
Union Berlins Transfersommer Union Berlins Transfersommer: Prominente Wackelkandidaten und Stürmer-Experimente
Der Klassenerhalt ist sicher, die Weichen sind gestellt. Drei Wochen vor dem Ende der Bundesligasaison plant der 1. FC Union Berlin bereits die kommende Spielzeit. Ein Blick auf mögliche Veränderungen im Kader der Köpenicker.
Drei Wochen vor Ende der Bundesligasaison 2024/25 hat der 1. FC Union Berlin Gewissheit mit Blick auf die Spielzeit 2025/26. Für die Verantwortlichen-Riege um Geschäftsführer Horst Heldt bedeutet der bereits feststehende Klassenerhalt allen voran eines: Planungssicherheit. Nachdem die Köpenicker im Vorjahr mit Blick auf die Personalplanung lange zweigleisig fahren mussten, können sie aktuell ihren vollen Fokus auf die Bundesliga richten.

Bevor wir allerdings zum Personal selbst in Unions Personalplanung kommen, zunächst ein Blick auf das "Wie". Das ist schließlich gewissermaßen die Grundlage der sommerlichen Kaderplanung bei Union und besteht im Kern aus einer Frage: Wie wollen Unions Verantwortliche ihre Mannschaft kommende Saison spielen lassen?
"Union hat zuletzt immer einen Kern zusammengestellt, der unabhängig vom Trainer funktionieren muss", sagt Sebastian Fiebrig, Autor des Union-Blogs und -Podcasts Textilvergehen. Zuletzt wurde dies besonders deutlich, als der damals neue Trainer Steffen Baumgart versuchte, defensiv eine Viererkette und eine insgesamt offensivere Orientierung zu installieren. Ein Versuch, der zumindest teilweise kläglich scheiterte. "Ich gehe nicht davon aus, dass die Kaderplanung extrem von Baumgarts Fußballidee abhängen wird", sagt Fiebrig, "aber Union braucht schon eine Idee, wie man auch mal ohne einen langen Ball nach vorne kommt".
Der erste Neue (?)
Ein Schlüssel hierbei könnte Oliver Burke werden. Der 28-jährige Stürmer lehnte jüngst eine Vertragsverlängerung bei seinem aktuellen Klub Werder Bremen ab – dem Vernehmen nach, weil er sich mit Union über einen Wechsel im Sommer einig ist. "Dann hättest du, neben Benedict Hollerbach, noch einen zweiten Spieler, der sehr schnell und technisch vielleicht sogar noch ein bisschen besser ist", sagt Fiebrig. Gleichzeitig ist die vermeintliche Verpflichtung des Schotten auch ein gewisses Risiko.

Noch Bremer, aber wohl bald ein Unioner: Stürmer Oliver Burke | Bild: IMAGO/Noah Wedel
Schließlich spielt Burke zwar seit ein paar Monaten in Bremen sehr stark, enttäuschte dort allerdings zuvor zweieinhalb Jahre lang größtenteils. Somit wäre er gewissermaßen die nächste Probe in einer ganzen Reihe von Stürmer-Experimenten bei Union Berlin. Zuletzt hießen diese Jordan, Yorbe Vertessen und Kevin Volland – Namen, die kurz nach ihrem Erklingen bereits wieder verklangen.
Um diesem Risiko im Fall von Burke zuvorzukommen, könnte Union die Kaufoption von Andrej Ilic ziehen. Der Serbe ist seit der Baumgart-Ankunft in Köpenick im Sturm gesetzt und könnte von Union – genauso wie auch Offensivmann Woo-yeong Jeong – fest verpflichtet werden.
Die (prominenten) Verkaufskandidaten
In den vergangenen Jahren war die Defensive sowohl qualitativ als auch personell zumeist die Konstante beim 1. FC Union. Allen voran Diogo Leite und Danilho Doekhi sind auch diese Saison wichtige Stützen in Unions Kader-Konstruktion, dadurch allerdings auch für andere Klubs zunehmend interessant. Besonders Diogo Leite dürfte schlagartig zu einem umworbenen und ertragreichen Verkaufskandidaten werden, wenn er seinen Vertrag, der dem Vernehmen nach im Sommer 2026 ausläuft, nicht verlängert.
Der Dritte im Bunde der sportlich wichtigen umworbenen Unioner ist bereits erwähnter Benedict Hollerbach. Der 23-Jährige stand diese Saison in allen 31 Bundesligaspielen der Köpenicker auf dem Rasen, erzielte neun Tore und wirbelte sich auf die Scouting-Zettel verschiedener größerer Bundesligisten. "Wenn verkaufen, dann bitte für viel Geld", fasst Fiebrig zusammen, was auch Union selbst vorschweben dürfte.

Die Armada der (bald) Aussortierten
Den von Union ausgeliehenen Ilic und Jeong steht eine ganze Reihe an Spielern gegenüber, die Union selbst vor der Saison an verschiedene andere Klubs verliehen hat. Robin Gosens, Paul Jaeckel, Alex Kral, Chris Bedia und Lennart Grill bilden hierbei ein Quintett, das im Sommer theoretisch zurückkommen könnte, dies praktisch aber wohl kaum tun wird. Im prominenten Fall von Gosens sickerte zuletzt bereits durch, dass die AC Florenz an einer festen Verpflichtung des Nationalspielers interessiert sei.
In den übrigen vier genannten Fällen dürfte die spielerische Qualität schlichtweg nicht reichen, um sich in Unions Kader durchzusetzen. Ein Umstand, der auch für einige aktuelle Köpenicker gilt: Von Jerome Roussillon über Lucas Toussart bis hin zu Laszlo Benes und Ivan Prtajin – für sie alle könnte es im Sommer eng werden mit einem Verbleib bei Union Berlin. "Mit dem Abgang von Kevin Volland hat Union vorgemacht, was es heißt, frühzeitig für Klarheit zu sorgen", sagt Fiebrig, "das wird insgesamt ein Schlüssel sein."

Die (weiteren) offenen Fragen
Eine weitere spannende, weil sehr vielschichtige Planstelle in Unions Kader ist die linke Außenbahn, wo der Name Tom Rothe Fragen aufwirft. Der 20-Jährige überzeugte zum Start der Saison als wichtiger Teil von Unions Stammelf, wurde unter Baumgart zuletzt allerdings vom Kroaten Josip Juranovic ersetzt. Der ist allerdings gelernter Rechtsverteidiger und als solcher der erste Stellvertreter von Union-Urgestein Christopher Trimmel. Dieser wiederum ist mit seinen 38 Jahren als Alleinunterhalter auf der rechten Seite in einer langen Bundesligasaison eher ungeeignet.
Ganz allgemein müssen Unions Verantwortliche sich diesen Sommer erneut eine andere, übergeordnete Frage stellen: Mit welchem Anspruch starten wir in die kommende Saison? Sollte der 1. FC Union perspektivisch mehr wollen als den alljährlichen Abstiegskampf, täte ihm mehr Qualität in der Breite gut. Schließlich sind Akteure wie Janik Haberer, Robert Skov und auch ein Rani Khedira zwar sehr solide Bundesligaspieler, aber in verschiedenen Bereichen ihres Spiels auch sehr limitiert.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.04.2025, 09:15 Uhr