
Winterspiele 2026 Die deutschen Winterstars und ihre Olympia-Chancen
Die Saison 2025/26 hält ein besonderes Highlight bereit. In Mailand und Cortina d'Ampezzo werden Olympiasieger und Olympiasiegerinnen gesucht.
Die Wintersportsaison 2024/25 ist kaum zu Ende, da geht der Blick schon zum anstehenden Highlight des kommenden Winters. In Italien wird für die Wintersportler bereits die ganz große Bühne vorbereitet. Vom 6. bis 22. Februar finden in Mailand und Cortina d'Ampezzo die Olympischen Spiele statt. Wo stehen die deutschen Sportlerinnen und Sportler zehn Monate vor der Eröffnungsfeier?
Biathlon: Preuß kann die Kirsche auf die Karrieretorte setzen
Am Ende der Saison strahlte vor allem eine: Franziska Preuß. Die 31-Jährige war bei der WM im Schweizer Lenzerheide an vier der fünf deutschen Medaillen beteiligt und hat auch zum ersten Mal den Gesamtweltcup gewonnen. Das nächste Ziel heißt Olympia. "Definitiv, das Jahr gibt es noch", sagte die Bayerin zur sportlichen Zukunftsplanung. Denn bislang konnte Preuß nur Olympia-Bronze mit der Staffel bei den Spielen 2022 in Peking feiern. Olympisches Einzel-Edelmetall wäre die absolute Krönung ihrer Karriere.
Hinter ihr zeigten die Nachwuchskräfte Selina Grotian (20) und Julia Tannheimer (19) ansprechende Leistungen. Die DSV-Skijäger stecken dagegen in einem Tief. WM-Bronze in der Staffel war auch glücklichen Umständen zu verdanken, individuell enttäuschten sie - und dürften kaum von den Rücktritten der Bö-Brüder (Norwegen) profitieren.
Bob: Starkes Team um Rekordmann Friedrich und Nolte
Doppel-Weltmeister Francesco Friedrich und Zweier-Weltmeisterin Laura Nolte waren die Gesichter der Titelkämpfe in Lake Placid. Aber auch Johannes Lochner, Lisa Buckwitz, Kim Kalicki und Adam Ammour flogen mit einer Medaille im Gepäck nach Hause. Nach neun von zwölf möglichen Podestplatzierungen führt wohl auch im olympischen Eiskanal kein Weg am deutschen Team vorbei, wenngleich die Eisrinne in Cortina allen unbekannt ist. Lediglich im Monobob scheinen die Medaillen noch nicht vergeben - hier genießt das deutsche Team keinen Materialvorteil.
Curling: Ticket noch nicht gelöst
Nach dem sensationellen Gewinn der Europameisterschaft im vergangenen November haben die Curling-Männer gute Karten, bei der WM im kanadischen Moose Jaw (29. März bis 6. April) das Olympia-Ticket zu lösen und nach zwölf Jahren wieder bei Winterspielen dabei zu sein. Das allein wäre schon ein Erfolg. Bei der WM müssen die Deutschen mindestens Achter werden, dann wären sie bei Olympia dabei. Gelingt das nicht, gibt es im Dezember bei einem weiteren Turnier noch zwei Tickets.
Die Frauen haben die Qualifikation dagegen schon verpasst.
Eishockey: Als Außenseiter dabei
Leon Draisaitl ist in der NHL ein Superstar, doch er alleine macht Deutschland nicht zu einem Medaillenkandidaten in Mailand, wo erstmals seit 2014 wieder die Besten der Besten auf dem Eis stehen werden. Das ist bei der WM im Mai noch ganz anders. Auch die deutschen Frauen, die im April ihre Weltmeisterinnen ausspielen, sind Außenseiterinnen.
Eiskunstlauf: Paarlauf kann auf Spitzenduo setzen
Die großen Hoffnungen ruhen auf dem Paarlauf: Die Europameister Minerva-Fabienne Hase und Nikita Volodin haben sich als Spitzenduo etabliert. Nach der WM in Boston reist das Duo als Vize-Weltmeister an. - allerdings benötigt Volodin noch einen deutschen Pass. Auch das Eistanz-Paar Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan ist dabei. Das Duo hat bei der WM das Minimalziel erreicht und einen Quotenplatz geholt. Allerdings sind sie keine Podestkandidaten. Auch in den weiteren Disziplinen werden die Medaillen wohl ohne deutsche Beteiligung vergeben.
Eisschnelllauf/Shorttrack: Schnelle Läufer gesucht
Die Eisschnellläufer hinken der Weltspitze schon länger hinterher. In der Breite ist beim DESG zwar ein positiver Trend erkennbar, Medaillen sind aber nicht zu erwarten. Bei der Einzelstrecken-WM in Hamar sorgte immerhin die Teamverfolgung der Frauen mit Platz vier für einen Achtungserfolg. Für eine Überraschung könnte das Erfurter Talent Finn Sonnekalb sorgen. Der 17-Jährige gewann bei Jugend-Olympia 2024 drei Rennen und holte bei der Junioren-WM in diesem Jahr dreimal Gold.
Im Shorttrack fehlt nach dem Karriereende von Anna Seidel das Aushängeschild.
