
Sieg in Münster Selke-Doppelpack erlöst HSV von Misere
Endlich wieder ein Sieg bei einem Zweitliga-Neuling: Der Hamburger SV hat dank Davie Selke drei Punkte bei Preußen Münster geholt - das war auswärts bei einem Aufsteiger lange nicht gelungen.
In der dritten Minute der Nachspielzeit traf der Stürmer, der aufgrund eines Jochbeinbruchs eine Maske trug, per Elfmeter zum 2:1 (1:1)-Sieg, der Hamburg vorerst wieder an die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga befördert.
"Ich bin sehr froh", sagte Hamburgs Trainer Merlin Polzin der Sportschau. "Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Hause." Münsters Trainer Sascha Hildmann nannte das Ergebnis im Gespräch mit der Sportschau "sehr, sehr unglücklich."
Der HSV bei einem Aufsteiger - das war in den vergangenen beiden Saisons eine Kombination, die einen großen Anteil daran hat, dass der einstige Bundesliga-Dino nach wie vor versucht, ins Oberhaus zurückzukehren.
Aus den vergangenen fünf Partien bei einem Zweitliga-Neuling hatte der HSV vor der aktuellen Spielzeit nur zwei von 15 möglichen Punkte geholt - am Ende war diese Misere entscheidend für das Verpassen der Ziele.
Münsters Frenkert macht es zunächst besser als Selke
Und auch in dieser Saison war der erste Auftritt bei einem Aufsteiger nicht wünschenswert, mit einem 1:1-Remis beim SSV Ulm konnte Hamburg die Bilanz nicht wirklich aufbessern. Das sollte sich nun in Münster ändern - was sich jedoch von Beginn an als äußerst schwieriges Unterfangen erwies. Der HSV hatte große Probleme, selbst ins Spiel zu kommen und dazu auch mit den vielen hohen Bällen, die bei den Gastgebern das Mittel der Wahl waren.
Doch Trainer Merlin Polzin hat eben auch einen Spezialisten in der Luft: Davie Selke. In der 19. Minute war der Stürmer erstmals gefährlich, nach einem Eckball köpfte er aber noch knapp aus vier Metern am gegnerischen Tor vorbei. Fünf Minuten später gab es wieder Ecke, diesmal landete der Ball im Tor - aber auf der anderen Seite. Lukas Frenkert verlängerte den Ball, der Miro Muheim im Gesicht traf und von dort ins Netz zur Münsteraner Führung fiel (24.).

Das Tor zum 1:0 für Münster
HSV-Spieler Selke zeigt, dass er es doch kann
Der HSV war wieder drauf und dran, auswärts Punkte gegen einen Aufsteiger liegen zu lassen. Dieser Eindruck verfestigte sich, als Etienne Amenyido nach einem der zahlreichen 40-Meter-Einwürfe von Torge Paetow traf - das Tor zählte wegen einer Abseitsposition aber nicht (38.).
Diese Situation war zudem exemplarisch dafür, dass mit Kombinationsspiel in der ersten Halbzeit wenig zu holen war. Folgerichtig brauchte dann auch der HSV eine perfekte Flanke aus dem Halbfeld, um selbst zu treffen. Jonas Meffert schlug den Ball genau auf den Kopf von Selke, der diesmal das lange Eck des Münster-Tores traf, und das auch noch zu einem perfekten Zeitpunkt (45.+3). Es war die letzte Aktion vor der Pause.
Diskussionen um möglichen HSV-Elfmeter
Nach der Pause wurde die Partie deutlich ansehnlicher, was in erster Linie an der Einwechslung von Hamburgs Jean-Luc Dompé lag, der dem Spiel technische Finesse und jede Menge gute Ideen gab - trotz schwieriger Platzverhältnisse. Und so hatte Marco Richter die erste große Chance nach einer flachen Kombination, seinen etwas zu zentralen Abschluss konnte Johannes Schenk aber noch an die Latte lenken (54.).
Kurz darauf wurde es richtig hektisch. Jano ter Horst brachte Adam Karabec im eigenen Strafraum zu Fall, es gab Elfmeter für Hamburg (57.). Es war eine harte Aktion des SCP-Verteidigers, nach der die Entscheidung auch weiter hätte stehenbleiben können - Schiedsrichter Wolfgang Haslberger korrigierte sich nach Ansicht der Videobilder aber. Vermutlich war der Grund, dass ter Horst auch mit beiden Beinen den Ball spielte.
Münster und Hamburg mit Topchancen auf die Führung
Diese Szene veränderte das Spiel, weil sie eine Art Weckruf für Münster war, das sich zu sehr auf das Verteidigen und lange Bälle verlassen hatte. Daraus folgte dann der mit Abstand beste Angriff der Gastgeber, nach dem David Kinsombi aus zwölf Metern zum Abschluss kam, den Ball aber wenige Zentimeter am Pfosten vorbeilegte (65.).
Im direkten Gegenzug musste Schenk wieder gegen Richter retten (66.), es entwickelte sich ein munteres Hin und Her. Dann hatte Dompé die nächste gute Gelegenheit, in die sich der SCP-Keeper wieder warf, der Ball landete dann aber auf dem Kopf von Ransford Königsdörffer - Frenkert rettete allerdings den Ball kurz vor der eigenen Torlinie (70.).
In der 84. Minute war die Hacke von Königsdörffer dann beinahe das Körperteil, das dem HSV einen Sieg beschert hätte - doch die Fußspitze von Schenk verhinderte das. Und dann war es eine andere Fußspitze, die fast für die Führung gesorgt hätte. Paetow lenkte eine eigentlich ungefährliche Flanke an den eigenen Innenpfosten und von dort trudelte der Ball gerade noch aus dem Tor (88.).
Selke wird gefoult und trifft zum Sieg für den HSV
Doch in der Nachspielzeit gab es dann doch noch die Erlösung. Nach einem Ringkampf mit Frenkert ging Selke zu Boden, wieder entschied Haslberger auf Elfmeter - und diesmal blieb er dabei. Selke trat selbst an und traf souverän zum 2:1 (90.+4) - es war aufgrund des Zeitpunkts und Zustandekommens glücklich, aber im Endeffekt hochverdient.

Die gesamte Hamburger Ersatzbank stürmt bei Selkes späten Siegtreffer auf den Rasen.
Selke wertete den Sieg anschließend im Sportschau-Interview als Sinnbild für den Reifeprozess der Mannschaft: "Wir haben bis zum Schluss daran geglaubt, dass wir dieses Spiel gewinnen können. Riesenkompliment, da sieht man ganz klar unsere Entwicklung als Truppe."
Durch den Sieg beendete der HSV nicht nur die Misere gegen Aufsteiger, sondern auch noch eine vor wenigen Zuschauern. Die Hamburger hatten zuvor acht Zweitligaspiele nicht gewonnen, bei denen weniger als 20.000 Fans im Stadion waren (in Münster waren es 12.000).
Zum letzten Mal hatte es einen Sieg vor kleiner Kulisse Ende der Saison 2022/23 gegeben - der HSV gewann in Sandhausen, bejubelte schon den vermeintlichen Aufstieg inklusive Platzsturm und schaffte es dann doch nicht. Nach dem Ende dieser beiden Miseren bei Underdogs könnte der HSV am Ende wirklich die Rückkehr in die Bundesliga feiern.
Münster muss nach Paderborn, Hamburg in Regensburg
Für Hamburg steht als nächstes ein Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg an, also einem weiteren Aufsteiger (16.02., 13.30 Uhr). Münster reist zum SC Paderborn (14.02., 18.30 Uhr).