
Offene Torhüter-Frage bei der Eintracht Eintracht Frankfurt: Santos übernimmt im Duell mit Trapp die Pole-Position
Kaua Santos rettet Eintracht Frankfurt mit einer Reihe starker Paraden das Remis bei Tottenham Hotspur und unterstreicht seine Ambitionen auf die Nummer eins. Was wird aus Kevin Trapp?
Auch in England ist inzwischen angekommen, dass Dino Toppmöller bald vor einem Problem stehen wird. Der Trainer von Eintracht Frankfurt wird sich irgendwann in den kommenden Tagen oder Wochen entscheiden müssen, wer seine Nummer eins im Saison-Endspurt ist. Kevin Trapp, der Kapitän und langjährige Leistungsträger? Oder Kaua Santos, der aufstrebende Brasilianer, der beim 1:1 (1:1) in der Europa League gegen Tottenham Hotspur erneut eine überragende Leistung zeigte? "Wird das schwierig für Sie?", wollte ein englischer Journalist am Donnerstagabend von Toppmöller wissen. Kann man so sagen.
Santos verschärft das Duell noch einmal
Spätestens nach dem Viertelfinal-Hinspiel in London ist die Frage nach dem internen Torhüter-Ranking bei den Hessen offener denn je. Santos, der schon in den vergangenen Spielen sehr gut aufgelegt war, zeigte auch bei den Spurs sein ganzes Repertoire. Der 21-Jährige vereitelte mit starken Paraden die Großchancen von Heung-min Son (56.), James Maddison (58.) sowie Micky Van de Ven (90.+3) und rettete der Eintracht so die gute Ausgangsposition für das Rückspiel in der kommenden Woche.
Da Santos zudem während der kompletten 90 Minuten auch noch eine Bierruhe ausstrahlte und auch bei Flanken absolut sicher war, dürfte er aktuell die Pole-Position im Torhüter-Rennen übernommen haben. Trotz kleinerer Wackler mit dem Ball am Fuß bekam der Brasilianer vom Kicker völlig verdient die Note 1,5, besser war keiner seiner Teamkollegen. Warum also sollte Toppmöller diesen Torhüter in dieser Form in absehbarer Zeit wieder auf die Bank setzen? Die Argumente gegen Santos werden immer weniger.
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"Es ist bei ihm wie bei vielen anderen bei uns. Wir wachsen mit unseren Aufgaben", lobte Trainer Toppmöller seinen Schlussmann nach der Partie. Der Frankfurter Coach vermied es zwar, sich schon jetzt für oder gegen Santos auszusprechen. "Wir haben volles Vertrauen in ihn, aber wir haben volles Vertrauen in alle unsere Torhüter." Allein, dass die T-Frage bei der Eintracht aktuell wirklich offen ist, zeigt aber, dass sich etwas verändert hat. Was in der Hinrunde noch undenkbar war, ist inzwischen Realität: Trapp, der Held des Europa-League-Triumphs von 2022, ist nicht mehr unangefochten.
Trapp wird oft zu negativ gesehen
Es ist offensichtlich, dass die zuvor lange in Stein gemeißelte Hierarchie bei den Frankfurter Torhütern bröckelt. Eine faire Einordnung der Lage ist dennoch angebracht: Zum einen war und ist Trapp, der bei den Fans komischerweise einen sehr schweren Stand hat, bei Weitem nicht so fehleranfällig wie gerade immer wieder erzählt wird. Dass er aufgrund einer schmerzhaften Schienbeinverletzung aktuell zudem einfach nicht eingreifen und sich beweisen kann, macht die Sache zusätzlich kompliziert. Trapp ist noch immer Kapitän dieses Teams, war auch in London dabei und ist eine absolute Stütze. Der Ex-Nationalspieler hätte mehr Kredit verdient.
Nun sind Leistungen der Vergangenheit natürlich genau das: in der Vergangenheit erbrachte Leistungen, die mit der Gegenwart nicht wirklich viel zu tun haben. Dennoch: Was bei Trapp das Extrem in die negative Richtung ist, ist bei Santos das Extrem ins Positive.
Dass Rekordnationalspieler Lothar Matthäus den jungen Keeper am Donnerstagabend bei RTL schon mit dem Prädikat "Weltklasse" bedachte, ist einfach zu früh. Keine Frage: Santos, der aufgrund seiner Athletik und dem Hang zum Fliegen per se spektakulärer spielt als Trapp, besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten und wird seinen Weg bei der Eintracht und möglicherweise noch größeren Clubs gehen. Es wird aber auch wieder schwierigere Phasen geben. Zur Erinnerung: Nach den Patzern gegen Mainz im Dezember zweifelten viele an der generellen Bundesliga-Tauglichkeit des Brasilianers.
Toppmöller handelt richtig - Ausgang offen
Doch zurück zur aktuellen Situation: Es ist auffällig, dass Toppmöller – ganz anders noch als in der Hinrunde – ein klares Bekenntnis zu Trapp bei jeder Nachfrage geschickt umgeht. Es ist keinesfalls sicher, dass Trapp in dieser Saison noch einmal zwischen die Pfosten zurückkehrt. Dass sich Toppmöller in der Crunchtime nicht öffentlich gegen seinen einzigen fitten Keeper ausspricht und Santos offiziell zur Übergangslösung erklärt, ist aber auch einfach verständlich. Toppmöller muss seinem Torhüter den Rücken stärken und mit maximalem Vertrauen ausstatten. Genau das macht er, heißen muss das aber alles nichts.
Klar ist: Toppmöller wird sich irgendwann entscheiden müssen und mit dieser Entscheidung womöglich die Karriere von Trapp bei der Eintracht beenden. Dass sich der 34-Jährige, dessen Vertrag in Frankfurt im Sommer 2026 ausläuft, im Herbst seiner Karriere noch einmal dauerhaft auf die Bank setzt, ist schwer vorstellbar. Bis es wirklich so weit ist, kann aber noch viel passieren. Stand jetzt hat Santos die Nase vorne. Was das heißt, weiß bei der Eintracht aber wohl jeder.