Frankfurt ohne Auswärtsfans In Neapel wird die Büchse der Pandora geöffnet
Das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen Neapel und Eintracht Frankfurt wird ohne Auswärtsfans stattfinden. Die Hessen sind erbost, die Auswirkungen könnten lange nachhallen. Wird hier ein Präzedenzfall geschaffen?
Sich mit seinem Fußball-Verein auf Auswärtsfahrt zu begeben, ist nicht immer vergnügungssteuerpflichtig. Komplizierte Anreise, Schikanierungen, aggressive Stimmung und mehr müssen immer mal wieder in Kauf genommen werden. Dass Fans des gegnerischen Anhangs aber gar nicht erst ins Stadion dürfen, obwohl der Verband das erlaubt hat - das ist neu. Am Mittwoch kommender Woche wird genau das aber der Fall sein.
Das italienische Innenministerium hat entschieden, dass beim Achtelfinal-Rückspiel von Eintracht Frankfurt in Neapel keine Gästefans ins Stadion dürfen. Begründet wurde dies mit Sicherheitsbedenken. So weit, so historisch. Denn: Es ist ein einmaliger Vorgang im europäischen Fußball.
"Das ist ein trauriger Tag für den Fußball", erklärte es Eintracht-Justiziar Philipp Reschke am Dienstag deutlich. Betroffen sind erst einmal vor allem die Frankfurter, auch wenn die Verfügung sich offziell gegen den Gastgeber richtet. Die Hessen sind es nun aber, die ohne eigenen Anhang im Stadio Diego Armando Maradona versuchen müssen, das 0:2 aus dem Hinspiel im Waldstadion zu drehen. Das macht das Unterfangen nicht unbedingt leichter.
"Wir hoffen, dass das nicht Schule macht"
Die Entscheidung könnte aber auch weitreichende Folgen haben. "Die Büchse der Pandora wurde hier möglicherweise geöffnet", brachte es Reschke auf den Punkt. "Wir hoffen, dass das nicht Schule macht." Die Entscheidung birge die Gefahr einer umfassenden Wettbewerbsverzerrung, führte der Eintracht-Justiziar weiter aus.
Ähnlich sah es am Dienstag Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann. "Es ist ein schwerer und nicht hinnehmbarer Eingriff durch die italienischen Sicherheitsbehörden in die Durchführung und Kultur der europäischen Clubwettbewerbe", sagte der 51-Jährige auf dpa-Nachfrage.
Eintracht mit Appell an die Uefa
"Es gleicht einem Offenbarungseid des italienischen Staates, dass er sich nicht in der Lage sieht, ein mehrere Monate feststehendes Champions-League-Spiel mit 2.500 Gästefans sicher durchzuführen. Es sei denn, dass andere Interessen hier eine Rolle gespielt haben." Er richtete daher einen Appell an den Kontinentalverband: "Die Uefa ist aufgerufen, sicherzustellen, dass dieses Vorgehen keine Schule macht und die Integrität der Wettbewerbe gefährdet."
Sowohl das Hin- als auch das Rückspiel waren als Hochrisikospiel eingestuft. In Frankfurt durften SSC-Fans aber ins Stadion, in Neapel gilt das für Eintracht-Fans nun nicht mehr. "Von unserer Seite gibt es keine Neubewertung der Sicherheitslage", betonte Reschke. "Die Frage ist, ob die Entscheidung leichtfertig ist." Und die Frage ist, ob sie einzigartig bleibt. "Was wäre denn dann bei einem Viertel- oder Halbfinale?", fragte der Eintracht-Justiziar berechtigterweise. Eine Frage, die direkt an die Uefa addressiert sein dürfte.