Finale bei der Darts-WM Littler gegen Humphries - Märchen oder Favoritensieg?
Die Reise von Luke Littler ins Finale der Darts-WM ist die große Geschichte des Turniers. Doch der 16-Jährige bekommt es nun mit Luke Humphries mit dem offiziell besten Spieler der Welt zu tun.
Auch wenn die Voraussetzungen bei Luke Littler schon vor dem WM-Turnier im "Ally Pally" so waren, dass Erfolge des 16-Jährigen im Darts vorprogrammiert waren, fällt es schwer, nicht verblüfft zu sein, mit welcher Selbstverständlichkeit er bei seiner ersten Teilnahme ins Finale eingezogen ist. "Mir fehlen die Worte. Es ist einfach verrückt, dass ich bei meinem Debüt im WM-Finale stehe", konnte es auch Littler im Gespräch mit "Sky Sports" nicht so richtig fassen.
Mit Rob Cross hatte das "Wunderkind" einen ehemaligen Champion mit 6:2 zuvor deutlich besiegt. Und seinem Gegner war es ganz offenbar ein Bedürfnis, sich nach dem Dart auf die Doppel 10, der das Match beendet hatte, tief zu verbeugen und Littlers Arm in die Höhe zu strecken. Ganz nach dem Motto: Das ist unser neuer Star.
"Bislang war nichts schwierig für mich"
Die Schule seines Mentors und Beraters Phil Taylor ist offensichtlich. Littler spielt nicht nur Darts auf Topniveau, sondern versteht auch das Spiel mit dem Publikum. Wenn die Fans ein "High Finish" von ihm fordern und er in einem Leg deutlich führt, dreht er sich schonmal während seiner Aufnahme um und horcht nochmal fordernd nach, was von ihm gewünscht sei. Das gehört zum Dartssport dazu, der so sehr von dem lebt, was auf den Zuschauerplätzen passiert. Ganz besonders bei der WM im "Ally Pally".
Runde | Gegner | Ergebnis |
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1. Runde | Christian Kist (Niederlande) | 3:0 |
2. Runde | Andrew Gilding (England) | 3:1 |
3. Runde | Matt Campbell (Kanada) | 4:1 |
Achtelfinale | Raymond van Barneveld (Niederlande) | 4:1 |
Viertelfinale | Brendan Dolan (Nordirland) | 5:1 |
Halbfinale | Rob Cross (England) | 6:2 |
Littler macht das aber nicht, weil es ihm aufgetragen wurde, sondern weil es ganz offenbar seine Natur als Dartsspieler ist. Der beeindruckendste Teil seiner WM-Reise ist, mit welcher Leichtigkeit er durch die Runden pflügte. Sechsmal musste Littler, der im November bereits Junioren-Weltmeister geworden war, antreten, sechsmal gab es einen klaren Sieg. "Das soll nicht respektlos klingen, aber bislang war nichts schwierig für mich", sagte er.
Pietreczko-Fans pieksten Humphries an
Das dürfte sich im Finale ziemlich sicher ändern. Mit Luke Humphries trifft er auf den Spieler, der in dieser Saison mit Abstand das meiste Preisgeld eingespielt hat und neben Vorjahressieger Michael Smith sowie Michael van Gerwen schon vor dem WM-Start der große Favorit auf den Titel war. Und ins Endspiel geht er in einer absoluten Premium-Form.
Runde | Gegner | Ergebnis |
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2. Runde | Lee Evans (England) | 3:0 |
3. Runde | Ricardo Pietreczko (Deutschland) | 4:3 |
Achtelfinale | Joe Cullen (England) | 4:3 |
Viertelfinale | Dave Chisnall (England) | 5:1 |
Halbfinale | Scott Williams (England) | 6:0 |
Humphries hatte durchaus Probleme, in dieses Turnier zu finden und stand schon kurz vor dem Aus. Ricardo "Pikachu" Pietreczko hatte den Engländer in der 3. Runde am Rande einer Niederlage, führte bereits mit 3:1-Sätzen und konnte mit einer Aufnahme das Spiel beenden. Humphries, von den ihn in der Konzentrationsphase immer wieder ausbuhenden Pietreczko-Fans angestachelt, schaffte jedoch die Wende, hatte dann auch gegen Joe Cullen im Achtelfinale zwar noch Probleme, legte dann aber so richtig los.
Humphries die neue Nummer eins der Welt
Die Partien gegen Dave Chisnall (5:1) und Scott Williams (6:0) waren Machtdemonstrationen. Und sie machen den Spieler, der die Pfeile so nah aneinander in die Triple 20 knallt wie kein anderer, zum neuen Besten seiner Zunft. Unabhängig vom Ausgang des Finals am Mittwoch (03.01.2024, ab 21 Uhr bei "Sport1" und "DAZN") ist Humphries, 28, die Nummer eins der Weltrangliste. Dass ihm das deutlich weniger bedeutet, wenn er dieses Amt jedoch nur als WM-Zweiter bekleidet, ist selbstredend.
Rein von dieser Platzierung im "Order of Merit" ist die Favoritenrolle klar. Littler ging als 164. der Welt in das Turnier und hat sich nun auf Rang 31 vorgearbeitet - ein Quantensprung, aber noch immer weit weg von Humphries, der für das letzte Spiel des Turniers ein "Spektakel" ankündigte. Doch diese WM hat gezeigt: Littler ist bereits in der Weltklasse des Darts angekommen und auch im Finale sicher kein Außenseiter. Trotzdem wird die Frage sein: Endet die Weltmeisterschaft mit einem weiteren Märchen oder dem Favoritensieg?