der Statistik registriert. Im letzten Jahr gab es sogar einen deutlichen Abfall an Zahlen. Wie es in diesem Jahr aussehen wird, wird die Statistik zeigen", sagt Sascha Erler von der Polizeidirektion Süd.

Schmierereien von Fußballanhängern vor einem Supermarkt (Bild: rbb/Anders-Lepsch)

Schmierereien von Fußballanhängern vor einem Supermarkt

"Vielleicht kann ja mal ein Ultra im Rathaus vorbeischauen"

Zumal bislang die große Frage offen bleibt, was die Fußball-Fans dazu veranlasst, ausgerechnet in Bad Liebenwerda ihre Revierkämpfe auszutragen. Johannes Berger hat eine Vermutung: "Entweder fahren hier die ganzen Dynamo- und Energie-Fans mit dem Zug oder Auto durch. Oder es sind doch Einheimische, die sagen: 'Okay, gut, wir verewigen uns auf diesen Dingen.'"
 
Mit einem Schmunzeln gibt sich der Bürgermeister letztlich versöhnlich: "Vielleicht kann der eine oder andere Ultra ja mal bei mir im Rathaus vorbeischauen und uns sagen, warum er das macht."

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 18.02.2025, 19:30 Uhr