Die österreichischen Skispringer Jan Hörl, Stefan Kraf und Daniel Tschofenig jubeln.

Vierschanzentournee Team Österreich - ziemlich beste Konkurrenz

Stand: 03.01.2025 17:43 Uhr

Die österreichischen Skispringer dominieren die Vierschanzentournee. Fans und Konkurrenz fragen sich, was das Geheimnis im Kampf um den Tourneesieg ist.

Von Ann-Kathrin Rose, Innsbruck

"Passt eh, oder?", sagt Daniel Tschofenig und grinst. Viel besser hätte der 22-Jährige die aktuelle Situation der österreichischen Skispringer nicht zusammenfassen können. "Und jetzt sind wir daheim", ergänzt Teamkollege Jan Hörl. Es passt im Team von Trainer Andreas Widhölzl, der einst selbst die Vierschanzentournee gewann. Nach zwei von vier Springen führt Tschofenig die Gesamtwertung an, gefolgt von Hörl und Teamkollege Stefan Kraft.

Die Österreicher holten fünf von sechs möglichen Podiumsplätzen, feierten Siege in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen. "Wir machen gerade sehr viel richtig", fasst es Widhölzl zusammen. Sehr viel - oder einfach alles?

Das Heimspiel genießen

Die Dominanz der Österreicher, sie ist bei der 73. Vierschanzentournee beinahe erdrückend. "Der Saisonstart war super, die Generalprobe in Engelberg war super, die ersten Stationen waren super", sagt Jan Hörl, der im vergangenen Jahr den Sieg am Bergisel holte: "Von daher haben wir ein gutes Selbstvertrauen, ein gutes Gefühl. Wir können das eigentlich genießen."

Und genau das machen die Österreicher bei ihrem Heimspiel am Bergisel. Bei der Qualifikation am Freitag springt Hörl am Limit, lässt sich von Wind und Emotionen tragen und scheint den Wahnsinn im Kessel zu genießen - und holt sich den Sieg.

Schon bei der Landung tief in der Hocke jubelt Hörl. Fast 8.000 Fans mit rot-weiß-roten Fähnchen, aufs Gesicht gemalt oder als Textil in der Hand, feiern ihn und seine Teamkollegen. Am Samstag werden es dann mehr als doppelt so viele Fans sein - das Stadion ist ausverkauft. "In dem Kessel wird es richtig zugehen", glaubt Hörl und hat einen Plan, der fast ein bisschen simpel klingt: "Einfach genießen, die Stimmung aufsaugen und gut Skispringen."

Diskussion der Konkurrenz

Es ist eben jenes einfache Erfolgsrezept, das aktuell für Verwunderung sorgt. Während die norwegische Konkurrenz glaubt, das Geheimnis der Österreicher liege in besonderen Anzügen, wollen sich die deutschen Springer gar nicht erst auf eine Diskussion einlassen. "Beim Krafti wissen wir, dass er sehr gut Skispringen kann und auch die zwei Jungen machen richtig coole Sachen", ordnet das Pius Paschke ein: "Das muss man einfach so stehen lassen."

Dass die Breite in der Spitze des österreichischen Teams dieser Tage so ein Thema bei der Konkurrenz ist, sorgt bei Kraft und Co. nicht für Ärger, sie fühlen sich fast geschmeichelt. "Auf die Besten wird immer geschaut", sagt der 31-Jährige: "Das ist eine Ehre und das genießen wir."

Das Kribbeln im Kessel

Auch Kraft kämpft noch um den Tourneesieg. Er kennt die Situation, das aber - glaubt er - macht es nicht zwingend besser. "Wenn man vor 30.000 Leuten steht, in Topform ist und weiß, dass man die Tournee gewinnen kann - das kann man nicht trainieren", sagt Kraft: "Das ist schon sehr viel Druck. Da kann ich schon elf Mal dabei gewesen sein. Es kribbelt immer noch wie beim ersten Mal."

Und das Kribbeln, es wird vor den beiden Springen in Innsbruck und Bischofshofen nicht weniger. Während um die erfahrenen Athleten wie Kraft die Luft flirrt, strahlen Tschofenig und Hörl viel Leichtigkeit aus. "Wir haben den Heimvorteil. Wir haben das Privileg, dass wir drei da vorn haben", sagt Hörl. "Keinen Druck machen", sei der beste Plan, so Tschofenig: "Das klingt so simpel, fast schon stupide."

Tourneesieg mit Teamgeist?

Vielleicht ist es genau das, was das österreichische Team aktuell so stark macht - dass die Top-Athleten ihre individuellen Stärken ausspielen, sportlich und abseits der Schanze. "Ich glaube, dass wir als Team sehr gut arbeiten und zusammenhalten", sagt Coach Widhölzl: "Das ist die Arbeit der letzten fünf Jahre. Wir sind ein Team, das sich weiterentwickelt hat, das ehrlich und offen miteinander kommuniziert." Das zahlt sich aktuell aus, denn die Konkurrenten um den Tourneesieg sind eben auch ein Team. "Es rennt der Schmäh und wir sind zum richtigen Zeitpunkt wieder ernst", sagt Kraft. Und der Schmäh rennt vielleicht auch bei einem österreichischen Tourneesieg.