Champions League Überzahl und Führung reichen nicht - Union Berlin vor Europa-Aus
Sie waren eine Stunde ein Mann mehr, gingen in Führung und gewannen am Mittwoch beim 1:1 (1:0) dennoch nicht bei Sporting Braga. Damit steht fest: Union Berlin wird die Gruppenphase in der Champions League wohl als Letzter beenden.
Union-Trainer Nenad Bjelica machte vor allem mentale Defizite bei seinem neuen Team aus. "Man sieht, dass die Mannschaft verkrampft spielt. Das ist in so einer Situation auch normal. Die Bearbeitung mit dem Ball dauert zu lange. Wir traunen us nicht, Bälle mit Risiko zu spielen", sagte der Kroate.
Dabei war es eine Art Rückkehr zu den Wurzeln für die "Eisernen" - zumindest in Sachen Spielstil. Von der ersten Minute an überließ Union dem Gegner weitestgehend den Ball und fokussierte sich darauf, das eigene Tor zu verteidigen.
Union Berlin verteidigt mit Leidenschaft
Entsprechend einseitig wirkte die Partie. Weil Berlin aber mit der Leidenschaft verteidigte, die das Team in den vergangenen Jahren so erfolgreich gemacht hatte, geschah doch recht wenig Gefährliches.
Zwei Chancen brachte Braga trotz der Überlegenheit nur zustande. Jérôme Roussillon gelang es, einen Schuss von Simon Banza aus fünf Metern noch im letzten Moment abzublocken (16.), ein Kopfball von Alvarao Djalo ging knapp am Union-Tor vorbei (28.).
Rot für Niakaté, Tor von Gosens - Union auf dem richtigen Weg
Eine Initialzündung für Berlin gab es dann kurz darauf. Sikou Niakaté sah nach einem überharten Foulspiel an Kevin Behrens die Rote Karte (31.) - und die daraus resultierende Überzahl half dem Bundesliga-17. sichtbar. Kevin Volland hatte wenig später die erste Gelegenheit, köpfte aber noch über das Tor (37.), doch der zweite Versuch sorgte dann für den ersten Treffer unter dem neuen Trainer Nenad Bjelica. Roussillon bediente Robin Gosens, der mit seinem starken linken Fuß wuchtig das 1:0 erzielte (42.).
Dass es mit diesem Ergebnis in die Halbzeitpause ging, war aber vor allem das Ergebnis dessen, dass es Berlin wieder gelang, in der Defensive die nötige Leidenschaft an den Tag zu legen. Der beste Beleg dafür kam in der ersten Minute der Nachspielzeit. Bei einer Vierfachchance der Gastgeber rettete zunächst Torhüter Frederik Rönnow zweimal, dann blockte die Union-Abwehr zwei weitere Braga-Schussversuche kurz vor der Linie.
Bragas Djalo wirft Union vollkommen aus der Bahn
Doch kurz nach dem Beginn der zweiten Halbzeit brach Braga den Berliner Bann. Djalo wurde mit einem Steilpass geschickt und schloss zwar recht zentral ab, Rönnow spekulierte jedoch mit einem Versuch ins lange Eck und konnte den Ball nicht mehr entscheidend ablenken (51.). Und auch in der Folge waren die Portugiesen trotz der Unterzahl die deutlich bessere Mannschaft, Ricardo Horta vergab jedoch die nächste Topchance des Gastgebers und schoss knapp am Tor vorbei (61.).
Union war die Verunsicherung der vergangenen Wochen anzumerken. Seit über drei Monaten hatten die Berliner kein Pflichtspiel mehr gewonnen und auch in Braga deutete immer weniger darauf, dass diese Misere enden würde. Erst verspielte das Bjelica-Team recht leichtfertig die Führung, dann fand es nicht mehr zurück ins Spiel.
Braga noch mit letzter Chance auf das Weiterkommen
Dabei hatte Union die erste Halbzeit nach langer Zeit mal wieder "Union-like" erfolgreich bestritten. Was im zweiten Durchgang von den Berlinern kam, war dagegen sehr enttäuschend.
Union musste zwar unbedingt gewinnen, um noch eine Chance auf das Überwintern im Europapokal zu haben, spielte sich aber keine Gelegenheiten auf die erneute Führung heraus. Braga stürmte weiter auf das 2:1 und hatte viele Möglichkeiten, scheiterte aber immer wieder bei den Abschlüssen (insgesamt 19:6 Torschüsse). Für Berlin vergab David Fofana per Kopf die einzige Chance in der zweiten Halbzeit (84.).
Und so blieb es beim 1:1, das zur Folge hat, dass Braga im Gruppenfinale bei der SSC Neapel mit einem Sieg mit zwei Toren Unterschied noch das Achtelfinale erreichen kann. Derweil wird Union die Gruppenphase bei seiner Champions-League-Premiere voraussichtlich als Letzter beenden.
Im abschließenden Gruppenspiel gegen Rekordsieger Real Madrid bräuchten die Berliner einen Sieg und müssten zusätzlich darauf hoffen, dass Braga nicht beim SSC Neapel punktet. In allen anderen Fällen ist das Madrid-Spiel das letzte der Europapokal-Saison für Union.