Die European Leagues haben Spaniens Liga wieder aufgenommen - und gehen gegen die FIFA vor.

Streit mit der FIFA Diskussion um Klub-WM: Ligen schließen die Reihen

Stand: 06.03.2025 19:56 Uhr

Die nationalen Ligen haben große Probleme mit der Klub-WM. Der europäische Ligenverband schloss nun die Reihen. Das gemeinsame Ziel: Mehr Mitsprache in der FIFA. Doch der Einfluss bleibt zunächst klein.

Bei der Generalversammlung der European Leagues am Donnerstag wurde La Liga aus Spanien wieder in die Organisation aufgenommen. Im Okotober hat 2023 hatte Javier Tebas, Präsident von La Liga, den Austritt aus den European Leagues erklärt. "Die European Leagues treffen nie Entscheidungen", kritisierte Tebas damals. "Nach Amsterdam reisen, um eine Tasse Kaffee zu trinken? Es tut mir leid, da bleibe ich lieber in Madrid. Man gewinnt Kämpfe nur, wenn man kämpft."

Mittlerweile sind die Ligen bereit, zu kämpfen und Tebas kehrte mit La Liga in Frankfurt zurück. Bereits im Februar sagte Tebas im Gespräch mit der Sportschau: "Wir werden zurückkehren. Die European Leagues haben ihre Politik entscheidend geändert. Wir müssen unsere Ligen und damit das europäische Fußballsystem verteidigen." Das gemeinsame Ziel: Mehr Mitsprache bei den Entscheidungen der FIFA.

Javier Tebas, Präsident von La Liga

Javier Tebas, Präsident von La Liga

Ligen und Spielergerkschaft leiteten rechtliche Schritte gegen die FIFA ein

Die Ligen haben gemeinsam mit der internationalen Spielergewerkschaft FIFPRO eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt. Aus ihrer Sicht wurden sie nicht ausreichend bei der Gestaltung des Fußball-Kalenders berücksichtigt und ihre Meinung nicht angehört. Der aktuell größte Zankapfel ist die neue Klub-WM mit 32 Teams:

  • Die Belastung der Spieler bei den Spitzenteams steigt.
  • Diese Spieler könnten zur Steuerung der Belastung vor der Wahl stehen, ob sie in ihren Ligen oder in internationalen Wettbewerben spielen.
  • Die FIFA reguliert den Fußball, tritt aber als Konkurrentin auf dem Markt der TV-Rechte auf.
  • Der Kalender lässt immer weniger Spielraum, eine Folge ist ein Rückzug nationaler Wettbewerbe: Die französische Liga wurde verkleinert, im englischen Pokal Wiederholungsspiele abgeschafft.
  • Das Preisgeld der Klub-WM kann die Ungleichheit in den Ligen weiter befeuern.

Die FIFA wies die Vorwürfe stets zurück. Die FIFA hatte im Mai den Ligen und der Gewerkschaft in einer Antwort mitgeteilt, dass sie die Vorwürfe nicht nachvollziehen könne. FIFA-Generalsekretär Mattias Grafström schrieb, alle seien bei der Erstellung des Kalenders berücksichtigt worden. "Aber es ist nicht immer möglich, alle in diese Angelegenheit zufriedenzustellen." Er verwies auf verschiedene Treffen, die stattgefunden hätten.

Fußball ohne Ende - Spielerstreik als Folge?

Chaled Nahar, Marcus Bark, Sportschau, 17.11.2024 19:15 Uhr

Sorge vor noch mehr Klub-WM

Claudius Schäfer, Geschäftsführer der Schweizer Liga, wurde bei der Generalversammlung zum neuen Präsidenten der European Leagues gewählt. Er gab sich zuversichtlich, mit der Beschwerde gegen die FIFA Erfolg zu haben. Die Beschwerde basiert auch auf dem EuGH-Urteil zur Super League, dass die Verbände stärker in die Pflicht nimmt, klare Kriterien bei ihren Entscheidungen anzuwenden und niemanden auszuschließen. "Die FIFA ist verpflichtet, das europäische Recht einzuhalten. Dafür setzen wir uns gemeinsam mit FIFPRO ein. Es liegt an der FIFA, zu zeigen, dass sie bereit ist, ihre Entscheidungsfindung zu ändern."

