Skifliegen Zwei Titel in sechs Stunden - Kraft räumt in Vikersund doppelt ab
Der Österreicher Stefan Kraft hat beim Skifliegen in Vikersund vorzeitig den Triumph im Gesamt-Weltcup perfekt gemacht und obendrein die Raw-Air-Tour gewonnen. Von den deutschen Skispringern schaffte es einzig Andreas Wellinger in die Top 10.
Auch wenn es für Kraft am Sonntag (17.03.2024) nicht zum zweiten Weltcupsieg binnen sechs Stunden reichte, war der Österreicher der gefühlte Gewinner des Tages. Schon am Vormittag hatte er dank seines 13. Saisonsieges vorzeitig den Sieg im Gesamt-Weltcup geholt. Im abschließenden Springen am Nachmittag reichte ihm dann ein zweiter Platz, um auch seine Führung in der Raw-Air-Serie zu verteidigen. "Es war ein perfekter Tag", strahlte Kraft im ZDF.
Der Skiflug-Weltmeister biss sich einzig an seinem Teamkollegen Daniel Huber die Zähne aus. Der 31-Jährige zeigte in den drei Durchgängen die konstanteste Leistung und holte mit Flügen auf 244, 240,5 und 231 Meter den Sieg am Monsterbakken. Sein Vorsprung auf Kraft betrug 17,3 Punkte. Dritter wurde der Slowene Timi Zajc.
Nur Wellinger schafft es ins Finale
Die deutschen Skispringer konnten zum Abschluss der Wettkämpfe in Norwegen keine Akzente mehr setzen. Für das beste Ergebnis sorgte noch Wellinger, der es als einziger ins Finale der besten zehn Springer geschafft hatte. Um das Podest, geschweige denn den Sieg, konnte der Olympiasieger allerdings nicht mitmischen.
Dennoch konnte sich Wellinger bei seinen Flügen auf 198,5, 213 und 228 Meter kontinuierlich steigern, womit er am Ende Rang neun belegte. "Den letzten Sprung nehme ich gerne mit", sagte Wellinger und freute sich über einen "versöhnlichen Abschluss" bei der Raw-Air-Tour, die er auf Platz sechs abschließt: "Ich kann bisher auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken."
Auch Bundestrainer Stefan Horngacher fand lobende Worte für seinen Schützling. "Es war eine große Herausforderung, aber er hat sich gut reingekämpft. Mit Platz neun kann man zufrieden sein." Insbesondere nach den durchwachsenen Auftritten in Trondheim, als Wellinger sogar fast den zweiten Durchgang verpasst hätte, sei es in Vikersund "versöhnlich ausgegangen", meinte Horngacher.
DSV-Adler mit durchwachsener Leistung
Aus deutscher Sicht waren einzig Wellinger, Raimund und Paschke beim finalen Wettbewerb der Raw-Air-Serie dabei, da nur die Top 30 der Wertung startberechtigt waren. Für Leyhe und Geiger hatte es nicht gereicht. Und auch Paschke musste nach einem schwachen Sprung auf 180 Meter bereits nach dem ersten Durchgang die Segel streichen.
Bei Raimund und Wellinger lief es dann nur unwesentlich besser. Während Raimund mit 211,5 Metern einen soliden Flug zeigte, kam Wellinger viel zu flach vom Schanzentisch weg und verpasste die 200-Meter-Marke. Damit hatte er schon vor dem zweiten Durchgang, bei dem nur noch die besten 20 fliegen durften, kaum noch Chancen auf ein Top-Resultat.
Immerhin schaffte Wellinger noch den Sprung ins Finale, was Philipp Raimund (202 Meter) als 13. wiederum verwehrt blieb. "Ich habe alles gegeben, was möglich ist", sagte der 23-Jährige, zeigte sich in Summe aber zufrieden mit seiner Leistung: "Es ist ein offener Prozess und ich muss weiter Schritt für Schritt gehen." Auch Horngacher zeigte sich mit Raimunds Leistung in der Summe "sehr zufrieden. Er springt auf einem hohen Niveau."
Kraft feiert vorzeitigen Sieg im Gesamt-Weltcup
Kraft hatte bereits am Vormittag seinen 13. Saisonsieg gefeiert und den Triumph im Gesamt-Weltcup vorzeitig perfekt gemacht. Die Entscheidung in dem ursprünglich für Samstag angesetzten Wettkamp fiel aufgrund des engen Zeitplans in nur einem Durchgang. Dort hatte sich Kraft mit 244,5 Metern vor Huber und Domen Prevc durchgesetzt.
Für Kraft ist es die dritte große Kristallkugel seiner Karriere, mehr haben nur der 2019 verstorbene Finne Matti Nykänen und der Pole Adam Malysz (je 4) gesammelt. Zudem jagt der Überflieger der Saison weiter den Rekord von Peter Prevc. Der Slowene, der seine Karriere nach dieser Saison beenden wird, hatte 2015/16 sogar 15 Saisonsiege geholt hatte. Diese Marke könnte Kraft bei den zwei abschließenden Einzelwettkämpfen in Planica in der kommenden Woche noch egalisieren.
Geiger erwischt schlechten Tag
Für die deutschen Springer endet die Raw-Air-Tour dagegen enttäuschend. Schon beim frühen Skifliegen am Sonntag hatten sie nichts mit den Podestplatzierungen nichts zu tun. Wellinger schaffte zwar 216,5 Meter, kam damit aber nicht über Rang sechs hinaus. Weltcup-Punkte holten auch Leyhe (13.), Paschke (15.) und Raimund (29.).
Einen ganz schlechten Tag erwischte Geiger, der nicht über 113 Meter hinauskam und damit Rang 39 unter 40 Springern belegte. Nur der disqualifizierte Benjamin Östvold landete bei herrlichem Sonnenschein hinter dem Oberstdorfer. "Insgesamt können wir mehr. Das wissen wir. Jetzt versuchen wir, einen guten Abschluss in Planica zu finden", kündigte Horngacher an.
Konkurrenzfähig zeigte sich dagegen der 51 Jahre alte Noriaki Kasai. Der Japaner flog 212 Meter weit und belegte damit Rang 27. Kasai war im Weltcup mehrere Jahre von der Bühne verschwunden und ist nun wieder zurück.