Champions League Roger Schmidt bei Benfica - "Ein großer Tag"
Benfica Lissabon hat das Viertelfinale der Champions League erreicht. Das hat auch mit dem Trainer Roger Schmidt zu tun. Über einen Ingenieur mit Weitblick.
Im Moment des Erfolgs sprach Roger Schmidt über seinen Arbeitgeber Benfica, über die Fans und den Einzug ins Viertelfinale der Champions League, nur seine eigene Rolle schien er lieber nicht thematisieren zu wollen. "Ich bin nicht so wichtig heute", sagte Schmidt.
Er lobte dann stattdessen seine Mannschaft und die Fans. "So viel Leidenschaft und Liebe für den Fußball wie hier, habe ich noch nie erlebt", sagte Schmidt: "Für alle ist das ein Traum."
Mit 5:1 (2:0) hatte Benfica am Dienstagabend (07.03.2023) auch das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den FC Brügge gewonnen. Für den Trainer Roger Schmidt, 55, war es der erste Viertelfinal-Einzug in der Champions League, zuvor war er zweimal mit Bayer Leverkusen im Achtelfinale gescheitert.
Nur zwei Niederlagen in 42 Pflichtspielen
Schmidt ist erst seit dem vergangenen Sommer Trainer in Lissabon, zu kurz, um sein Wirken abschließend zu beurteilen. Aber lang genug, um zu sagen: Für den Moment ist das mit ihm und Benfica eine Erfolgsgeschichte.
In der Vorrundengruppe H wurde Benfica ohne Niederlage Tabellenerster, vor Paris Saint-Germain und Juventus Turin. Und in Portugals erster Liga liegt der Klub nach 23 Spieltagen mit 62 Punkten deutlich vor Verfolger FC Porto (54). Die Chancen auf den ersten Meistertitel seit 2019 stehen gut. Von 42 Pflichtspielen in dieser Saison haben Benfica und Schmidt überhaupt nur zwei verloren - es ist schon eine beeindruckende Bilanz.
Anfang November, als Benfica von den ersten 22 Spielen unter Schmidt kein einziges verloren und die Champions-League-Gruppe gewonnen hatte, hatte sich in Lissabon schon ein Spitzname für den neuen Trainer durchgesetzt. "Der große Schmidt", so nennen sie ihn dort.
Ramos, João Mário und ICE-Fußball in Lissabon
Bei Benfica hat Schmidt eine Mannschaft geformt, in der Julian Draxler auch vor seiner Knöchelverletzung kaum eine Rolle gespielt hat. Die Protagonisten von Schmidts Benfica sind andere, der Torjäger Gonçalo Ramos natürlich, aber auch João Mário, ein Mittelfeldspieler, der früher eher selten getroffen hat und nun mit einiger Regelmäßigkeit. Und die Abwehr dirigiert Nicolás Otamendi, 35, und mit Argentinien gerade Weltmeister geworden.
Als Schmidt noch kein erfolgreicher Trainer war, sondern ein eher mittelmäßiger Fußballer, da hat er nebenbei Maschinenbau studiert und anschließend acht Jahre lang als Ingenieur gearbeitet. In einem Interview mit der FIFA ist Schmidt einmal gefragt worden, ob es Parallelen gebe zwischen der Arbeit eines Ingenieurs und der eines Trainers.
Schmidt sagte: "Als Ingenieur hatte ich natürlich ganz andere Aufgaben, aber die Idee, an Projekten zu arbeiten und als Team zusammenzuarbeiten, um diese Projekte abzuschließen und zum Laufen zu bringen, ist dem Fußball sehr ähnlich."
Und vielleicht ist es dann auch gar kein Wunder, dass Benfica dann auch immer ein bisschen wie eine Schmidt-Mannschaft spielt, mit Pressing und schnellem Umschalten. ICE-Fußball, so hat das der "kicker" einmal genannt.
Schmidt: "Für uns alle ein großer Tag"
Einen internationalen Titel hat Benfica seit 1962 nicht mehr gewonnen, entscheidender Mann im Endspiel des Europapokals der Landesmeister gegen Real Madrid war damals Eusébio, er traf zweimal.
Mit Eusébio verknüpfen sie bei Benfica die Erinnerungen an ihre erfolgreichste Zeit, mit dem Trainer Schmidt die Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft. Und irgendwie auch mit João Mário, obwohl der schon 30 ist. Mit seinem Treffer zum 4:0 gegen Brügge wurde er zum ersten Spieler seit Eusébio, der in fünf aufeinanderfolgenden Europapokalspielen für Benfica getroffen hat. So wird man zum Helden.
Und überhaupt ist nun, wo der Klub im Viertelfinale steht, auch das Träumen erlaubt. Die Auslosung für das Viertelfinale findet am 17. März statt. Sie hätten sich das natürlich verdient, so sah Schmidt das nach dem Sieg gegen Brügge. Er meinte seine Spieler, womöglich meinte er aber dann doch auch sich selbst. Schmidt sagte: "Für uns alle ist das ein großer Tag."