Formel 1 in Belgien Russell disqualifiziert - Hamilton nachträglich Sieger in Spa
George Russell hatte ein hoch spannendes Formel-1-Rennen in Spa gewonnen - doch einige Stunden später kam am frühen Sonntagabend (28.07.2024) der Nackenschlag: Der Erstplatzierte wurde disqualifiziert, sein Teamkollege Lewis Hamilton profitierte.
Nur 1,173 Sekunden hatten die ersten drei getrennt, Russell trotz schlechterer Reifen und dank einer Ein-Stopp-Strategie den Sieg vor Hamilton und Oscar Piastri eingefahren. Sein Teamkollege schaffte es einfach nicht, am späteren Sieger vorbeizuziehen - doch das passierte dann am grünen Tisch. Weil das Auto von Russell bei der Zieleinfahrt zu leicht war, wurde er nachträglich disqualifiziert.
Der Weltverband FIA teilte mit, dass der Mercedes nur ein Gewicht von 796,5 Kilogramm aufwies, er hätte aber mindestens 798 Kilogramm schwer sein müssen. "Das Team räumte ein, dass es keine mildernden Umstände gab und es sich um einen Fehler des Teams handelte. Die Sportkommissare stellen fest, dass gegen Artikel 4.1 des technischen Reglements der FIA Formel 1 verstoßen wurde und daher die Standardstrafe für einen solchen Verstoß verhängt werden muss", hieß es von Verbandsseite.
Wolff hatte Russell als "Reifenflüsterer" geadelt
Im 44 Runden andauernden Rennen war die Entscheidung erst in den letzten Kurven gefallen. Vier Runden lang hatte sich Russell mit den deutlich schlechtesten Reifen gegen Hamilton zur Wehr setzen müssen und schaffte es vor allem zu Beginn der langen Geraden, sich immer wieder den nötigen Vorsprung auf seinen Mercedes-Partner zu verschaffen.
Wegen des Duells schaffte es dann Piastri, den Anschluss herzustellen, einen Überholversuch konnte der Ungarn-Sieger aber nicht mehr starten. Und so fuhr Russell als erster unmittelbar vor Hamilton und Piastri über die Linie und bedankte sich bei seinem Team. "Super Strategie, ihr seid die Besten", schrie er über den Funk. Sein Boss Toto Wolff bezeichnete ihn daraufhin als "Reifenflüsterer".
Russell: "Haben gepokert" - im Nachhinein zu sehr
"Das war unglaublich, hätte das jemand mit dieser Strategie vorhergesagt, hätte ich das nicht für möglich gehalten. Aber sie hat funktioniert. Das ist ein Teamerfolg. Wir haben gepokert, aber das Auto hat sich super angefühlt", sagte Russell unmittelbar nach dem Rennen. "Der Doppelsieg für das Team ist ein unglaubliches Ergebnis und super vor der Sommerpause." Wie sich einige Stunden später herausstellte, pokerten Mercedes und Russell aber zu hoch - dennoch geht der Rennstall mit einem Sieg in das vierwöchige Break.
Von der Disqualifikation profitierte auch Max Verstappen, der trotzdem seine Misere fortsetzte. Schon beim Qualifiying hatte sich angedeutet, dass der Niederländer, der sieben der ersten zehn Saisonrennen gewonnen hatte, auch in Belgien nicht in die Siegerspur zurückfinden wird. Verstappen fuhr zwar die mit Abstand schnellste Zeit, wurde aber aufgrund eines Motorenwechsels seines Rennstalls Red Bull auf Rang elf zurückgestuft.
Verstappen bleibt noch komfortabel vorn
Von dort arbeitete sich der 26-Jährige zwar erwartungsgemäß weit nach vorne, seinen vierten Erfolg in Spa-Francorchamps verpasste er jedoch deutlich. Verstappen kam als Fünfter ins Ziel hinter dem Top-Trio, kam in den letzten Runden nicht mehr an Charles Leclerc vorbei, konnte aber immerhin die Angriffe von Lando Norris abwehren. Nachträglich wurde der Weltmeister als Vierter, Leclerc rückte aufs Podest.
Daran, dass Hamilton trotz des Erfolges den WM-Titel abgehakt hatte, dürfte aber auch die neue Konstellation nichts ändern. Mercedes hat auch mit seinem Erfolg gezeigt, dass es - abgesehen vom Gewichtsfehler - wieder zu den besten Teams gehört. Am 25. August geht es in der Formel 1 weiter mit dem Grand Prix der Niederlande in Zandvoort - da sollte Verstappen so langsam zurückschlagen, sonst könnte es trotz des aktuell noch komfortablen Vorsprungs von 78 Punkten auf Norris doch noch eng werden.