FIFA WM 2022 WM-Tagebuch: Wackelkontakt und Schadenfreude
Sportschau-Reporter Marcus Bark berichtet im WM-Tagebuch über die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, seine Eindrücke und Begegnungen.
Gibt Fragen, auf die kein Mensch eine Antwort braucht. Dennoch stellen sie sich. Warum Zimmer 514 jeden Tag auf Zimmer 514 isst und jeden Morgen ein erklecklicher Haufen dreckiges Geschirr auf dem Flur steht, ist eine dieser Fragen. Warum die Bedienung der Lichtschalter im Badezimmer nach drei Wochen immer noch ein Rätsel ist, eine andere.
Eine Lampe im Flur hat neuerdings einen Wackelkontakt. Flashback irgendwann Anfang der 80er. "Buggl", der erste Breakdancer im Dorf. Jeden Abend mit dem Ghettoblaster unter eine Laterne mit Wackelkontakt. Bühne bereitet.
High Noon in Doha. Es passiert tatsächlich. Sind zwar weniger Tropfen als Argentinier in der Stadt, aber es ist eindeutig Regen.
Zähes Ding zwischen Brasilien und Kroatien. Zäher als die Kroaten ist aber niemand. Ausgleich auf dem Laptop mit 90 Sekunden Verspätung. Daher für das Elfmeterschießen Umzug in einen anderen Container. Brasilien raus, am Lusail bricht Jubel aus. Fans von Argentinien crashen verschiedene Liveschalten. Einer schiebt die Reporterin zur Seite, brüllt "Brasil" in die Kamera und deutet mit dem Arm ein startendes Flugzeug an. Der Fußball lebt auch von der Freude über die Niederlagen anderer.
Oft geht so ein Schuss nach hinten los. Aber sie vertrauen einfach Messi, und das ist okay so. Dieser Pass. Nur jemand in Maradonas Trikot darf so einen Pass spielen.
An dieser Stelle endet der 9. Dezember, Ortszeit. Der 10. beginnt mit einem argentinischen Wackelkontakt, verursacht durch Wout Weghorst, den ehemaligen Wolf in Wolfsburg. Wow, was für ein Freistoßtrick, was für ein Tor, was für ein Spiel.
Den Brasilianern bleibt nichtmal die Schadenfreude.