Läuft bei ihm: Antoine Griezmann von Atlético Madrid

Spitzenspiel in Barcelona Atlético Madrid in La Liga - nur die Hotelsuche nervt

Stand: 20.12.2024 10:23 Uhr

Atlético Madrid hat einen Lauf, zuletzt gab es elf Siege nacheinander. Nun wartet in der Primera División der FC Barcelona - die Tabellenführung für Atlético ist möglich. Das liegt an Könnern wie Antoine Griezmann. Und an einem Trainer, der oft die richtigen Schlüsse zieht.

Vielleicht ist es an der Zeit, daran zu erinnern, wie die Geschichte auch hätte enden können. An einem Samstag im Frühsommer 2016 trat Antoine Griezmann an, um einen Strafstoß zu verwandeln, aber verschoss. Es wäre die Führung im Champions-League-Finale gegen Real Madrid gewesen. Später traf Griezmann im Elfmeterschießen, das Endspiel mit Atlético verlor er trotzdem. In den Tagen nach dem Spiel sagte sein Trainer: "Ich muss nachdenken: Mache ich weiter oder ist es das Ende eines Zyklus?"

Seitdem sind 3.127 Tage vergangen. Die Champions League hat Atlético nie gewonnen, aber Griezmann, der zwischenzeitlich für den FC Barcelona spielte, ist zurück. Er schießt manchmal die Strafstöße. Und der Trainer ist noch immer da, er war nie weg. "Wir gehen für ihn durchs Feuer - egal, was passiert", sagte Griezmann, 33, kürzlich.

Er sprach über Diego Simeone, 54, der vor achteinhalb Jahren mit einem Abschied kokettierte und dann doch blieb. So kommt es, dass Simeone am Tag vor Heiligabend 13 Jahre als Trainer im Amt sein wird. Atlético und Simeone haben zusammen acht Titel bejubelt, zweimal wurden sie Meister, zweimal gewannen sie die Europa League. Vor dem Jubiläum steht für Simeone aber noch ein nicht ganz unwichtiges Spiel an, Nummer 707 als Trainer von Atlético: Am Samstag (21.12.2024, ab 21 Uhr im Live-Ticker) tritt seine Mannschaft beim FC Barcelona an.

Gegen Barca ist Atlético vielleicht sogar Favorit

Es ist tatsächlich ein Spiel, in dem Atlético Madrid als ebenbürtig gilt, vielleicht sogar Favorit ist. Zwar ist Barca, das so stark in die Saison gestartet war, noch immer Tabellenführer, doch Atlético hat ebenfalls 38 Punkte, aber ein Spiel weniger absolviert. Und zuletzt waren Simeones Fußballer ziemlich gut drauf: Die vergangenen elf Pflichtspiele haben sie alle gewonnen, dabei 31 Tore erzielt und lediglich sieben kassiert. "Atlético läuft wie eine perfekt geölte Maschine", schrieb die Zeitung "AS" kürzlich.

Tatsächlich ist Atlético gerade die Mannschaft der Stunde, und das hat natürlich auch mit den vielen Könnern zu tun, bei deren Aufzählung man Griezmann nie vergessen sollte. In Statistiken wird er in dieser Saison stets als Angreifer geführt, aufgeführt sind für ihn zum Beispiel sieben Tore und vier Vorlagen in 17 Ligaspielen. Doch sein Wirken lässt sich mit Statistiken nur unzureichend erfassen.

In einer Mannschaft, in der die Schlüsselspieler Defensive sind und Jan Oblak (Tor) oder José María Giménez (Abwehr) heißen, ist Griezmann vielleicht der wichtigste Spieler. Er ist Spielmacher und Zielspieler zugleich, es kommt vor, dass er Angriffe vollendet, die er Sekunden zuvor selbst eingeleitet hat.

