
Krise bei Manchester City Trainer Pep Guardiola - Visionär in der Schaffenskrise
In der Champions League nur noch Zuschauer, und Meister wird ein anderer: Manchester City ist ein Klub in der Krise. Längst hat sie auch den Trainer Pep Guardiola erreicht. Sein Wirken wird auch im Premier-League-Spiel gegen den FC Liverpool am Sonntag (23.02.2025, ab 17.30 Uhr im Live-Ticker) unter Beobachtung stehen.
In einer anderen Zeit, lange bevor Josep Guardiola, den alle nur Pep nennen, nach Manchester zog, noch vor seiner Zeit in München, war sein Name eng mit dem FC Barcelona verbunden. Er war dort erst Jugendspieler, dann Profi, später Trainer. In dieser Funktion arbeitete er vier Jahre sehr erfolgreich für den Klub. Zusammen gewannen sie vierzehn Titel, zum Beispiel zweimal die Champions League und dreimal die Meisterschaft. Gerne trat Guardiolas Barcelona gegen Real Madrid an: Von 15 Duellen gegen den großen Rivalen gewann "Barca" neun und verlor zwei, aber nie in Madrid.
Seitdem wird Guardiola ausgepfiffen, wann immer er als Trainer auf Real Madrid trifft. So war es in den drei Jahren, in denen er von 2013 an den FC Bayern trainierte (7 Titel), so ist es ihm seit 2016 als Trainer von Manchester City (19 Titel) ergangen. Natürlich wurde Guardiola auch ausgepfiffen, als er am Mittwoch mit City in den Playoffs für das Achtelfinale der Champions League in Madrid antrat. Er wird sich daran gewöhnt haben. Ärgern dürfte er sich eher über das, was an diesem Abend noch passierte.
Schon wie es begann: Es lief die 4. Minute, als sich Manchesters Verteidiger Ruben Dias nach einem langen Ball verschätzte. Davon profitierte Kylian Mbappe, den den Ball über Torhüter Ederson hinweg ins Tor zur Führung für Real hob. Mbappe traf anschließend noch zweimal, er allein war für Manchester ein einziges Ärgernis. Nur war er nicht allein: Jude Bellingham dirigierte, Vinicius Junior dribbelte, Fede Valverde flankte.
Manchester City hat mehr als nur ein Spiel verloren
An der Seitenlinie stand Guardiola, 54, die Fernsehkameras fingen ihn gelegentlich ein. Meist hatte er die Arme vor der Brust verschränkt. Manchmal schüttelte er den Kopf. Zufrieden sah er nicht aus, eher nachdenklich. Er sah, wie seine Fußballer um Kontrolle bemüht waren, das Spiel aber nie kontrollierten. Am Ende verlor Manchester City 1:3, nach Hin- und Rückspiel stand es 3:6.
Es hat diese Paarung in der Champions League zuletzt oft gegeben, zum fünften Mal in den vergangenen fünf Spielzeiten. Es waren mitreißende Spiele, geprägt mal vom feinen Fußball von Manchester City, dann wieder von der Wucht, auch der taktischen Finesse von Real Madrid. Fast immer war es knapp. Diesmal war es einseitig.
Was bleibt, ist der Eindruck, dass in diesen beiden Spielen mehr gekippt ist als nur die Statistik zugunsten von Real, das zum dritten Mal in diesem Zeitraum gegen City weiterkam. Sogar die "BBC", der Freude am Boulevardesken eher unverdächtig, schrieb, Manchester City, die Mannschaft des "Perfektionisten Guardiola", sei aktuell von "Perfektion so weit entfernt, wie es nur geht."
Beim Aufstieg von Manchester City spielten Zweifel mit
Es liegt noch nicht lange zurück, da wäre eine solche Schlagzeile außerhalb des Schreibbaren gewesen. City hat in der Premier League sechs der vergangenen sieben Meisterschaften gewonnen. Im Sommer 2023 triumphierte der Klub zum ersten Mal in der Champions League. Manchester City war ganz oben angekommen.
Es ist eine Erfolgsgeschichte, die ohne das Geld von Abu Dhabis Scheich Mansour nicht möglich gewesen wäre. Als er 2008 bei Manchester City einstieg, war der Klub weit weg von großen Erfolgen, und beliebt vor allem in der Region. Heute ist das anders. Fans hat der Klub überall auf der Welt. Es ist ein Aufstieg, der möglicherweise auch auf Regelverstöße zurückzuführen ist, und zwar bei den Finanzen - der Zweifel spielt mit.
Fußball mit klarer Handschrift
Entscheidend beteiligt am Aufstieg von Manchester City war aber auch Pep Guardiola. Er hat als Trainer immer schon Mannschaften geformt, die ansehnlichen Fußball spielten. So war das in Barcelona und später bei den Bayern. So war es es auch in Manchester. Seine Spieler haben oft den Ball und wissen meist etwas mit ihm anzufangen, das ist der Kern. Er ist unverhandelbar.
Den Rest hat Guardiola immer wieder durchdacht und manchmal neu erfunden. Das bekannteste Beispiel: Er zog Lionel Messi beim FC Barcelona ins Angriffszentrum, als alle in ihm einen Außenspieler sahen. Plötzlich wollten alle eine "falsche Neun". Seitdem gilt Guardiola vielen als ein Visionär des Fußballs. Gerade steckt der Visionär in einer Schaffenskrise.
Als Man City plötzlich 4-4-2 spielte
In Madrid entschied sich Guardiola für ein 4-4-2, für das er sich zuvor nur in Ausnahmefällen entschieden hatte. So wollte er die Abwesenheit von Erling Haaland (Knieprobleme) kompensieren. Der Plan ging nicht auf: Chancen erspielte sich City kaum.
Und im Mittelfeld leidet Manchester noch immer unter dem Ausfall des Strategen Rodri, Europameister mit Spanien und Weltfußballer des Jahres 2024. Er fehlt seit September, mit ihm fehlt im Spiel von City die Balance. Einen Ersatz hat Guardiola lange gesucht. Nun darf dort Nico Gonzalez spielen, ein Winterneuzugang, der Rodri zumindest von der Statur her ähnelt. Guardiola nannte ihn zuletzt einen "Mini-Rodri".
In Madrid erzielte Gonzalez nach einem Freistoß den einzigen Treffer für City, fiel sonst aber vor allem dadurch auf, dass er zu Beginn der zweiten Halbzeit die Hose von Viniucs Junior einem intensiven Materialtest unterzog.
Guardiola sagt: "Nichts ist für die Ewigkeit"
Für Guardiola könnte die neunte Saison in Manchester die zweite ohne einen Titel werden. Realistische Titelchancen hat City nur noch im FA-Cup. Ein Trost wäre das kaum. Champions-League-Sieger wird ein anderer Klub. Und in der Premier League dürfte in diesem Jahr eine andere Mannschaft jubeln, vielleicht ja der FC Liverpool. Vor dem direkten Duell am Sonntag hat City ein Spiel weniger absolviert, aber als Tabellenvierter eben auch 17 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Liverpool.
Die Frage ist nun, wie Guardiola reagiert. Ob es ihm noch einmal gelingt, den Fußball von Manchester City neu zu erfinden. Auch das war Thema, nachdem der Klub in der Champions League gescheitert war. Guardiola wurde gefragt, ob das auch das Ende eines fußballerischen Zyklus gewesen sei. Er sagte: "Nichts ist für die Ewigkeit."