
Erster offizieller Fanklub Erster offizieller Fanklub "Frauenpower rot-weiß": Erstligareifer Support für Unions Aufsteigerinnen
Das Frauenteam des 1. FC Union lockt schon jetzt viele Zuschauer ins Stadion An der Alten Försterei. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga können sich die "Eisernen Ladies" sogar der Unterstützung des ersten offiziellen Fanklubs sicher sein. Von Gunnar Leue
Es gibt über 50 eingetragene Fanklubs des 1. FC Union. Sie tragen so originelle Namen wie "Die üblichen Verdächtigen" oder ungewöhnliche wie "Brigade Bavaria". Momentan macht sich ein weiterer Fanklub daran, in die Liste aufgenommen zu werden. Er heißt "Frauenpower Rot-Weiß" und hat, wie der Name schon sagt, etwas mit Frauenpower zu tun hat. Gemeint ist nicht (oder nur hintersinnig) die Power von weiblichen Unionfans, sondern die Frauenpower des Union-Teams. Das spielt - das steht seit dem 6:1-Sieg gegen Gladbach am Sonntag fest - ab der nächsten Saison in der Bundesliga.

Gründungsversammlung im heimischen Wohnzimmer
"Wir finden, dass die Frauenmannschaft genauso viel Support verdient wie das Männerteam", sagt Mike Kellmann. Er geht seit 1980 zu Union, er war zehn, als er das erste Mal ein Spiel im Stadion An der Alten Försterei besuchte. "Damals spielten nur Männer im Fußball eine Rolle. Von Frauenfußball hörte man nichts und auch unter den Union-Fans im Stadion gab es nur wenige Frauen."
Beides hat sich in Köpenick längst geändert. Nun soll sich auch in punkto Fantum von rot-weißem Frauenfußball etwas ändern, offiziell sozusagen. Deshalb hatte Mike Kellmann, im Hauptberuf IT-Administrator, für den 1. Januar dieses Jahres zu sich nach Hause in seine Wohnung eingeladen - zur Gründungsversammlung besagten Fanklubs. Bereits im letzten Sommer hatte der Lichtenberger darüber mit anderen Fans des Frauenteams gesprochen. Als Dauerkartenbesitzer kannte er ja etliche von ihnen aus dem Stadion.

Vertreter von Unions erstem offiziellen Frauen-Fanklub: "Frauenpower rot-weiß"
"Wir wollen sichtbar sein"
Zum Beispiel Stefanie Voigt und ihre Schwägerin Lucy Voigt. Die Fanklubidee besprachen sie nicht allzu lange, sondern entschieden sich schnell, "Nägel mit Köpfen" zu machen. Das hieß, Recherche, welche juristischen Voraussetzungen waren zu erfüllen. Zum Beispiel die Anmeldung beim Vereinsregister am Amtsgericht Charlottenburg. Ausgerechnet Charlottenburg. Stefanie muss lachen. "Wenn die Ladies in der Bundesliga spielen, müssen wir präsent sein." Bis zum ersten Spiel in der höchsten deutschen Spielklasse soll der "Frauenpower Rot-weiß" ein e.V. sein. Ende Mai soll die erste Mitgliederversammlung stattfinden. Danach wollen sie die Unterlagen einreichen, um ein offizieller Unionfanklub zu werden, der dann auch in Unions Fan- und Mitgliederdachorganisation FuMA vertreten sei. "Wir wollen sichtbar sein", sagt Stefanie Voigt.
Das sind die Mitglieder ihres Fanklubs - momentan 17 im Alter zwischen zehn und 80 Jahren, mehr weibliche als männliche - auch schon ohne juristischen Titel. "Wir gehen zu jedem Heimspiel. Auswärts ist es schwieriger, gerade wenn die Spiele mal mit denen der Männermannschaft kollidieren. Denn zu denen wollen wir natürlich auch hin", sagt Mike, der quasi Fanklubvorsitzende.
Das gilt genauso für die beiden Voigt-Frauen, die seit 2019 zu den Unionspielen der Männer gehen. Bei den Union-Frauen sind sie seit Regionalligazeiten mit den Heimspielen auf dem Sportplatz in Adlershof dabei, nicht erst seit der Relegation samt Aufstieg in die Zweite Liga, so wie Mike. Gemeinsam ist ihnen auf jeden Fall die Ansicht, dass der Verein endlich auch das Frauenteam fördert. "Es macht schon was aus, dass die Vereinsführung die Frauen jetzt so unterstützt und ihnen alle Möglichkeiten gibt, um gut spielen zu können. Es wurde Zeit, dass der Verein sich dazu entschlossen hat und das konsequent durchzieht." Mike Kellmann findet sogar, dass Frauenfußball in Deutschland komplett besser gefördert werden müsse. "Es kann nicht sein, dass die Frauenteams großer Vereine auf Trainingsplätzen ihre Spiele ausrichten. Die Frauen des HSV, von Bayern oder Wolfsburg spielen alle nicht in großen Stadien. Das ist nicht angemessen. Bei Union ist das zum Glück anders."

