Spiel in Wolfsburg gedreht Wackelige Bayern feiern Auftaktsieg und Müller-Rekord
Zwischenzeitlich sah es nach einem Fehlstart beim Bundesliga-Debüt von Vincent Kompany als Trainer des FC Bayern München aus. Beim VfL Wolfsburg verspielte der phasenweise wackelige FC Bayern eine Führung, kam aber nochmal über die individuelle Klasse zurück.
Am Sonntag gewann der deutsche Fußball-Rekordmeister aus München mit 3:2 (1:0). Jamal Musiala (20. Minute) brachte die Bayern in Führung. Wolfsburgs Lovro Majer (47./Foulelfmeter, 55.) drehte die Partie. Ein Eigentor von VfL-Abwehrmann Jakub Kaminski (65.) und der Treffer von Serge Gnabry (82.) sicherten dem FCB aber doch noch die drei Punkte zum Auftakt.
Bayern-Neuzugang Olise direkt von Beginn an
Gegenüber dem Pokal-Erfolg gegen Ulm wechselte Bayern-Trainer Kompany bei seinem Bundesliga-Debüt auf vier Positionen. Raphael Guerreiro, Mathys Tel und Thomas Müller saßen draußen, nahmen neben Leon Goretzka auf der Bank Platz. Rechtsverteidiger Josip Stanisic (Außenbandriss) wurde durch Sacha Boey ersetzt. Neuzugang Michael Olise bekam direkt das Vertrauen, außerdem spielten Alphonso Davies und Harry Kane.
Münchens Boey bedient Musiala mustergültig
Besonders Olise und Boey nutzten ihre Chance. Olise war in Hälfte eins selbst an vier der acht FCB-Torschüsse beteiligt (ein eigener Abschluss, drei Torschussvorlagen). Und er hatte Aktien an der Führung: Boeys Einwurf ließ er auf Kane klatschen, der schickte wiederum Boey. Dieser ging vorbei an Wolfsburgs Kaminski, der erstmals in seiner Karriere als Außenverteidiger in einer Viererkette agierte, und bediente Musiala mustergültig.
Bayern München legte sich Wolfsburg zurecht, spielte sich bei fast 70 Prozent Ballbesitz mühelos immer wieder in den VfL-Strafraum. Die Münchner liefen auch über einen Kilometer mehr als die Hausherren und gewannen 52 Prozent der Zweikämpfe.
Torwart Grabara hält Wolfsburg im Spiel
Der VfL bekam nach einem mutigen Beginn mit hohem Pressing spielerisch immer weniger auf die Reihe, über ein Drittel der Wolfsburger Pässe fanden keinen Mitspieler.
Die Hausherren konnten sich auch bei Torwart Kamil Grabara bedanken, dass sie zur Halbzeit nicht schon höher zurück lagen. Grabara zeigte vier starke Paraden gegen Gnabry (9., 37.), Kane (11.) und Joshua Kimmich (13.). Den einzigen eigenen Torschuss brachten die "Wölfe" in der 6. Minute in Person von Ridle Baku zustande.
Wolfsburgs Majer bestraft individuelle Fehler von Boey und Kim
Doch nach dem Wiederanpfiff stellten zwei individuelle Fehler der bis dahin dominanten Bayern das Spiel auf den Kopf. Nur 20 Sekunden waren gespielt, da ließ Boey im Strafraum Wolfsburgs Tiago Tomas über die Klinge springen - den Elfmeter verwandelte Majer souverän zum Ausgleich.
Danach kam es noch dicker für den deutschen Rekordmeister. Zunächst rettete noch der Pfosten bei Majers Abschluss von der Strafraumkante (50.), aber dann patzte erneut ein FCB-Verteidiger. Min-jae Kim verlor den Ball gegen den anlaufenden Patrick Wimmer, der legte quer auf Majer - 2:1 für den VfL, Schock für die Bayern.
Bayerns Müller bekommt bei Rekord-Einsatz Zettel mit Anweisungen
Wenige Minuten nach der Wolfsburger Führung kam es zu einem historischen Moment: Thomas Müller stieg mit seiner Einwechselung für Boey (65.) zum alleinigen Bundesliga-Rekordspieler des FC Bayern München auf (474 Partien).
Und sofort warf sich Müller ins offensive Getümmel: Kimmichs Ecke von links wurde von Kane unter Mithilfe des Oberschenkels von Kaminski verwertet. Der Treffer wurde als Eigentor gewertet. Zunächst sah es sogar nach einem Müller-Tor aus, denn er war auch noch dran, traf den Ball aber erst hinter der Linie.
Müller gab seinen Mitspielern direkt nach dem Ausgleich noch während des Torjubels Anweisungen, die ihm Trainer Kompany auf einen Zettel geschrieben hatte. Das Momentum schien wieder bei den Bayern zu sein.
Kaminskis Rettungstat gegen Kane nicht genug
Doch Wolfsburg erstarrte nicht in Erfurcht, sondern raffte sich nochmal auf. Die Bayern offenbarten weiter Probleme im Abwehrspiel, boten Wolfsburg plötzlich wieder Lücken. Kevin Behrens verzog seinen Abschluss nach einem Konter - Dayot Upamecano hatte den Ball verloren - ganz knapp (73.).
Im eigenen Strafraum schwang sich Eigentorschütze Kaminski noch mal kurzzeitig zum Helden auf, er blockte am Fünfmeterraum einen Schuss von Kane entscheidend (80.). Wolfsburg kämpfte mit viel Elan. Aber Gnabry, der VfL-Torwart Grabara in der Schlussphase doch noch überwand, tütete nach Vorlage von Kane den Bayern-Auftaktsieg ein.
Bayern-Trainer Vincent Kompany zeigte sich am Sportschau-Mikrofon zufrieden: "Die erste Hälfte war eigentlich ganz gut. In der zweiten Halbzeit haben wir ganz schlecht begonnen, hatten viel Chaos. Wir haben aber weitergemacht und dann auch gewonnen."
Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl war "sehr stolz, was meine Mannschaft gezeigt hat". Der Sportschau sagte er: "Ich glaube, viele haben uns ein solches Spiel nicht zugetraut. Schön, dass die Jungs sie vom Gegenteil überzeugen konnten."