WM 2022 in Katar Gastarbeiter verklagen US-Bauunternehmen wegen Arbeitsbedingungen
Mehrere philippinische Gastarbeiter haben in den USA eine Sammelklage gegen eine amerikanische Firma eingereicht. Sie arbeiteten für die Firma im Rahmen der Vorbereitungen für die Fußball-WM der FIFA in Katar 2022.
Fast 40 Menschen reichten am Donnerstag gemeinsam über eine Anwaltskanzlei beim Bundesgericht in Denver/Colorado eine Klage ein. Sie werfen dem amerikanischen Bauunternehmen Jacobs Solutions Inc vor, sie bei den Arbeiten in Katar gefährlichen und unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt zu haben, wie die Nachrichtenagentur Reuters und der Sender "NBC" berichten.
Jacobs und mehrere Tochtergesellschaften des Unternehmens, die die Bauprojekte beaufsichtigten, zwangen laut Anklage die Arbeiter, in engen, schmutzigen Baracken zu leben und bis zu 72 Stunden am Stück in Hitze ohne Nahrung und Wasser zu arbeiten. Zudem berichten die Arbeiter von nicht gezahlten Löhnen und einbehaltenen Reisepässen. So konnten sie weder den Arbeitgeber wechseln noch nach Hause reisen.
Kanzlei: "Klage ist Ergebnis einer umfassenden Untersuchung"
Jacobs habe von Menschenrechtsverletzungen in Katar gewusst oder hätte davon wissen müssen, habe sich aber bewusst für die Ausbeutung von Arbeitnehmern entschieden, heißt es in der Klage. Dem Unternehmen und seinen Tochtergesellschaften wird vorgeworfen, gegen ein US-Gesetz verstoßen zu haben, das Menschenhandel oder Zwangsarbeit verbietet, selbst wenn das mutmaßliche Verhalten außerhalb der Vereinigten Staaten erfolgt. Die Arbeiter fordern nun Schadenersatz.
"Diese Klage ist das Ergebnis einer umfassenden internationalen Untersuchung von Arbeitsrechtsverletzungen während der Bauarbeiten für die Weltmeisterschaft in Katar", sagte Anwalt Eli J. Kay-Oliphant von der Kanzlei Sparacino PLLC bei "NBC". "Wir glauben, dass diese Arbeiter beim Bau der Stadien ausgebeutet wurden. Wir sind stolz darauf, uns für sie einzusetzen und ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen."
Zahlreiche Menschenrechtsverletzungen in Katar dokumentiert
Katar stand im Rahmen der WM 2022 vor allem wegen des Umgangs mit Gastarbeitern in der Kritik. Beim Bau der Stadien und anderer Infrastruktur für die WM wurden massive Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. Immer wieder gab es Diskussionen um die Todeszahlen. Laut Statistiken aus Katar sind mehr als 15.000 Menschen nicht-katarischer Staatsangehörigkeit seit der WM-Vergabe 2010 gestorben. Wie viele Opfer davon im Zusammenhang mit WM-Projekten stehen, wurde nicht veröffentlicht. Laut FIFA sind lediglich drei Arbeiter explizit aufgrund von Arbeitsunfällen beim Stadionbau gestorben.
Die FIFA unter Präsident Gianni Infantino und Katar verwiesen immer wieder auf Verbesserungen und Reformen. Dabei ist von einem Mindestlohn, der Möglichkeit zum Wechsel des Arbeitgebers, oder einer Abschaffung des Kafala-Systems die Rede. Im Kafala-System kann der Arbeitgeber extrem starke Kontrolle auf die Gastarbeiter ausüben. Menschenrechtsorganisationen kritisieren jedoch immer wieder, dass diese Reformen teilweise nur auf dem Papier existieren und in der Praxis kaum oder gar nicht umgesetzt werden.