Rebekka Haase (l.) und Gina Lückenkemper bei der WM 2023

Leichtathletik-EM DLV-Athleten wollen in Rom glänzen

Stand: 06.06.2024 12:38 Uhr

Knapp acht Wochen vor den Olympischen Spielen in Paris küren Europas Leichtathletinnen und Leichtathleten an historischer Stätte in Rom ihre Besten. Bei der EM (7. bis 12. Juni 2024) geht es um die Standort-Bestimmung vor dem Saison-Höhepunkt, für einige noch um das Paris-Ticket und natürlich auch um Gold, Silber und Bronze. Der DLV schickt ein großes Team ins Rennen - mit guten Erfolgsaussichten.

Von Bettina Lenner, Rom

Erst Rom, dann Paris, oder auch über Rom nach Paris: Die Sommerspiele an der Seine haben viele der EM-Starter immer im Hinterkopf. Zumindest die, die das Ticket für Paris schon gelöst haben - oder das in Italien noch schaffen wollen.

"Für mich ist es auf jeden Fall eine Meisterschaft, die ich sehr ernst nehme", sagte Malaika Mihambo. "Aber natürlich ist klar, dass in Paris dann im Sommer der absolute Höhepunkt gesetzt wird." Dort kann die Ausnahme-Athletin Historisches schaffen und als erste Weitspringerin zwei Olympiasiege in Folge schaffen.

Vier der deutschen Einzel-Europameister von München dabei

Zuvor aber führt die zweimalige Weltmeisterin, die im vergangenen Jahr bei der WM in Budapest verletzt gefehlt hatte, erst einmal das 113-köpfige EM-Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in der ewigen Stadt an.

In Gina Lückenkemper (100 m), Richard Ringer (Halbmarathon), Julian Weber (Speer) und Niklas Kaul (Zehnkampf) sind vier der fünf deutschen Einzel-Europameister von München am Start. Ringer siegte seinerzeit im Marathon, kurz vor den Olympischen Spielen ersetzt die halbe Distanz die 42,195 km.

Klosterhalfen muss passen - wird's noch was mit Paris?

Von den deutschen Titelverteidigern muss Konstanze Klosterhalfen, die 2022 über 5.000 m zu ihrem ersten großen internationalen Gold gestürmt war, wegen eines Infekts kurzfristig passen. Die 27-Jährige will nun bei den deutschen Meisterschaften Ende Juni in Braunschweig die letzte Chance nutzen, noch auf den Zug nach Paris aufzuspringen.

Auch der verletzte Hochspringer Tobias Potye ist zwei Jahre nach seinem Silbercoup von München nicht dabei, aus der siegreichen Sprint-Staffel fehlt Alexandra Burghardt. Zehnkampf-Hoffnung Leo Neugebauer startet direkt vor der EM bei den US-College-Meisterschaften. Zurück in der deutschen Auswahl ist dagegen Gesa Felicitas Krause, die sich nach ihrer Baby-Pause stark zurückgemeldet und auch schon für Olympia qualifiziert hat.

2022 in München das erfolgreichste Team

Die Summe von Sternstunden wie in München, als das Heim-Publikum Klosterhalfen und Co. zum Erfolg getragen hatte, ist vom deutschen Team im traditionsreichen Stadio Olimpico in unmittelbarer Nähe zum Tiber wohl nicht zu erwarten.

Zwischen zwei enttäuschenden Weltmeisterschaften glänzte der DLV seinerzeit mit insgesamt 16 Medaillen (7 Gold, 7 Silber, 2 Bronze) und stellte das erfolgreichste Team. In Budapest folgte dann im vergangenen Jahr ein Tiefpunkt, bei dem Deutschlands Athleten erstmals in der Geschichte ohne WM-Medaille blieben. Allerdings sind die Erfolgsaussichten auf europäischem Niveau deutlich besser als im Weltvergleich. 

"Das wird gut, eine krasse Generalprobe auf den Weg zu Olympia", prognostizierte ARD-Leichtathletik-Experte Frank Busemann: "Ich gehe von der einen oder anderen Medaille in Disziplinen aus, in denen man in Paris nicht mal in den Endlauf kommt."

Gute Aussichten für Mihambo und Co.

Diesmal dürften die begeisterungsfähigen Tifosi ihre Landsleute um Sprint-Olympiasieger Marcell Jacobs und Hochsprung-Star Gianmarco Tamberi mit viel Leidenschaft zu Höchstleistungen antreiben. Doch die deutschen Chancen auf Edelmetall und gute Platzierungen stehen nicht schlecht.

Mihambo will zurück auf den europäischen Weitsprung-Thron, die Titelverteidiger Weber und Kaul besitzen erneut gute Chancen auf Edelmetall, ebenso die starken Diskus-Frauen, Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye und Krause.

"Oh happy day" - Kugelstoßerin Ogunleye singt, tanzt und lacht in Rom

Tim Tonder, Sportschau

"Angesichts der guten Vorleistungen unserer Athletinnen und Athleten bin ich zuversichtlich, dass wir bei der Medaillenvergabe in zahlreichen Wettbewerben ein Wort mitreden werden", sagte DLV-Sportvorstand Jörg Bügner. "Für unsere Top-Athletinnen und -Athleten ist es eine ideale Standortbestimmung in Hinblick auf die Olympischen Spiele im August. Ansonsten gilt es, sich so gut wie möglich international in Szene zu setzen."

Fliegt Duplantis wieder zum Weltrekord?

Die internationale Konkurrenz ist allerdings stark und auch innerhalb Europas in der Breite gewachsen. Ein vorolympisches Schonprogramm ist kaum zu erkennen, auch die Stars der Szene kommen; die beiden 400-m-Hürdenasse Femke Bol (Niederlande) und Karsten Warholm (Norwegen) ebenso wie Armand Duplantis, der immer höher fliegt - in diesem Jahr schon 6,24 m.

Die Frage ist also eher nicht, ob das schwedische Stabhochsprung-Genie sein drittes EM-Gold gewinnt, sondern ob "Mondo" Duplantis seinen eigenen Weltrekord ein weiteres Mal verbessert. Profitieren werden von dieser Gemengelage vor allem die Zuschauer, verspricht die EM doch Wettkämpfe auf allerhöchstem Niveau.

EAA schüttet erstmals Preisgeld aus

Neben den Medaillen gibt es auch Geld zu gewinnen. Erstmals schüttet der Europäische Leichtathletik-Verband EAA ein Preisgeld von insgesamt 500.000 Euro aus. Die Prämien von je 50.000 Euro werden auf fünf Wettkampfbereiche bei Frauen und Männern aufgeteilt: Sprint inklusive Hürdensprint, Mittel- und Langstrecke auf der Bahn, Wurfdisziplinen, Sprung sowie Wettbewerbe auf der Straße, im Mehrkampf und in den Staffeln. Durch einen Punkteschlüssel werden die Leistungen in diesen Gruppen von Disziplinen verglichen.

Der Verband spricht von einem Meilenstein, weil Sportlerinnen undSportler erstmals bei einer EM finanziell profitierten.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 07.06.2024 | 09:55 Uhr