Ski Alpin in Kitzbühel Weltcup-Elite wagt sich auf die legendäre Streif
Thomas Dreßen kehrt auf die legendäre Streif zurück, Beat Feuz verabschiedet sich. Auch an diesem Wochenende fährt das Risiko bei der gefährlichsten Abfahrt der Welt mit.
Die Wintersport-Welt schaut an diesem Wochenende auf einen ihrer größten Klassiker: das Hahnenkammrennen in Kitzbühel. Für viele Skirennläufer ist es der eigentliche Saisonhöhepunkt des Jahres, wenn sie sich die eisige und so gefährliche Streif hinunterschwingen.
Zwei Abfahrten am Freitag (11.30 Uhr im Sportschau-Liveticker) und Samstag (11.30 Uhr im Sportschau-Liveticker) auf der Streif und einen Slalom (10.30 Uhr/13.30 Uhr im Sportschau-Liveticker) auf dem Ganslernhang werden die besten Skirennfahrer der Welt absolvieren. Und anders als im vergangenen Jahr gibt es diesmal keine Corona-Beschränkungen mehr: Erwartet werden insgesamt 85.000 Besucher.
Thomas Dreßen und Josef Ferstl kehren an ersten Weltcup-Siegort zurück
Aus deutscher Sicht steht besonders die Rückkehr von Thomas Dreßen im Fokus. 2018 ging mit seinem Sieg in Kitzbühel sein Stern als Weltklasse-Abfahrer auf. Als erster Deutscher seit Sepp Ferstl (1979) gewann er das prestigeträchtigste Rennen im Weltcup, ein Jahr später siegte Ferstls Sohn Josef im Super-G. Doch seither konnte Dreßen nur noch im Januar 2020 mitfahren in Tirols Nobel-Skigebiet, in den anderen Jahren fehlte er verletzt.
Auch jüngst kämpfte er sich erst wieder nach einer Verletzung in den Weltcup zurück. Am Lauberhorn in Wengen kamen ihm deshalb schon die Tränen. "Für mich ist es einfach so schön, dass ich jetzt wieder da sein kann", sagte er dort. Mehrere Operationen und Verletzungen verhinderten bislang mehr als die fünf Weltcupsiege.
Dreßen: "Kann mich kaum erinnern, dass ich so einen Spaß hatte"
Nun, mit 29 Jahren, ist aber die Lust wieder zurück: "Ich kann mich kaum erinnern, dass ich so einen Spaß hatte", sagte er nach der ersten Trainingsfahrt in Kitzbühel am Dienstag, die er als 23. beendete. Und mindestens genauso wichtig war Dreßens zweite Aussage: "Das Gestell hält, ich fühle mich gut." Er vertraut seinem Körper, was elementar in Kitzbühel ist. Teamkollege Romed Baumann wurde übrigens Dritter.
Die Streif ist und bleibt ein Klassiker im Weltcup-Winter. Sie besticht zwar weder als die längste noch als die steilste Abfahrt. Aber sie ist die gefährlichste ihrer Art, also die, die alle Athleten am meisten fordert. Ein Streif-Sieg ist vergleichbar mit einem Wimbledon-Sieg im Tennis.
Mit bis zu 140 Stundenkilometern werden die 860 Höhenmeter runter bis zum Ziel überwunden. Insgesamt ist die Streif 3,3 Kilometer lang - und lässt Sprünge zu, die gut und gerne mal 80 Meter weit gehen. Schwere Verletzungen sind in Kitzbühel für die Fahrer deshalb keine Seltenheit.
Sicherheit an der Strecke geht vor
Da mutet es nur als selbstverständlich an, dass auch in diesem Jahr wieder verstärkt auf Sicherheit gesetzt wird. Etwa 15 Kilometer Netze und Zäune stehen am Pistenrand, darunter 1,7 Kilometer der sogenannten A-Netze mit Sicherheitsplanen. Hinzu kommen diesmal 141 luftgepolsterte "Airfences". Ein Team aus 30 Helfern kümmerte sich um den Aufbau.
Nur in Sachen Schnee stimmen die Bilder vermutlich noch nicht so ganz. Aktuell präsentiert sich der Kitzbüheler Berg noch grün - lediglich ein weißer Streifen führt vom Starthaus nach unten. Das dürfte sich aber noch ändern bis zur ersten Weltcup-Abfahrt am Freitag: Die Meteorologen haben weitere Niederschläge angekündigt.
Die Stecke der Abfahrt in Kitzbühel umhüllt von einer grünen Fläche
Linus Straßer zählt zu den Favoriten im Slalom
Ganz vorne waren Deutschlands Speed-Fahrer in dieser Saison aber noch nicht - anders als der stärkste Slalomfahrer Linus Straßer. Er hat in Kitzbühel das Skifahren gelernt - und zählt aufgrund seiner jüngsten Top-Platzierungen zu den Favoriten am Sonntag.
Insgesamt eine Million Euro Preisgeld schütten die Veranstalter an den drei Tagen aus: Die Sieger der drei Rennen erhalten jeweils 100.000 Euro, für Rang zwei gibt es 50.000 Euro, für Rang drei 25.000 Euro.
Beat Feuz verabschiedet sich in Kitzbühel
Am Samstagmittag dürften sich allerdings alle Augen auf eine Schweizer Ski-Legende richten: Beat Feuz beendet dann seine Karriere. "Grenzen ausreizen und Risiko waren jahrelang meine Leidenschaft im Skisport. Mein Gefühl war oft der Schlüssel zum Erfolg. Nun sagt mir mein Gefühl: die körperlichen Grenzen sind erreicht", schrieb der 35-Jährige vor einem Monat auf seiner Instagram-Seite.
Feuz gab sein Weltcup-Debüt vor 16 Jahren. In der Abfahrt, in der er bislang 13 Weltcup-Rennen gewinnen konnte, konnte er sich viermal die kleine Kristallkugel für die Disziplinwertung sichern. Zudem gewann er im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking die Goldmedaille.