Emily Bölk im National-trikot

Handballerinnen vor Heim-WM Emily Bölk - Plötzlich eine Streichkandidatin

Stand: 05.03.2025 15:29 Uhr

Vorübergehend aussortiert und als Kapitänin abgesetzt: Deutschlands Vorzeige-Handballerin Emily Bölk droht, die Heim-WM zu verpassen.

Emily Bölk ist ohne Zweifel das Gesicht des deutschen Handball-Nationalteams. Sie ist auch das Aushängeschild der Frauen-WM 2025 in Deutschland und den Niederlanden (27. November bis 14. Dezember). Auf den Werbebannern ist Bölk die zentrale Figur, aber plötzlich ist gar nicht mehr sicher, ob sie überhaupt mitspielen darf.

Es begann am Montag mit der Meldung, dass Bundestrainer Markus Gaugisch bei den anstehenden Testspielen gegen Frankreich am Donnerstag in Trier (18.30 Uhr) und am Samstag in Besancon (18.00 Uhr) auf die 26-Jährige verzichtet.

Döll jetzt Kapitänin

Am Mittwoch folgte dann Bölks Absetzung als Kapitänin. Sie hatte sich den Posten mit Alina Grijseels geteilt, jetzt übernimmt Antje Döll von Meister und Pokalsieger HB Ludwigsburg. Vize-Kapitäninnen sind Torfrau Katharina Filter (Brest Handball) und Xenia Smits (Ludwigsburg).

Dieser Wechsel sei das Ergebnis einer internen Analyse, sagte Gaugisch am Mittwoch in Trier, man wolle neue Impulse setzen: "Ich wünsche mir eine lebhafte Mannschaft, die Prozesse auch selbst anstößt und löst oder auch in Kommunikation mit mir. Antje ist jetzt die Anlaufperson dafür."

Gefragt danach, wie die vorab informierten Bölk und Grijseels ihre Absetzungen aufgenommen hätten, sagte Gaugisch: "Es waren sehr professionelle Gespräche, wir haben uns zielgerichtet ausgetauscht. Es waren gute Gespräche." Grijseels habe vorbildlich reagiert und sehr gut trainiert.

Gaugisch: "Die Tür ist nicht zu"

Bölk dagegen blieb verwehrt, mit guten Trainingsleistungen zu reagieren, sie hat sich bisher auch noch nicht öffentlich geäußert. Mit Blick auf die Nichtnominierung betonte Gaugisch, Bölk sei nicht aussortiert und die Tür sei nicht zu.

Bundestrainer Markus Gaugisch im Gespräch mit Emily Bölk

Bundestrainer Markus Gaugisch im Gespräch mit Emily Bölk

"Wir haben uns für diesen Lehrgang jetzt so entschieden und wollen neuen Spielerinnen die Chance geben, sich zu zeigen. Der Konkurrenzkampf ist auch auf dieser Position da. Jetzt geht es für alle darum, mit Leistungen die eigene Entwicklung voranzutreiben", sagte Gaugisch.

Bölk seit acht Jahren eine feste Größe

Bölk hatte 2016 mit 18 Jahren für Deutschland debütiert und galt von Beginn an als großes Versprechen. Von Mutter Andrea und Vater Matthias, beide ehemalige Handball-Profis, mit viel Talent ausgestattet, etablierte sich Bölk schnell und machte auch im Verein Karriere. Vom Buxtehuder SV wechselte sie 2018 zum Thüringer HC und 2020 zu Ferencvaros Budapest.

Dort spielt Bölk auch mit mittlerweile 26 Jahren auf konstant hohem Niveau. Erst vergangenes Wochenende übernahm sie im ungarischen Pokalfinale Verantwortung, führte Ferencvaros in der Crunchtime nach furioser Aufholjagd zum vierten Pokaltitel in Folge.

Deutschland hinkt weiter hinterher

Auch beim Deutschen Handballbund war Bölk Dauergast, hat bereits 132 Länderspiele und zehn große Turniere bestritten. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass Bölk die riesigen Erwartungen bisher nicht erfüllen konnte. Mit ihrer Hilfe wollte das deutsche Frauenteam zur Weltspitze aufschließen. Doch nicht zuletzt bei der enttäuschenden EM 2024 zeigte sich bei Pleiten gegen die Niederlande, Dänemark und Norwegen, dass das DHB-Team deutlich hinterherhinkt.

"Wir haben schon mit unserer Leistung gehadert. Dann fällt vieles in sich zusammen, man kann nicht die ganze Energie reinlegen, es wird schwierig", sagte Neu-Kapitänin Döll. Sie wolle jetzt einen guten Teamgeist anstreben: "Wir wollen das Bewusstsein schaffen: Wir brauchen alle Spielerinnen und kämpfen füreinander."

Kühne und von Pereira auf Bölks Position

Die Testspiele gegen Frankreich werden so zum Neuanfang mit Kapitänin Döll und frischen Spielerinnen auf Bölks Position im linken Rückraum: Nieke Kühne (20) und Aimée von Pereira (25). Kühne von der die HSG Blomberg-Lippe war schon für die EM 2024 eingeplant gewesen.

Und für Böll bleibt die Hoffnung, für die weiteren Testspiele gegen Dänemark und die Niederlande eine Einladung zu erhalten. Dann kann sie vielleicht neu glänzen - mit einer weniger zentralen Rolle und nicht mehr ganz so großen Erwartungen seitens der Öffentlichkeit.