Nordische Kombination: Spitzenmann Geiger geht voran
Die Aussichten für die deutschen Kombinierer sind nicht nur wegen des Rücktritts von Norwegens Superstar Jarl Magnus Riiber bestens. Denn der Oberstdorfer Vinzenz Geiger hat sich aus eigener Kraft als Weltcup-Gesamtsieger für olympisches Edelmetall empfohlen. Die Frauen um Gesamtweltcup-Siegerin Nathalie Armbruster müssen dagegen weiter auf ihre Olympia-Premiere warten.

Rodeln: Langenhan und Co auf schnellen Kufen
In der abgelaufenen Saison hatte sich durch die Österreicher lange eine Wachablösung im Eiskanal angebahnt, doch pünktlich zum Saisonhöhepunkt waren Max Langenhan und Co. auf Top-Niveau unterwegs: Doppelsieg im Einer der Männer und Frauen bei der WM, dazu Gold bei den Doppelsitzern der Männer und in der Team-Staffel. Auch der Gesamtweltcup im Einer ging letztlich an die Weltmeister Langenhan und Julia Taubitz. Somit sind auch im Eiskanal von Cortina einige Medaillen zu erwarten.
Skeleton: Nicht ganz so ausgefeilt unterwegs
Der einzige Schlitten, der aus deutscher Sicht Probleme bereitet. Die Peking-Olympiasieger Christopher Grotheer und Hannah Neise enttäuschten bei der WM in Lake Placid auf ganzer Linie. Lediglich Axel Jungk holte mit Bronze im Einzel eine Medaille. Da ist im kommenden Winter noch Luft nach oben.
Ski Alpin: Nur wenige Eisen im Feuer
Deutschland hat eine große Hoffnungsträgerin: Emma Aicher überzeugte bei der WM, anschließend gewann sie ihre ersten beiden Weltcup-Rennen. Die 21-Jährige werde den deutschen Skifans "noch viel Freude bereiten", prophezeite Ex-Ski-Ass Felix Neureuther. Aichers großes Plus ist ihre schwedische Coolness. "Sie kann mit Drucksituationen extrem gut umgehen", so Neureuther.
Das kann auch Slalomspezialist Linus Straßer, der bei der WM auf den letzten Drücker eine Nullrunde verhinderte. Als Dritter hatte er gezeigt, dass er auf den Punkt bereit ist. Als Podestkandidatin darf sich ansonsten noch Lena Dürr zählen.
Skibergsteigen: Neue Hoffnungsträger am Start
Das "Ski Mountaineering" ist neu im olympischen Programm - mit den Disziplinen Sprint und Mixed-Staffel. Für Anton Palzer (32) kommt das zu spät: Er gewann von 2015 bis 2021 fünf WM- und EM-Medaillen - und wurde danach Radprofi. Tatjana Paller (29) ging den umgekehrten Weg: Radsportlerin bis 2020, seitdem Skibergsteigerin. Bei der WM in Februar gewann sie Bronze in der Disziplin Sprint. Finn Hösch (22) wurde 2023 im Sprint Weltmeister.
Ski Freestyle/Freeski: Realistische Medaillenträume
Die Skicrosser erlebten dank Daniela Maier und Florian Wilmsmann, der den Gesamtweltcp-Sieg nur knapp verpasste, eine erfolgreiche Weltcup-Saison. Bei der WM räumten Maier (Bronze) und überraschend Tobias Müller (Silber) auch Medaillen ab. In den anderen Disziplinen sieht es weitgehend düster aus, Hoffnungsträgerin Muriel Mohr riss sich erst vor Kurzem im Training das Kreuzband.

Skilanglauf: DSV-Frauen machen Hoffnung
Zwölf Medaillenentscheidungen fallen bei Olympia im Skilanglauf. Der DSV kann wohl nur bei den Frauen in der Staffel sowie im Teamsprint auf Edelmetall hoffen. Obwohl, Coletta Rydzek ließ zum Saisonende noch mit ihrem ersten Weltcup-Sieg aufhorchen. Und Victoria Carl untermauerte als Gesamtweltcup-Zweite ihre ganze Klasse. "Insgesamt haben nahezu alle Mädels einen Schritt nach vorn gemacht", sagte Bundestrainer Peter Schlickenrieder am Sportschau-Mikrofon.
Skispringen: Weltklasseleistung abrufbar
Die deutschen Ski-Adler suchten in diesem Winter nach der Konstanz. Der zweimalige Olympiasieger Andreas Wellinger bewies einmal mehr, dass er der Mann für die großen Entscheidungen sein kann - dass belegte er bei der Ski-WM mit Silber von der Normalschanze.
Die Frauen haben nach Katharina Schmid, die sich ihr Karriereende offenhält, mit Selina Freitag nun eine weitere Weltklassespringerin vorzuweisen. Deswegen könnte auch im Mixed-Team etwas drin sein.
Snowboard: Edelmetall ist drin
Die Alpine Ramona Hofmeister gewann sechs Einzelrennen im Weltcup, verpasste aber die angestrebten Kristallkugeln und WM-Medaillen. Dafür sprang Stefan Baumeister mit Silber in die Bresche. Im Freestyle-Bereich zählen Annika Morgan, Noah Vicktor und Christoph Lechner zur Weltspitze, auch mit den Crossern um Leon Ulbricht und Martin Nörl ist zu rechnen.