Zecira Musovic wird gefeiert.
analyse

Torhüterin überragt bei Sieg Schwedin Zecira Musovic lässt USA verzweifeln

Stand: 06.08.2023 17:38 Uhr

Schweden hat am Sonntag (06.08.2023) Titelverteidiger USA im WM-Achtelfinale ausgeschaltet. Im Elfmeterschießen gab es einen 5:4 (0:0)-Sieg. Großen Anteil am Erfolg hatte Torhüterin Zecira Musovic - auch wenn sie selbst gar keinen Schuss gehalten hat.

Von Florian Neuhauss, Melbourne

Kurz bevor das Elfmeterschießen die Entscheidung im Duell Schweden gegen die USA bringen sollte, wurde auf einmal Zecira Musovic groß auf den Anzeigetafeln eingeblendet. Die Nerven der knapp 30.000 Menschen im Melbourner Rectangular Stadium waren zum Zerreißen gespannt. Und was tat die schwedische Torhüterin? Sie lächelte. Selbstbewusst würden die schwedischen Fans sagen, fast schon diabolisch die der USA. Und knapp 15 Minuten später waren die Schwedinnen ins WM-Viertelfinale eingezogen.

Musovic hatte zwar keinen der insgesamt sieben Elfmeter auf ihr Tor gehalten. Trainer Peter Gehardsson war sich trotzdem sicher, dass seine Keeperin großen Einfluss genommen hatte: "Die gegnerischen Spielerinnen wussten genau, dass Zecira den Ball hält, wenn der Elfmeter nicht gut geschossen sein würde." Und in Megan Rapinoe, Sophia Smith (beide vorbei) und Kelley O'Hara (Pfosten) wollten es gleich drei US-Spielerinnen zu genau machen. Der Rest war schwedischer Jubel.

USA verzweifeln an Schwedens Torhüterin

Dass es Schweden überhaupt bis ins Elfmeterschießen geschafft hatte, war Musovic zu verdanken. Die 27-Jährige vom FC Chelsea hatte die amerikanischen Angreiferinnen schier zur Weißglut getrieben. Was sie auch versuchten, die 1,80-Meter-Frau war zur Stelle.

"Mir fällt kein anderer Grund ein als die Torhüterin, warum wir das Spiel nicht gewonnen haben", sagte US-Coach Vlatko Andonovski. Sein Team war nach einer schwächeren Anfangsphase das deutlich überlegene Team gewesen. Seine Torhüterin Alyssa Naeher, die übrigens selbst einen Strafstoß sicher verwandelte, war kaum gefordert worden. 22:9 Torschüsse waren am Ende für sein Team verzeichnet. Trotzdem stand es nach 120 Minuten 0:0.

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US-Coach weicht Fragen nach seiner Zukunft aus

Der Titelverteidiger hat nicht nur die große Chance verpasst, als erste Nation überhaupt bei Männern und Frauen dreimal in Folge eine Weltmeisterschaft zu gewinnen. Das Aus in der ersten K.o.-Runde ist auch viel zu wenig für die hohen Ansprüche in Amerika. Und so musste sich der sichtlich bewegte Coach diverse Fragen der anwesenden Journalisten zu seiner eigenen Zukunft anhören.

"Es wäre egoistisch von mir, mir jetzt Gedanken über mich zu machen", erklärte der 46-Jährige, der das Team vor vier Jahren übernommen hat. "Ich habe gerade meine Spielerinnen weinen sehen. Das tut weh. Ich liebe sie alle. Da kann ich an nichts anderes denken."

Wenn er die Chance hätte, sein Team noch mal auf dieses Spiel einzustellen - was würde er anders machen? "Gar nichts!"

Überhaupt: Die Zukunft seiner Mannschaft sei strahlend. "Es standen fünf Spielerinnen auf dem Platz, die ihre erste WM spielen. Und wir haben noch mehr Talente. Wir alle haben unser Land mit Stolz vertreten." Aus dieser Niederlage würden sie lernen, die Niederlage werde Motivation für die Zukunft sein. Als die FIFA-Offizielle die PK kurz darauf beendete, schien Andonovski, der zuvor oft hatte um die richtigen Worte ringen müssen, selbst den Tränen nah und eilte vom Podium.

Musovic: "Habe gemacht, was erlaubt ist"

Dort nahmen dann sein Pendant Gehardsson und die als Spielerin des Spiels ausgezeichnete Musovic Platz. "Ich habe all das gemacht, was erlaubt ist", erklärte die Torhüterin auf die Frage, wie sie Einfluss auf ihre Gegnerinnen genommen hätte. Als Hampelmann auf der Torlinie und dem einen oder anderen Satz Richtung US-Spielerinnen: "Das ist der mentale Teil des Spiels."

Sich selbst wollte die Keeperin, die in London die Kontrahentin der deutschen Nationalspielerin Ann-Kathrin Berger um die Nummer eins bei den "Blues" ist, aber nicht im Mittelpunkt wissen: "Wir haben alle ein gutes Spiel gemacht. Wir hatten einen starken Gegner. Aber wir wussten, was wir können. Ich bin sehr stolz auf mein Team."

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Kurios: Im dritten Gruppenspiel (2:0 gegen Argentinien) hatte nicht Musovic, sondern Jennifer Falk vom BK Häcken im Tor gestanden. Gerhardsson erklärte, dass er intensiv mit seinem Torwarttrainer beraten hätte, bevor die Entscheidung für das Achtelfinale pro Musovic ausgefallen sei. "Wir wissen nicht, wie es ausgegangen wäre, wenn wir Jennifer aufgestellt hätten. Aber angesichts des Ergebnisses kann man wohl nicht von einer falschen Entscheidung sprechen", sagte der Coach gespielt nüchtern.

Schweden feiert zu ABBAs Dancing Queen

Eine ganz knappe Entscheidung war auch das Tor beim letzten Elfmeter von Lina Hurtig gewesen. Nach der doppelten Parade von US-Keeperin Naeher, die den Schuss über sich selbst hinweggelenkt und dann in einer weiteren Bewegung den Ball weggeschlagen hatte, brauchte Schiedsrichterin Stephanie Frappart die Hilfe der Videoassistentinnen - die dann auf Tor entschieden.

Während bei den US-Amerikanerinnen mit der Gewissheit die Tränen in die Augen schossen, erklärte Hurtig wenig später der Torlinientechnologie ihre große Liebe. Mit ihren Mitspielerinnen drehte die Stürmerin des FC Arsenal zum Abba-Hit Dancing Queen, der aus den Stadionlautsprechern wummerte, eine Ehrenrunde.

Und auch wenn Musovic selbst keinen Elfmeter gehalten hatte, wurde sie von ihren Mitspielerinnen ausgiebig gefeiert. Und was tat die schwedische Torhüterin? Sie lächelte.

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Knapper geht es nicht, aber der Elfmeter von Lina Hurtig war hinter der Linie.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 06.08.2023 | 10:03 Uhr