Claudius Schäfer (l.), der neue Präsident der European Leagues, mit DFL-Geschäftsführer Marc Lenz

Claudius Schäfer (l.), der neue Präsident der European Leagues, mit DFL-Geschäftsführer Marc Lenz

Doch der Einfluss bleibt aktuell gering. In der Lobby des Tagungshotels nahe der Frankfurter Oper herrschte Gewissheit, dass die Klub-WM 2025 in den USA über die Bühne gehen wird. Geäußert wurde von einigen Ligenvertretern die Sorge, dass die FIFA die Klub-WM eines Tages häufiger als nur alle vier Jahre austragen könnte und so weiter Platz im Kalender und Marktanteile beim TV-Geld für sich beansprucht. Deshalb sei auch die Beschwerde bei der EU-Kommission so wichtig. DFL-Geschäftsführer Marc Lenz, der erneut in den Vorstand der European League gewählt wurde, forderte nicht nur vor der Einführung von Wettbewerben die Einbindung der Ligen, sondern auch danach.

Spaniens Ligachef Tebas hatte im Gespräch mit der Sportschau eine klare Zielsetzung formuliert: "Ich hoffe, dass es keine zweite Klub-WM geben wird." Der neue Präsident Schäfer sagte mit Blick auf den möglichen Einfluss der Preisgelder der Klub-WM: "Wenn wir die Summen sehen, die für die Klub-WM gezahlt werden, dann fürchte ich mich ehrlich gesagt vor der Zukunft. Deshalb müssen wir aufstehen."

Der FIFA-Rat, in dem auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf Mitglied ist, hatte am Mittwoch das Gesamtpreisgeld von einer Milliarde US-Dollar für die Klub-WM 2025 beschlossen. Davon werden vor allem die europäischen Klubs profitieren, teils hohe zweistellige Millionenbeträge werden sie in nur wenigen Wochen eingespielt haben.

Auch Klopp gegen das neue Turnier

Zuletzt hatte sich auch Jürgen Klopp bei seiner Vorstellung als Fußballchef von Red Bull kritisch über die neue WM geäußert. "Ich weiß, dass (Red Bull) Salzburg bei der Klub-WM mitspielt. Muss ich jetzt sagen, dass ich den Wettbewerb liebe? Nein. Denn das tue ich immer noch nicht", sagte Klopp. "Sinnlos" sei die Klub-WM.

"Man hat keine Sommerpause. Das bedeutet für Spieler, die letztes Jahr bei der EM oder der Copa America gespielt haben, dass sie auch diesen Sommer durchspielen und dann die Saison beginnt. Die Sieger des Turniers werden die ärmsten Gewinner aller Zeiten sein." Auch er verwies auf die Belastung und die Verletzungsgefahr. "Irgendwann müssen wir die Anzahl der Spiele reduzieren", sagte Klopp und schlug auch vor, Ligen mit 20 Klubs auf 18 zu reduzieren - für Spielklassen wie die Premier League oder La Liga eine rote Linie. Generell fügte er hinzu: "Man muss nicht jede Lücke im Kalender mit Fußball füllen. Je seltener man etwas sieht, desto mehr liebt man es."

Jürgen Klopp

Jürgen Klopp, Head of Global Soccer bei Red Bull

Bayern: "Wir supporten die Klub-WM"

Stellvertretend für alle Klubs die an der neuen WM teilnehmen, spricht Klopp jedoch keineswegs. Denn die sehen neue Einnahmen. Bayern Münchens Vorstandschef Jan-Christian Dreesen sprach sich im Oktober 2024 klar für das Turnier aus. "Natürlich müssen wir sehen, wie wir das managen", sagte Dreesen im Gespräch mit der Sportschau mit Blick auf die Belastung für die Spieler. "Auf der anderen Seite sind wir qualifiziert und freuen uns darüber. Und die Spieler freuen sich auch - also wir supporten diese Klub-WM."

Bayern Münchens Vorstandschef sprach an, dass die Gehälter über Jahre gestiegen seien. "Die müssen irgendwo herkommen. Du kannst die Gehälter nicht von der Couch bezahlen, wir müssen dafür spielen." Auch Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist für die neue WM. Die ECA als Lobbyorganisation der Klubs befürwortet das Turnier ebenfalls ausdrücklich.

Bayern-Chef Dreesen - "Wir supporten die neue Klub-WM"

Sportschau, 11.10.2024 14:03 Uhr