Schlüsselfiguren bei Atlético Madrid: Antoine Griezmann (l.) und Diego Simeone

Für die Reise nach Barcelona muss ein neues Hotel her

Auf Griezmann mag Simeone nicht verzichten. Für ihn findet der Trainer eigentlich immer einen Platz. Aber das größte Kompliment ist vielleicht die Sache mit den Strafstößen. Die darf Griezmann manchmal schießen, obwohl er mal einen ziemlich wichtigen verschossen hat. Denn Simeone ist abergläubisch, ziemlich abergläubisch. "Wir hatten ein ganzes Protokoll: Beim Verlassen des Hotels, im Bus, bis zum Moment des Spiels", hat Guilherme Siqueira, 38, und früher Linksverteidiger bei Simeones Atlético, einmal "ESPN" erzählt.

Alleine die Sache mit den Hotels: Wenn Atlético irgendwo ein Spiel verloren hat, verfügt Simeone regelmäßig, es müsse bei Spielen in derselben Stadt fortan unbedingt eine andere Unterkunft gebucht werden. Gerade haben sie bei Atleti mit der Hotelsuche kaum Probleme, die letzte Niederlage liegt Wochen zurück. Doch für die Reise nach Barcelona müssen sie sich etwas überlegen. Das letzte Auswärtsspiel beim FC Barcelona hat Simeones Mannschaft vor einem Jahr verloren.

Überhaupt, Simeone - mehr noch als der spielmachende Torjäger Griezmann hat er Atlético geprägt. Der Höhenflug des Klubs ist untrennbar vor allem mit seinem Wirken verknüpft: Simeone ist Atlético, und Atlético ist Simeone.

Simeone sagt: "Fleiß ist die Magie, die Erfolg bringt"

Schon als Spieler war Simeone dort tätig, er spielte im zentralen Mittelfeld, ein Techniker war er nicht. Er liebte die Zweikämpfe, die Auseinandersetzung mit dem Gegner. "Fleiß", hat Simeone einmal gesagt, sei "die Magie, die Erfolg bringt". An Weihnachten 2011 wurde er Trainer bei Atleti, das seitdem meist so spielt, wie das früher auch Simeone getan hat.

180 Millionen Euro alleine für vier Neue

Im Sommer hat Simeone einige interessante Neuzugänge begrüßt. Sie heißen Alexander Sörloth, Robin Le Normand, Conor Gallagher und Julián Alvarez. Sie spielten zuvor für Villarreal, Real Sociedad, Chelsea oder Manchester City und kosteten viel Geld, zusammen gut 180 Millionen Euro.

Der Start in diese Saison war für den Klub trotzdem ein durchwachsener. Von den ersten 13 Pflichtspielen verlor Atlético drei, fünf endeten remis. Simeone reagierte: Er passte das System an, stellte in der Defensive von Dreier- auf Viererkette um. Im 4-4-2 hat Simeone zuletzt öfter einen Platz freigehalten für seinen Sohn Giuliano, er dürfte auch gegen Barca rechts im Mittelfeld beginnen. Eigentlich bleibt dem Trainer Simeone gar keine Wahl.

Anfang November hat er seinen Sohn überhaupt erst zum zweiten Mal in einem Ligaspiel in die Startelf beordert. Giuliano Simeone, 22, erzielte beim Sieg gegen Las Palmas den Führungstreffer - es war sein erstes Pflichtspieltor für Atlético. Anschließend jubelten Vater und Sohn gemeinsam. Seitdem hat der Klub nicht mehr verloren. So wurde der Sohn zum Glücksbringer des Vaters.

Anschließend tauchten im Internet Videos aus dem Jahr 2015 auf. Sie zeigten den Trainer Simeone, wie er Tore seiner Mannschaft bejubelte. Irgendwann lief der Balljunge auf ihn zu, er trug eine dunkle Jacke mit Kapuze. Simeone nahm ihn in die Arme. Der Junge hieß auch Simeone mit Nachnamen, es war Giuliano.