Union-Gegner ist wieder auf Kurs Neapel ohne Osimhen auf der Überholspur
Auch ohne Stürmerstar Victor Osimhen hat die SSC Neapel sportlich die Kurve gekriegt und ist in der Serie A und in der Champions League vor dem Rückspiel gegen den 1. FC Union Berlin am Mittwoch (18.11.2023, 18.45 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) wieder auf Kurs.
Dass der Meister ohne seinen Meistermacher auskommen muss, war in Neapel seit dem Ende der vergangenen Saison schon häufiger Thema. Gleich nachdem Osimhen die Napoli mit 26 Toren zum Scudetto geschossen hatte, wurde das Interesse zahlreicher europäischer Top-Klubs laut, unter anderem Bayern München und Manchester United sollen unter den Interessenten gewesen sein.
Al-Hilal bot ein 200-Millionen-Euro-Paket
Richtig ernst wurde es dann, als sich auch die saudi-arabische Liga einschaltete: Al-Hilal machte gleich mehrere Angebote, das letzte soll knapp 200 Millionen Euro betragen haben: 140 Millionen Euro Ablösesumme und ein Wochengehalt für den Mittelstürmer von einer Million Euro. Napoli-Präsident Aurelio De Laurentiis ließ sich aber nicht erweichen, was die Osimhen-Seite ziemlich verärgert haben soll.
Die Traumehe zwischen dem Klub und seinem Superstar bekam Risse, dann kam auch eine Tiktok-Affäre hinzu: Auf dem offiziellen Profil des Vereins wurde Osimhen in einem Video veralbert. Dort war zu sehen, wie der Angreifer mit der Maske in einem Spiel gegen den FC Bologna erst einen Elfmeter fordert und diesen dann am Tor vorbeischießt. Seine Stimme wurde dabei verzerrt und hörte sich piepsig an, was Osimhens Berater als "Verspottung" anprangerte und zunächst sogar mit rechtlichen Schritten bekämpfen wollte. Das Video wurde dann sehr schnell wieder gelöscht, die vom Verein erwünschte vorzeitige Vertragsverlängerung dürfte damit aber bis auf weiteres vom Tisch sein.
Präsident zählt öffentlich den Trainer an
Auch sportlich lief es in dieser Phase im September und Anfang Oktober alles andere als nach Wunsch. Nach einem peinlichen Heim-1:3 gegen AC Florenz am 8. Oktober zählte Boss De Laurentiis sogar in aller Öffentlichkeit den erst im Sommer neu verpflichteten Trainer Rudi Garcia an: "Es ist kein guter Moment mit Rudi Garcia. Wenn man sich für einen Trainer entscheidet, der den italienischen Fußball nicht mehr kennt, kann das passieren. Ich werde die beste Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt treffen."
Öffentlich angezählt - aber auch Rudi Garcia hat die Kurve bekommen.
Das klang ziemlich eindeutig nach einer bevorstehenden Blitz-Entlassung, zumal De Laurentiis auch noch erzählte, mit welchen anderen Trainern er sich bereits beschäftigt hatte - unter anderem Luis Enrique, der aber zu Paris St. Germain wollte. Vielleicht auch mangels verfügbarer Alternativen hielt De Laurentiis dann aber doch an Garcia fest, und der bekam tatsächlich die Kurve.
Mehr Verantwortung bei Kvaratskhelia und Politano
Nach der Florenz-Pleite folgten sieben Punkte in drei Spielen, neben den beiden Siegen bei Hellas Verona (3:1) und Salernitana (2:0) gelang ein 2:2 gegen den AC Milan. Erstaunlich: Den Aufschwung schafften die Neapolitaner ohne Osimhen. Der Torschützenkönig hatte sich in einem Länderspiel gegen Saudi-Arabien (2:2) eine laut Vereinsangaben "mittelgroße Läsion im rechten Oberschenkel zugezogen", er fehlt auch noch im Duell am Mittwoch gegen die "Eisernen".
Ein Vorteil für die Berliner scheint das momentan aber nicht zu sein. Ohne Osimhen haben beispielsweise Khvicha Kvaratskhelia, Matteo Politano und auch Giacomo Raspadori deutlich mehr Verantwortung übernommen, alle drei sind deutlich präsenter - und Neapel ist bei weitem nicht mehr so ausrechenbar wie zuvor mit dem Fixpunkt Osimhen.
Großer Schritt Richtung K.o.-Runde möglich
Kvaratskhelia hatte auch im Hinspiel in Berlin die entscheidende Rolle gespielt. Union war in diesem Duell lange Zeit absolut auf Augenhöhe, phasenweise sogar die bessere Mannschaft - doch die einzige echte Chance nutzte der georgische Linksaußen mit enormer Präzision gnadenlos aus.
In der Champions League können die Neapolitaner mit einem Erfolg am Mittwoch nun einen großen Schritt in Richtung K.o.-Runde machen, in der Serie A haben sie den Sprung aus dem Mittelmaß durch ihre jüngste Aufholjagd auf Champions-League-Platz vier geschafft, nur ein Zähler trennt die Napoli noch vom AC Mailand.
Annäherung und Ruhe
Trainer Rudi Garcia und die Meistermannschaft haben sich inzwischen angenähert, Präsident De Laurentiis ist aktuell in der Öffentlichkeit ein wenig leiser geworden und durch die Verletzung ist auch Ruhe in die Personalie Osimhen gekommen.
Alles das sind für Union nicht die besten Nachrichten, aber die "Eisernen" haben nach zwölf Pflichtspielniederlagen in Serie ohnehin momentan ganz andere Sorgen.