FIFA WM 2022 WM-Tagebuch: In der Mühle
Sportschau-Reporter Marcus Bark berichtet im WM-Tagebuch über die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, seine Eindrücke und Begegnungen.
What just happened? Der Tag ist gerade zwei Minuten alt, als Grant Wahl diesen Tweet absetzt. Was passiert da gerade?
Die Frage, die er stellt, weil Holland in letzter Sekunde zum 2:2 gegen Argentinien ausgleicht, stellt sich ein paar Minuten später bei ihm.
"Doctor, doctor, doctor", schreien sie vier Reihen höher. An einigen Gesichtern ist abzulesen, dass jede Sorge berechtigt ist um jene oder jenen, die oder der da liegt, für die meisten verdeckt von den Reihen mit Schreibtisch und Pult.
"Soll stabilisiert sein", heißt es später in der Pressekonferenz von einem Kollegen, der es bei Kollegen im Fahrstuhl aufschnappte.
Messi spricht bis 2.45 Uhr Ortszeit, 3.30 Uhr Bett. Früh aus dem Bett, weil Messis Worte ins Internet müssen. Whatsapp einer Kollegin: "Mitbekommen?"
Der Notfall bekommt einen Namen, und einen Todestag. Grant Wahl, gerade mal 48 Jahre alt, stirbt im Stadion, vier Reihen höher, während 80 Meter tiefer Elfmeter über Sieg und Niederlage entscheiden.
Muss erst etwas passieren? Das ist die Frage, die sich nun allen stellt, die auch in der Mühle sind. Turniere sind eine Mühle. Sie muss mal stoppen, aber die Gefahr, dass es auf morgen verschoben wird, besteht jeden Tag.
Gut schlafen, vernünftig essen, viel Wasser trinken. So ein trauriger Tag ist wie Silvester. Vorsätze.
Mühle dreht sich weiter. In Al Thumama macht es Marokko es für Afrika. Endlich. Drei Kontinente im Halbfinale. Welt-Meisterschaft.
Bei England gegen Frankreich bleibt ein Stuhl auf der Medientribüne frei. Blumen zieren den Tisch, davor das Bild von Grant Wahl. Ein Mahnmal.
Kane versenkt den Elfmeter. Klappe zu. Feierabend. Bett.