ECA General Assembly Athen

Generalversammlung in Athen ECA - etwas Öffnung für kleine Klubs

Stand: 11.10.2024 08:24 Uhr

Zahlreiche kleinere Klubs sind nun Teil der mächtigen Klub-Vereinigung ECA - dabei sein ist allerdings vorerst alles, ihr Einfluss auf die großen Entscheidungen bleibt gering.

Die Generalversammlung der European Club Association hatte eine Größe wie noch nie in der Geschichte der Organisation. Mehr als 700 Klubs sind nun Mitglieder, zahlreiche von ihnen schickten ihre Vertreterinnen und Vertreter in ein Fünf-Sterne-Hotel in der Nähe der Akropolis in Athen zu der Versammlung am Donnerstag (10.10.2024).

Die ECA, oft im Ruf, als Lobbyorganisation zum finanziellen Vorteil der großen Klubs zu arbeiten und eine Spaltung zwischen Groß und Klein zu befeuern, vollzog eine Öffnung unter dem Motto "Mitgliedschaft für alle". Sitzen die Kleinen nun also mit am Entscheidungstisch?

ECA nun auch mit Klubs wie Mainz, Nürnberg oder Bochum

Aus Deutschland nahmen nicht mehr nur Klubs vom Kaliber wie Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder RasenBallsport Leipzig teil. Im Plenum saßen viele Entsandte aus dem deutschen Profifußball, beispielsweise vom 1. FSV Mainz 05, vom 1. FC Nürnberg, vom Hamburger SV, von Darmstadt 98 oder vom VfL Bochum. Die Teilnahme an Veranstaltungen und Weiterbildungen der ECA steht ihnen damit offen.

"Für uns bringt das viele Vorteile. Man lernt viele Menschen kennen, wir wollen ein aktives Mitglied sein", sagte Jonas Schlevogt, Justiziar des VfL Bochum, im Gespräch mit der Sportschau. Der VfL wurde bei der Versammlung für sein Gremium "Beirat Zukunft", das junge VfL-Fans beratend in Entscheidungsprozesse einbindet, von der ECA mit einer Auszeichnung bedacht. Doch für Vereine wie den VfL Bochum ist die Mitgliedschaft eingeschränkt.

Jonas Schlevogt, Justiziar des VfL Bochum

Jonas Schlevogt, Justiziar des VfL Bochum

Stimmrecht bleibt vielen Klubs weiter vorenthalten

Der VfL und zahlreiche andere neue Klubs in der Vereinigung sind nur "angebundene Mitglieder", das uneingeschränkte Stimmrecht steht ihnen damit nicht zu. Bei Vorstandswahlen haben nur die ordentlichen Mitglieder ein Stimmrecht und auch dort gibt es weiter Unterschiede: Die Hälfte des Vorstands bestimmen vorerst weiter nur rund drei Dutzend Klubs aus den sechs großen Ligen aus England, Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.

Charlie Marshall, Geschäftsführer der ECA, nannte die Öffnung trotzdem "bemerkenswert". Es zeige die neue Strategie. "Wir wollen vielfältiger werden", sagte Marshall im Gespräch mit der Sportschau. Doch gibt es irgendwann auch echte Stimmrechte für die neuen Klubs, wenn es um harte Themen wie die Vorstandswahl geht? "Die Statuten gelten bis 2027 - bis dahin werden wir die Lage beobachten, darüber sprechen und möglicherweise dann weitere Schritte gehen", sagte Marshall.