Der Fanklub "Frauenpower rot-weiß" zählt aktuell 17 Mitglieder.
Zuschauermagnet Union-Frauen
Tatsächlich hat sich der Verein jetzt schon zum Krösus entwickelt, was die Zuschauerzahlen betrifft. In der Regionalliga guckten sich die Partie gegen Hertha BSC 12.500 Menschen in der Alten Försterei an. Beim Relegationsspiel gegen den SV Henstedt-Ulzburg waren sogar über 18.000 Zuschauer im Stadion. Und auch in dieser Zweitligasaison ist der Zuspruch enorm. "Wir hatten nach vier Heimspielen schon mehr Zuschauer als die gesamte Zweite Liga in der kompletten Saison davor", ordnet Mike Kellmann die Verhältnisse ein. Beim Spiel am Sonntag gegen Gladbach verbesserte Union den eigenen Zweitliga-Rekord auf 14.047 Zuschauer. Auswärts zeigen die Union-Fans ebenfalls Präsenz. In Hamburg seien von 650 Zuschauern auf dem ausverkauften Sporttrainingsplatz etwa 400 aus Berlin gewesen.
"Union-Womanizer" unterstützten schon 2007 den Verein
"Frauenpower Rot-Weiß" macht sich überall bemerkbar, auf dem Platz genauso wie auf den Traversen. Ganz neu ist das übrigens nicht, denn der Begriff war schon 2008 in vieler Munde. "Frauenpower Rot-Weiß" hießen eine CD und ein Lied von Iron Henning, mit dem die erste erfolgreiche Phase der Union-Frauen in der Zweiten Liga musikalisch gewürdigt wurde. Auf der CD war auch ein anderer Song von Die Womanizer, deren Namen sich wiederum einige Unioner für ihre Fangruppierung entliehen.
Der Fanklub "Union-Womanizer" hatte sich im Zuge des erstmaligen Aufstiegs in die 2. Bundesliga im Sommer 2007 gegründet, ohne sich allerdings um offizielle Weihen zu kümmern. Er bestand vor allem aus Schülern und Schülerinnen, die mit Trommeln, Zaunfahnen und Bannern zu den Heimspielen im alten, unsanierten Stadion An der Alten Försterei anrückten. Zu ihnen gehörte Marian Rolle. "Wir hatten uns zusammengeschlossen, weil wir merkten, dass die Frauen gar keine Unterstützung hatten. Damals wurde Frauenfußball vom Verein nicht gefördert."

Fans fahren mit dem Mannschaftsbus nach Hause
Immerhin hätte es damals schon sogenannte Frauenfußballfeiertage am 1. Mai im Stadion gegeben, bei denen die Womanizer natürlich auch Präsenz gezeigt hätten. Ebenso bei Hallenturnieren oder Auswärtspunktspielen. Es hätte auch freundschaftliche Beziehungen zu Teilen der Mannschaft gegeben, die ohnehin sehr dankbar für die Unterstützung gewesen sei. "Ab und an ging es für uns sogar mit dem Mannschaftsbus zurück nach Hause, wenn die Rückfahrt mit der Bahn nicht mehr möglich war. So wie bei einem Pokalspiel beim VfL Oythe, als es in die Verlängerung ging." Als echtes Highlight erinnert sich Marian Rolle an eine Busfahrt zum Auswärtsspiel nach Neubrandenburg, wo insgesamt 70 Unionfans beim wichtigen Spiel um den Klassenerhalt zugegen waren. Neubrandenburg stieg am Ende ab, Union blieb drin.
Nach dem späteren Abstieg aus der Zweiten Liga war die Mannschaft in die Dörpfeldstraße umgezogen und die Womanizer zogen mit. Bis sie selbst auseinander gingen, weil viele von ihnen in Ausbildung oder Studium wechselten.
Große Aufstiegsparty am letzten Spieltag
Nach dem letzten Spiel dieser Saison gegen Gütersloh (18. Mai) wird in Köpenick der Bundesliga-Aufstieg, der größte Erfolg der Frauen in der Vereinsgeschichte von Union, gefeiert. Neben dem Fanklub "Frauenpower Rot-Weiß" werden dann mit Sicherheit auch einige Fans aus den Reihen der Ex-Womanizer im Stadion An der Alten Försterei dabei sein. Die Mitglieder des alten und des neuen Fanklubs der Union-Frauen werden sich dann nicht auf Anhieb sehen können, weil das Stadion sehr voll sein wird. Aber das dürfte beiden nur recht sein.
Sendung: rbb24, 27.04.2025, 21:45 Uhr