
Baseball-Profi Max Kepler Baseball-Profi Max Kepler fängt in Philadelphia neu an - und hat nun Titelchancen
Der Berliner Max Kepler ist der einzige Deutsche in der US-amerikanischen Major League Baseball. Nach 15 Jahren wechselte kürzlich von den Minnesota Twins zu den Philadelphia Phillies - und hat dort nun die Chance auf den Titel. Von Heiko Oldörp
Max Kepler wirkt ein wenig überfordert in der großen Umkleide der Philadelphia Phillies. Er schaut sich um, fragt, sucht. Kein Wunder: Für den Berliner ist alles neu auf dem Trainingsgelände der Philadelphia Phillies in Clearwater. Hier, an der Westküste Floridas, bereitet sich der Verein seit 1947 auf die neue Saison in der Major League Baseball vor - und mit Kepler ist erstmals ein Deutscher dabei.
Zeit in Minnesota war "ein Traum"
Alle seien "super nett, sehr freundlich" und er "freue sich, hier zu sein", sagt Kepler. Mehr als ein Jahrzehnt lang hatte er die Saisonvorbereitungen knapp 200 Kilometer weiter südlich absolviert - im Trainingscamp der Minnesota Twins in Fort Myers. Doch im vergangenen Herbst endete das Kapitel. Nach 15 gemeinsamen Jahren gingen beide Seiten auseinander. "Leider ist das Business so. Und wenn man sich umschaut, bleiben die meisten Spieler vielleicht fünf Jahre bei einem Verein", betont der 32-Jährige. Dass er 15 Jahre bei den Twins habe verbringen können, sei "ein Traum gewesen", sagt er.
Wenn Kepler über seine Zeit in Minnesota spricht, kommt das einer Zeitreise gleich. 2009 hatten die Twins den talentierten Teenager als 16-Jährigen verpflichtet - und ihm nur für seine Unterschrift bereits 800.000 Dollar gezahlt. Kepler galt als eines der größten Versprechen, das jemals aus Europa in die MLB kam. "Auf einen Deutschen zu setzen, ist riskant. Aber die Twins haben es getan, haben mir diese Möglichkeit gegeben - und dafür werde ich ewig dankbar sein", so Kepler.
Sichtbare Spuren hinterlassen
Sein Weg nach ganz oben begann, wie für alle Nachwuchsspieler, in den Niederungen. 2010 machte Kepler in Floridas Golf Coast League seine ersten Schritte auf amerikanischem Boden. Das Leben in diesen Ligen ist kein Vergleich zum Luxus der MLB. Die Akteure sind für Auswärtsspiele stundenlang in Bussen auf scheinbar endlosen Straßen unterwegs. Sie übernachten in einfachen Unterkünften, sind weit weg von daheim - getrieben von der Hoffnung, dass es womöglich irgendwann mal für die Baseball-Eliteliga reichen werde.
Kepler war nach fünf Jahren dort angekommen, debütierte im Herbst 2015 für die Twins in der MLB. Vor ihm hatte Donald Lutz als erster Deutscher in der stärksten Baseballliga der Welt gespielt, für die Cincinnati Reds 2013 und 2014 insgesamt 62 Partien absolviert und verschwand dann wieder. Kepler hingegen hat sich etabliert - und in Minnesota sichtbare Spuren hinterlassen. Gleich sein erster Homerun brachte auch den Sieg - die Twins gewannen dank Kepler am 12. Juni 2016 daheim gegen die Boston Red Sox 7:4.

Homerun-King im Twins-Ballpark
Einige Wochen später, am 1. August, schlug Kepler gegen Cleveland sogar drei Homeruns in einem Match - das war zuvor noch keinem Europäer in der MLB gelungen. Niemand hat im Ballpark der Twins die Bälle öfter auf die Tribünen gedroschen (84 Mal) als der Deutsche. Und noch etwas für die Nerds: Die Homeruns Nummer 600, 700 und 1000 in der Geschichte des 2010 eröffneten Twins-Stadions sind für immer mit dem Namen Max Kepler verbunden.
Was bleibt? Sportlich sein erster Homerun und die Playoff-Spiele, sagt Kepler. Aber ihm seien vor allem all die Freunde wichtig, die großartigen Teamkollegen, die er in Minnesota kennengelernt und von denen er sich so viel abgeguckt habe. Ohne die Twins, betont Kepler, wäre er jetzt "wahrscheinlich in der ersten oder zweiten Bundesliga in Deutschland".
Nur Ein-Jahres-Vertrag bei den Phillies
So aber steht der 1,93 Meter große Linkshänder vor seiner elften MLB-Saison. Er habe "fünf bis sieben" Angebote gehabt, sagt Kepler, der bei den Phillies im Dezember einen Ein-Jahres-Vertrag für zehn Millionen Dollar unterschrieb. Eine solche Laufzeit klingt eher nach einem beidseitigen Beschnuppern als nach völliger Überzeugung. Wichtig für Kepler: Nachdem er die vergangene Saison aufgrund von Knieproblemen vorzeitig beenden musste, ist er nun wieder fit. Und mit 32 Jahren befindet er sich im besten Baseball-Alter.
In Minnesota spielte Kepler im rechten Außenfeld, in Philadelphia wird er auf die linke Seite wechseln. Er habe zu einer Mannschaft gewollt, die "die Chance hat, die Meisterschaft zu gewinnen", betont er. Bei den Twins war das nie der Fall. Minnesota spielte zwar oft sehr gute Punktrunden, schied dann aber in den Playoffs ebenso oft früh aus. Die Phillies standen 2022 in der Endspielserie, erreichten ein Jahr später das Halbfinale und zählen auch diesmal wieder zu den Titelanwärtern.
Am 27. März geht es los, mit einem Gastspiel bei den Washington Nationals. Max Kepler hat also noch etwas Zeit, sich mit seinem neuen Umfeld vertraut zu machen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 05.03.2025, 12:15 Uhr