Kampf um Finanzregularien Man City gegen Premier League - ein Streit, der Folgen haben kann
Manchester City greift eine Regel der Premier League zu den Klubfinanzen an. Es ist der nächste Rechtsstreit - der weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Der neue Streit dreht sich um eine Regel der Premier League für Geschäfte von Klubs mit "verbundenen Partnern". Sie besagt, dass Sponsoringgeschäfte mit Unternehmen, die dem Besitzer des Klubs zuzuordnen sind, zu "marktgerechten Preisen" erfolgen müssen. Die Regel ist wichtig für einen ausgeglichenen Wettbewerb.
Was genau besagt die Regel, die Manchester City angreift?
Einige Klubs gehören de facto Staaten, so wie es bei Manchester City über den Staatsfonds aus Abu Dhabi der Fall ist oder bei Newcastle United mit dem Staatsfonds aus Saudi-Arabien. Für den schnellen sportlichen Erfolg würden die Besitzer dieser Klubs wie die Königsfamilie aus Abu Dhabi gerne mehr Geld investieren. Grundsätzlich dürfen die Klubs aber den Finanzregularien entsprechend nur begrenzt mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen. Über drei Jahre betrachtet dürfen es nicht mehr als 105 Millionen britische Pfund (123 Millionen Euro) sein.
Manchester Citys Klubbesitzer Scheich Mansour
Wenn aber ein Staatsfonds beispielsweise über eine ebenfalls in ihrem Besitz befindliche staatliche Fluglinie ein künstlich überhöhtes Sponsoring stellt, gäbe es genau die Einnahmen, die den Regeln entsprechend auch höhere Ausgaben ermöglichen. Genau das verhindert die Regel, weil die Staatsklubs sonst über aufgeblasene Sponsorenverträge einen Vorteil gegenüber anderen Klubs hätten, die nur marktübliche Deals erreichen.
Die Regel wurde 2021 im Zuge der Übernahme von Newcastle United eingeführt und im Feburar 2024 konkretisiert.
Was kritisiert Manchester City an der Regel?
City sieht in den Regeln einen Verstoß gegen britisches Wettbewerbsrecht und drohte schon im Februar 2024 mit rechtlichen Schritten, die nun vollzogen werden. Eine Anhörung in einem Schiedsverfahren soll Montag beginnen.
In einer 165 Seiten langen Klageschrift, deren Inhalte die Zeitung "The Times" veröffentlichte, bezeichnet sich der Klub als Opfer einer "Diskriminierung". Die Regeln seien von den Rivalen Citys nur deshalb gebilligt worden, um den Erfolg von Manchester City zu stoppen. Die Rede ist von einer "Tyrannei der Mehrheit". Der Klub fordert zudem Schadenersatz.
Der Zweck der Übung ist es also, dass die Sponsoren in die Lage gebracht werden sollen, selbst über das finanzielle Ausmaß ihres Sponsorings zu bestimmen. Damit hätte der Klub noch mehr Mittel auf dem Transfermarkt, was noch mehr sportlichen Erfolg in Aussicht stellt.
Manchester City, fünf der letzten sechs englischen Meisterschaften.
Was könnte passieren, wenn City erfolgreich gegen die Regel vorgeht?
Die Premier League hat die anderen Ligen Europas wirtschaftlich abgehängt, mit einem Ende oder einer Änderung der Regel könnte Manchester City seinen Vorsprung auf die anderen Klubs der Premier League ausbauen. Wenn Staaten mit praktisch unbegrenztem Reichtum das investieren können, was sie wollen, werden Probleme bei einem ausgeglichenen Wettbewerb nicht mehr zu lösen sein. Einige britische Medien sprechen von einem "existenziellen Moment" für die Premier League.
Die staatliche Fluggesellschaft Etihad ist Namensgeber des Stadions von Manchester City und Trikotsponsor. Etihad gehört einem Investor aus den Emiraten, der darauf besteht, dass man vom Staatsfonds getrennt sei. City meldete für die Saison 2022/23 Rekordeinnahmen von umgerechnet mehr als 830 Millionen Euro.
Das Etihad Stadium in Manchester
Einige Klubs könnten City unterstützen. Newcastle hat ähnliche Strukturen, Hauptsponsor Sela ist ein saudi-arabisches Sportrechteunternehmen. Leicester City gehört der "King Power International Group" aus Thailand, die gleichzeitig Trikot- und Stadionsponsor des Klubs ist.
Welche Bedeutung haben die vorgeworfenen Verstöße von Manchester City?
Die UEFA hatte Manchester City sogar aus der Champions League ausgeschlossen, der internationale Sportgerichtshof CAS sah aber entscheidende Vorwürfe verjährt und veränderte das Urteil, City durfte in der Champions League spielen.
Aber immer noch stehen 115 Verstöße von Manchester City gegen die Finanzregularien der Premier League im Raum. Sie beziehen sich auf die Zeit zwischen 2009 und 2023. Teil der Vorwürfe sind Citys Sponsoringverträge, die der Klub genutzt haben soll, um mehr Geld in den Klub zu bekommen als offiziell möglich. Im Raum stehen Sanktionen von einer Geldstrafe über Punktabzüge bis hin zu einem Zwangsabstieg. Der Klub streitet jedes Fehlverhalten vehement ab.
Sollten die Regeln aber nun generell für gesetzeswidrig erklärt werden, könnte das Manchesters Verteidigung gegen die 115 vorgeworfenen Verstöße stärken. Der Prozess kommt bislang kaum voran, eine Anhörung soll englischen Medien zufolge im November angesetzt sein.