Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber bei einer Medienrunde am 04.02.25 (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)

Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber: "Die Mannschaft hat alle im Regen stehen lassen"

Stand: 04.02.2025 16:34 Uhr

Das Transferfenster der 2. Liga ist wieder geschlossen - und Hertha BSC hat keinen Spieler verpflichtet. Und das, obwohl die sportliche Situation ausbaufähig ist. Benjamin Weber erklärt den ruhigen Winter.

Auf den ersten Blick sieht es nach einer unspektakulären Transferperiode für Hertha BSC aus. Gustav Christensen wurde nach Ingolstadt verliehen, Wilfried Kanga an Dinamo Zagreb abgegeben. Am Dienstag gab Sportdirektor Benjamin Weber einen Einblick und sprach im Zuge einer Medienrunde über ...

... das Winter-Transferfenster:
 
"Wir haben zu Beginn der Transferperiode klar gesagt, dass es ein ruhiger Winter werden wird. Wir mussten schauen: Finden wir eine Möglichkeit, uns zu verstärken, und ist es wirtschaftlich machbar? Deshalb waren uns wirtschaftlich ein Stück weit die Hände gebunden. Es ging vor allen Dingen darum, Sachen nicht zu machen."
 
... Jonjoe Kenny:
 
"Er ist absoluter Stammspieler bei uns und hatte den legitimen Wunsch hinterlegt, nach Sheffield zu gehen. Aber nachdem wir im Sommer mit Haris Tabakovic und Marc-Oliver Kempf zwei zentrale Spieler abgeben mussten, kam ein Abgang von Kenny für uns nur in Frage, wenn es sich wirtschaftlich lohnt. Alle Summen, die medial kolportiert wurden, sind nicht korrekt. Jonjoe hat sich stark entwickelt bei uns und deswegen wollten wir diese Stütze nicht abgeben."

Ibrahim Maza (l.) und Fabian Reese von Hertha BSC (imago images/Matthias Koch)
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... die Nachfragen anderer Vereine:

 
"Es gab Interesse an vielen jungen Spielern. Gerade bei Derry Scherhant und Ibo Maza ist die Entwicklung – sowohl sportlich als auch, was den Martkwert angeht – extrem positiv zu bewerten. Das ist ein klares Zeichen der Arbeit von Cristian Fiél und seinem Trainerteam."
 
... die jungen Stammspieler:
 
"Gegen Regensburg standen mit Ibo Maza und Pascal Klemens zwei 19-Jährige, mit Linus Gechter ein 20-Jähriger, und mit Derry Scherhant und Marten Winkler zwei 22-Jährige auf dem Platz. Hertha BSC ist ein Ausbildungsverein. Es geht darum, junge Spieler zu entwickeln. Wir wollen den Übergang aus unserer Akademie stärken und junge Spieler auf den Platz bringen. Da gehört auch mal der ein oder andere Rückschlag dazu."
 
... den Start in die Rückrunde:
 
"In Paderborn haben wir es gut gemacht und das Spiel gewonnen, gegen den Hamburger SV haben wir uns nicht belohnt und in Regensburg haben wir versagt. Die Mannschaft ist jetzt in der Pflicht, nicht nur eine Reaktion zu zeigen, sondern die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Du kannst viel reden, coachen und anleiten. Aber am Ende musst du Taten sprechen lassen. Das ist die klare Erwartungshaltung für das kommende Wochenende und die kommenden Spiele."

Toni Leistner (vorne), Kapitän von Hertha BSC [Quelle: IMAGO / Zink]
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... die aktuelle Situation:
 
"Wir sind Zwölfter mit 25 Punkten. Damit können wir nicht zufrieden sein, aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir Tabakovic und Kempf aufgrund der wirtschaftlichen Situation in der letzten August-Woche abgeben mussten. Mit Fabian Reese haben wir über die komplette Hinrunde einen Unterschiedsspieler verloren. Der Trainer hat sich nie darüber beschwert, sondern hat die jungen Spieler auf den Platz gebracht."
 
... die kommenden Spiele:
 
"Wir brauchen jetzt nicht von Aufstieg sprechen. Es geht darum, in der Tabelle zu klettern und Punkte zu sammeln. Und vor allen Dingen das Heimspiel am Wochenende erfolgreich zu gestalten – für unsere Fans, die uns bisher unglaublich unterstützt haben. Da wollen wir etwas zurückgeben."
 
... die Leistung der Mannschaft gegen Regensburg:
 
"Wenn man sich das Spiel anguckt, haben sie alle im Regen stehen lassen. Damit darf und kann niemand zufrieden sein. Regensburg war uns über das gesamte Spiel in Sachen Intensität, Zweikampfführung, und Mentalität überlegen. Das müssen wir schnell ablegen."
 
... einen Erklärungsansatz für die Leistung gegen Regensburg:
 
"In diesem Augenblick hinterfragt sich jeder. Ich habe auch sämtliche Vorbereitung mitgemacht und fast alle Einheiten in der letzten Woche gesehen. Aber die Leistung ist einfach nicht erklärbar. Das hat wenig mit einem Matchplan zu tun, sondern mit den Grundtugenden. Und daran müssen wir arbeiten. Und da ist klar die Mannschaft in der Verantwortung. Die Grundtugenden auf den Platz zu bringen, das kann nicht immer nur der Trainer machen."

Cristian Fiél
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... eine stärkere Einbindung von Talenten:
 
"Ich kenne nicht viele Vereine, die fünf oder sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf dem Platz haben. Es geht natürlich darum, den nächsten Schritt zu ermöglichen, aber es muss von der Position und vom Leistungsvermögen her sinnvoll sein. Wir haben hochtalentierte Jungs, aber die Frage ist immer, wann ist der richtige Zeitpunkt."
 
... die Planung für die nächste Saison:
 
"Es geht immer um eine Sommerplanung, die du über das gesamte Jahr machst. Das ist unabhängig von der Liga. Es geht um die sportliche Überzeugung und was wirtschaftlich darstellbar ist. Wir haben im letzten Jahr gute Erfahrungen gemacht, dass wir sehr früh mit dem einen oder anderen schon in Kontakt waren. Für uns geht es kurzfristig darum, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Für alles andere ist es jetzt der falsche Zeitpunkt."
 
... die gemeinsame Zukunft mit Cristian Fiél:
 
"Rückschläge gehören zu unserem Sport dazu. Wir haben uns für einen klaren Weg entschieden. Und da gibt es nichts zu diskutieren."

Sendung: DER TAG, 04.02.25, 18 Uhr