Sieg gegen Dänemark Donnerwetter - Deutschland stürmt ins Viertelfinale
Was für ein wildes Spiel: Deutschland besiegt Dänemark in einer Gewitterschlacht mit knapp 25 Minuten Unterbrechung, vielen VAR-Entscheidungen - und steht im Viertelfinale der Europameisterschaft.
Beim 2:0 (0:0) in Dortmund trafen Kai Havertz (53. Minute) und Jamal Musiala (68.) für das DFB-Team, das nun am nächsten Freitag (05.07.2024) um 18 Uhr auf den Sieger des Duells zwischen Georgien und Spanien trifft.
Nagelsmann überrascht bei der Aufstellung
Julian Nagelsmann hatte mit seiner Aufstellung durchaus überrascht: David Raum kam für Maximilian Mittelstädt zu seinem ersten Startelfeinsatz bei dieser EM, Leroy Sané ersetzte Florian Wirtz, weil Julian Nagelsmann beim 1:1 gegen die Schweiz "zu wenig tiefe Läufe hinter die Kette" gesehen hatte. Was er meinte, wurde schon nach acht Sekunden klar: Vom Anstoß weg spielten die Deutschen steil, Sané wurde erst an der dänischen Grundlinie gestoppt.
Oliver pfeift Schlotterbeck-Tor ab
Für den nächsten "Stopp" sorgte der Schiedsrichter. In der 3. Minute bejubelten die Fans in Dortmund ein blitzsauberes Kopfballtor von BVB-Abwehrspieler Nico Schlotterbeck. Doch Michael Oliver pfiff den Treffer zurück, weil er einen "Block" von Joshua Kimmich an Schlotterbecks Bewacher Andreas Skov Olsen als Foul interpretierte - eine abenteuerliche Regelauslegung, die aber offenbar auch der VAR nicht für überprüfungswürdig hielt.
Doch Deutschland hielt den Druck aufrecht und schnürte Dänemark komplett am eigenen Sechzehner ein. In der 6. Minute parierte Kasper Schmeichel erst einen Vollspannkracher von Kimmich, bei der direkt folgenden Ecke bekam er beim nächsten gefährlichen Schlotterbeck-Kopfball so gerade noch die Faust an den Ball.
Drückende Überlegenheit - aber kein Ertrag
Die Führung war in dieser Phase überfällig und lag in der 10. Minute schon wieder in der Luft: Einen langen Pass von Antonio Rüdiger nahm Kai Havertz zehn Meter vor dem dänischen Tor volley, Schmeichel konnte die Kugel mit viel Mühe noch um den Pfosten lenken. Nach einer Viertelstunde lautete das Torschussverhältnis 6:0, das DFB-Team hatte 70 Prozent Ballbesitz, 70 Prozent der Zweikämpfe gewonnen, 4:0 Ecken - aber kein Tor.
Und keinen Gegner. Doch das änderte sich nach 20 Minuten, als sich Dänemark entschloss, dann doch auch mal am Spiel teilzunehmen. Einen ersten gefährlichen Abschluss von Christian Eriksen blockte Antonio Rüdiger ab, dann schoss Joakim Maehle knapp am linken Winkel vorbei (23.).
Donner, Blitz und Hagel - Oliver unterbricht
Dann kam der große Regen. Nach einer halben Stunde zog das vorausgesagte Unwetter über Dortmund auf, als dann noch Donnerschläge, Blitze und Hagel hinzukamen, schickte Schiedsrichter Oliver beide Teams in die Kabinen. Die Fans nahmen es weitgehend locker, tanzten oben ohne unter schwallartigen Sturzbächen vom Tribünendach, das Donergrollen wurde von "Oh, wie ist das schön"-Gesängen übertönt.
Nach etwas mehr als 24 Minuten und 25 Sekunden ging es weiter, und das DFB-Team war sofort wieder voll da: Havertz musste nach einer Klasse-Flanke von Raum eigentlich das 1:0 erzielen, köpfte aber aus kurzer Distanz genau auf Schmeichel.
Zweimal Leichtsinn und ein aberkanntes Tor
Doch phasenweise ging die Euphorie auch mit den Deutschen durch. In der 42. Minute versuchte Schlotterbeck ein Dribbling im eigenen Strafraum, was Rasmus Höjlund beinahe mit dem Gegentor bestraft hätte. Kurz vor dem Wechsel leistete sich dann Jamal Musiala einen Harakiri-Ballverlust an der Mittellinie, Eriksen und Thomas Delaney bedienten Höjlund - doch Manuel Neuer rettete mit höchstem Einsatz gegen den Stürmerstar von Man United.
Dann wurde es verrückt. In der 50. Minute traf Joachim Andersen nach einer ganz schlechten Abwehrleistung der Deutschen, doch nach VAR-Intervention wurde eine minimale Abseitsstellung von Passgeber Delaney erkannt - Andersen jubelte vergeblich. Doch es kam noch schlimmer für ihn. Im Gegenzug berührte der Innenverteidiger von Crystal Palace eine Raum-Flanke ganz leicht mit der Hand, der Sensor im Ball schlug aus: Wieder schaltete sich der VAR ein, es gab Elfmeter für Deutschland und Havertz behielt die Nerven (53.).
Havertz-Solo und Entscheidung durch Musiala
Doch Beruhigung kehrte dadurch nicht ein, es blieb komplett wild. Havertz vergab nach einem Solo in der 60. Minute das mögliche 2:0, dann rettete wieder Neuer gegen Höjlund - und schließlich traf Musiala: Perfekt bedient mit einem langen Ball von Schlotterbeck ging der Münchener allein auf Schmeichel zu und vollstreckte kühl ins lange Eck (68.).
Erst danach kam auch mal etwas Ruhe in dieses Duell, Deutschland fand den Kontrollmodus, bei den Dänen ließ der Glaube sichtbar nach. Die eingewechselten Niclas Füllkrug, Florian Wirtz und noch einmal Havertz hätten das Ergebnis am Ende noch deutlicher gestalten können. Bei einem Wirtz-Treffer gab es auch nochmal eine längere Abseitsüberprüfung - ein 3:0 wäre gegenüber den kampfstarken Dänen aber auch definitiv zuviel des Guten gewesen.