ECA-Geschäftsführer Charlie Marshall

ECA-Geschäftsführer Charlie Marshall

Aleksander Ceferin lobte die Reform im Rahmen der Versammlung in Athen. Die ECA, deren Betrieb aus den Einnahmen der UEFA im Europapokal finanziert wird, sei "demokratischer geworden", sagte Ceferin in einer Ansprache im Saal. "Ihr gebt Klubs aus jeder Ecke Europas eine Stimme." ECA-Chef Nasser Al-Khelaifi, der auch Paris Saint-Germain anführt und als Geschäftsführer des katarischen Sportsenders "beIN Sports" TV-Rechte bei der UEFA kauft, würdigte Ceferin als "großen Freund" der Klubs.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin bei der ECA-Generalversammlung in Athen

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin bei der ECA-Generalversammlung in Athen

Kluborganisation UEC kritisierte mangelnde Mitbestimmung der kleinen Klubs

Manch kleinere Klubs aus Europa haben am Dienstag noch einen anderen Termin. Dann lädt die Union of European Clubs (UEC) in Brüssel zu ihrer Versammlung. Die UEC trat als weitere Klubvertretung vor einigen Jahren an, um der Dominanz der ECA und der großen Klubs bei den Entscheidungen im europäischen Fußball etwas entgegenzusetzen.

140 Mitglieder gibt es der UEC zufolge, darunter Royal Union Saint-Gilloise aus Belgien, Norwich City aus England oder CA Osasuna aus Spanien. Aus Deutschland ist niemand dabei, vier Bundesligaklubs nahmen 2022 an einer Infoveranstaltung teil. Die UEC kritisierte immer wieder, dass kleinere Klubs zwar Mitglieder werden können, ohne aber eine echte Mitbestimmung zu erhalten.

Die ECA macht es mit ihrer aktuellen Öffnung für kleinere Klubs der UEFA nun aber leichter, die ECA weiter als einzige Interessengruppe der Klubs anzuerkennen. "Wir sind die einzige Organisation, die Klubs aus Europa bei der UEFA oder FIFA vertritt. Das ist eine privilegierte Position, die wir pflegen und erhalten müssen", sagte ECA-Geschäftsführer Marshall. "Deshalb müssen wir Klubs von jeder Art und Größe vertreten." Mit Blick auf die UEC sprach er sich gegen "eine Zersplitterung" der Interessenvertretungen aus und warnte vor einer "chaotischen Struktur", wenn mehrere Organisationen eingebunden würden.

Auch ein großer Klub wurde aktuell Mitglied in der ECA: Juventus Turin verließ die verbliebene Super-League-Gruppe, für die sich aktuell öffentlich nur noch Real Madrid und der FC Barcelona aussprechen, und ist nach dem Ausbruch 2021 wieder Teil der ECA.

ECA vermarktet die Wettbewerbe weiter gemeinsam mit der UEFA

In Athen wurde klar, dass die ECA die mächtigste Interessenvertretung im europäischen Fußball bleiben wird. Bis 2033 wurde die Grundsatzvereinbarung zwischen der UEFA und der ECA verlängert. Darin ist festgehalten, dass die ECA weiter mit der UEFA über ein gemeinsames Unternehmen den Verkauf der Medienrechte und der Sponsoringpakete übernimmt. 4,4 Milliarden werden in der aktuellen Saison eingenommen, für die Zukunft hofft man - natürlich - auf mehr. Auch die neue Klub-WM der FIFA mit 32 Teams wird mehr Geld in die Kassen der großen Klubs bringen.

Eine Entwicklung, die den nationalen Ligen Sorgen bereitet. "Die Einnahmen aus den europäischen Wettbewerben gehen weitgehend an die Klubs, die dort mitspielen und das wird auch bei der Klub-WM so sein", sagte Jacco Swart, Geschäftsführer des europäischen Ligenverbands, im Gespräch mit der Sportschau. "Dieses Geld kann weiter für Ungleichheit im Wettbewerb der nationalen Ligen wirken. Was wir wollen, sind aber Ligen, die unvorhersehbar sind und in denen die Meisterschaften am besten am letzten Spieltag entschieden werden."

Serienmeister oder ein verengter Titelkampf auf wenige Klubs sind längst europäische Phänomene geworden. Die Ungleichheit im Wettbewerb vieler nationaler Ligen wird der ECA also als Streitpunkt erhalten bleiben.