Drama in Mönchengladbach Die Last-Minute-Leverkusener sind zurück
Im packenden Eröffnungsspiel der Fußball-Bundesliga zeigt Bayer Leverkusen die Qualitäten, die es zum Meister gemacht hat. Bei Borussia Mönchengladbach überzeugen die Neuzugänge.
Treffer tief in der Nachspielzeit waren einer der Gründe, warum Bayer Leverkusen in der vergangenen Saison erstmals Meister geworden ist - und das ungeschlagen. Im ersten Spiel als Titelverteidiger trieb die Werkself dieses Erfolgsrezept nun auf die Spitze.
Im Eröffnungsspiel bei Borussia Mönchengladbach lief die elfte Minute der Nachspielzeit, als Florian Wirtz zum Foulelfmeter antrat. Erst nach VAR-Einsatz hatte Schiedsrichter Robert Schröder auf Foulelfmeter entschieden. Wirtz scheiterte vom Punkt an Gladbachs Torwart Jonas Omlin - und traf dann im Nachschuss zum 3:2 (2:0)-Endstand. Mehr Meister-Dusel geht kaum, zumal Mönchengladbach einen Punkt verdient gehabt hätte.
Bayer-Coach Alonso setzt auf bewährte Kräfte
"Natürlich gehört in solchen Situationen ein bisschen Glück dazu", sagte Wirtz der Sportschau. "Wir versuchen einfach, jedes Spiel durchzuziehen und zu gewinnen. Das haben wir uns gut angeeignet über die letzte Saison und das versuchen wir weiterzumachen."
Schon in der ersten Hälfte hatte viel an die Meistersaison erinnert, auch weil Trainer Xabi Alonso auf Zugänge in der Startelf verzichtete. Die Schlüsselspieler Granit Xhaka (12. Minute) und Wirtz (38.) sorgten für eine Zwei-Tore-Führung. Nico Elvedi (59.) und der neue Gladbacher Mittelstürmer Tim Kleindienst (85.) brachten die Borussia zurück ins Spiel.
Viele und langwierige VAR-Überprüfungen
Ein Diskussionsthema waren die Überprüfungen durch den Video-Assistenten. Sie waren zahlreich und dauerten lange, aber Mönchengladbachs Trainer Gerardo Seoane äußerte sich verständnisvoll. "Wir wünschen uns alle, dass das Ganze so effizient wie möglich ist. Aber da sind immer noch Menschen an der Arbeit und es gibt noch einen Spielraum, den die Überprüfung zulässt und letztendlich entscheidet der Schiedsrichter." Er halte es für sinnvoll, den Sport so gerecht wie möglich zu machen und gewisse Entscheidungen zu überprüfen.
Gladbachs Christoph Kramer verabschiedet
Vor dem Anpfiff hatte die Borussia ihren langjährigen Spieler Christoph Kramer verabschiedet. Klub und Fans würdigten den Weltmeister mit Blumen, Fotos, viel Applaus und Sprechchören. Kramers bis zum Saisonende gültiger Vertrag war vorzeitig aufgelöst worden.
Xhaka-Hammer zur Leverkusener Führung
Den spektakulären Startschuss in die neue Saison gab dann Xhaka ab: Aus 25 Metern zimmerte er den Ball zur Bayer-Führung ins linke obere Eck, der Schuss war noch leicht abgefälscht. Unfreiwilliger Wegbereiter war Elvedi: Erst spielte er im Spielaufbau einen Fehlpass, dann fälschte er die Flanke von Jeremie Frimpong so ab, dass sie vor den Füßen von Xhaka landete.
Es begann Leverkusens beste Phase mit zwei Aluminiumtreffern. Victor Boniface scheiterte aus der Drehung an der Latte und Edmond Tapsoba drosch einen fulminanten Fernschuss an den Außenpfosten.
Leverkusens Wirtz reagiert schnell
Ansonsten war Mönchengladbach aber durchaus gut im Spiel und auch gefährlich. Kleindienst zog in der 36. Minute vom Sechzehner ab, Piero Hincapié klärte im letzten Moment zum Eckball. Hinter Kleindienst durfte ein weiterer Zugang beginnen, der Ex-Bochumer Kevin Stöger trieb im offensiven Mittefeld das Gladbacher Spiel an.
Leverkusen aber überzeugte wie im Vorjahr mit individueller Klasse und Effizienz. Frimpong dibbelte sich auf rechts bis zur Torauslinie frei und Wirtz reagierte nach einem parierten Schuss von Alejandro Grimaldo blitzschnell - schon stand es 2:0.
Kleindienst-Treffer für Gladbach zurückgenommen
Kurz vor der Pause jubelte der Ex-Heidenheimer Kleindienst dann über seinen vermeintlichen Gladbacher Premierentreffer, aber der Video-Assistent griff ein. Am Bildschirm sah Schiedsrichter Schröder, dass Kleindienst vor seinem Tor Hincapié wirkungsvoll getroffen hatte, und nahm den Treffer zurück - eine nachvollziehbare Entscheidung, wenngleich Kleindienst das anders sah.
Die zweite Halbzeit begann mit großen Mengen Pyrotechnik im Gladbacher Fanblock. Der dichte Rauch zog nur langsam ab, sodass das Spiel für sechs Minuten unterbrochen war. Anschließend hatte Frimpong nach einem schönen Steckpass von Xhaka das dritte Leverkusener Tor auf dem Fuß, blieb mit seinem Lupfer aber an Omlin hängen.
Gladbachs Elvedi im zweiten Anlauf
Eine Standardsituation brachte die Gladbacher dann zurück ins Spiel. Ko Itakura legte nach einer Freistoßflanke von Stöger per Kopf zurück in die Mitte. Dort zwang Elvedi Lukas Hradecky per Kopf zu einer spektakulären Parade und versenkte dann den Nachschuss.
Die Borussia verpasste es, nach dem Tor nachzusetzen. Leverkusen stand stabil, kontrollierte das Spiel und ließ kaum Chancen zu. Erst Stöger knackte die Bayer-Defensive mit einem klugen Pass auf Kleindienst. Der setzte sich am Fünfmeterraum gegen Edmond Tapsoba durch, traf im Fallen zum Ausgleich.
Tim Kleindienst bejubelt sein Tor
Itakura trifft Adli
Als alles nach einem leistungsgerechten Remis aussah, schlugen die Leverkusener wieder spät zu. Gladbachs Itakura hatte Leverkusens Amine Adli im eigenen Strafraum am Fuß getroffen. Schiedsrichter Schröder sah den Kontakt erst am Bildschirm und er reichte ihm für einen Elfmeterpfiff. Wirtz nutzte die Gelegenheit für seinen zweiten Treffer, wenn auch erst im Nachschuss.
Gladbach muss nach Bochum, Leverkusen gegen Leipzig
Mönchengladbach muss nun am 2. Spieltag zum VfL Bochum (31.08., 15.30 Uhr), Leverkusen spielt am selben Tag gegen RB Leipzig (18.30 Uhr).