Basketball-Bundestrainer Gordon Herbert und Dennis Schröder
analyse

Schröders Lob für drei Herbert-Jahre "Basketball gespielt wie nie zuvor"

Stand: 10.08.2024 16:05 Uhr

Die Enttäuschung im deutschen Basketball-Team ist nach dem verlorenen Bronze-Spiel bei den Olympischen Spielen gegen Serbien groß. Doch Dennis Schröder und Co. sind auch stolz über das in den vergangenen drei Jahren Erreichte unter dem jetzt scheidenden Trainer Gordon Herbert.

Am Ende zog die deutschen Basketballer irgendetwas in die Hallenmitte von Paris-Bercy, mitten hinein ins Rampenlicht. Was nicht so ganz dazu passte: Ihre Köpfe hingen nach unten, ihre Blicke waren leer, aber doch versammelten sie sich alle, klatschten ab, umarmten sich. Ein paar Meter weiter feierten die Gegner aus Serbien um den NBA-Star Nikola Jokic. Die Serben siegten am Samstagmittag (10.08.2024) im Spiel um Olympia-Bronze 93:83 (46:38), schafften so die Revanche fürs verlorene WM-Finale 2023 - und hinterließen diese geknickte deutsche Mannschaft.

Die aber vielleicht sogar ganz richtig dort stand, wo sie nach dem Spiel stand. Denn noch ein paar Meter weiter erhob sich der größte deutsche Basketballer Dirk Nowitzki von seinem Stuhl, er applaudierte den frustrierten deutschen Spielern in ihren weißen Trikots demonstrativ. Und ein wenig spiegelt genau dieser Kontrast die Gefühle im deutschen Basketball-Bund wider.

Nach EM-Bronze 2022 und WM-Titel 2023 diesmal Rang vier

Da war zwar die Enttäuschung über die verpasste erste Olympia-Medaille überhaupt. Aber auch der Stolz über das, was in den vergangenen drei Jahren mit dem deutschen Basketball passierte. Es gibt ja nun nur diesen winzigen schwarzen Olympia-Fleck 2024 im Dreijahresplan von Trainer Gordon Herbert - ansonsten stehen da EM-Bronze 2022 und der erste WM-Titel überhaupt 2023. Und für Rang vier bei Olympia muss sich nun auch wirklich keiner grämen, Platz sieben 1992 war das bislang beste deutsche Ergebnis gewesen.

"Die letzten drei Jahre habe ich Basketball gespielt, wie ich es vorher nie gemacht habe in meiner Karriere", sagte der deutsche Kapitän Dennis Schröder nach der Partie. "Wir haben lauter Jungs mit großem Charakter und großem Basketball-IQ in der Kabine. Wir haben gezeigt, dass der deutsche Basketball einer der besten in der Welt ist."

Basketball: Deutschland gegen Serbien - die Zusammenfassung

Sportschau Olympia 2024, 10.08.2024 13:51 Uhr

Trainer bedankt sich für "fantastische Reise mit den Jungs"

Allen voran bedankte sich Schröder dafür beim Kanadier Herbert, der den DBB zum deutschen Meister FC Bayern München verlässt und der erzählte: "Das hier war wie eine Familie für mich. [...] Es war eine fantastische Reise mit diesen Jungs in den drei Jahren. Als Trainer kannst du von so etwas nur träumen."

2021 nach dem deutschen Viertelfinal-Aus bei Olympia trat er die Nachfolge von Henrik Rödl an und formte um den Kapitän und Anführer Schröder herum im Handumdrehen ein Team aus echten Gewinnern. Bis zum Halbfinal-Aus gegen Frankreich am vergangenen Donnerstag siegte das deutsche Team bei Großereignissen 13 Mal in Serie.

Herbert holt die NBA-Stars zurück ins DBB-Team

Herberts Kniff: eine Mannschaft des "Commitments", der Verpflichtung, fördern, die NBA-Stars um Schröder und die Wagner-Brüder Franz und Moritz mussten im Sommer zum DBB-Team kommen und die Turniere mitspielen. Darauf wird es nun auch für seinen Nachfolger ankommen - und gegebenenfalls dazu auch noch den Top-Center Isaiah Hartenstein oder auch den frisch in die NBA gedrafteten Tristan da Silva miteinzubauen, die Schröder beide explizit als Verstärkungen erwähnte. Der Verband arbeitet bereits an der Verpflichtung des neuen Coaches, sie solle "zeitnah geschehen", sagte Vize-Präsident Armin Andres in Paris.

Schröder: "Ich spiele, bis ich 40 Jahre alt bin"

Auf den Kapitän kann der neue Trainer dann schon einmal bauen: "Ich spiele, bis ich 40 Jahre alt bin. Das ist mein Ziel", sagte Schröder in der Pressekonferenz nach der Niederlage im Spiel um Bronze. "Ich will im nächsten Sommer zurückkommen und wieder etwas Großes schaffen." Und vielleicht spiele Schröder ja sogar bis 45, fügte Herbert mit einem Grinsen an, wer weiß.

Das war im Grunde aber auch der einzige Moment, in dem Herbert mal grinste nach der Niederlage am Samstag, zu sehr schwang eben auch die Enttäuschung über diese verpasste Chance in Paris-Bercy mit. In den Hintern beißen müsse er sich, weil er einen besseren Job hätte machen können. "Jeder ist untröstlich", pflichtete ihm Schröder bei. "Wir wollten diese dritte Medaille gewinnen." Schließlich hatten die Deutschen zwei realistische Chancen auf einen Podestplatz. Da war ja auch noch das Halbfinale gegen Frankreich, in dem deutlich mehr drin war als das 69:73.

Sicherheit kommt DBB-Team beim Transfer aus Lille abhanden

Doch diese Leichtigkeit und diese Sicherheit in den eigenen Abschlüssen, mit der Deutschland bei der WM 2023 und auch in der Olympia-Vorrunde mit dem hohen Sieg gegen Frankreich noch begeistert hatte, die war beim Transfer vom Vorrundenort Lille nach Paris irgendwie abhandengekommen.

Basketball, man sagt es ja so schön, ist ein Spiel der Läufe. Aber ausgerechnet in den entscheidenden beiden Partien kamen die deutschen Basketballer nie ins Laufen. Schon durchs Halbfinale - um im Bild zu bleiben - stolperten sie eher, nun stolperten sie erneut. Auch, weil Serbien angeführt von Jokic, der als bester Werfer mit einem Triple-Double (19 Punkte, zwölf Rebounds, elf Assists) glänzte, immer die richtige Antwort parat hatte. Dessen Coach Svetislav Pesic, der Deutschland 1993 zum EM-Titel geführt hatte, holte 18 Tage vor seinem 75. Geburtstag seine erste Olympia-Medaille.

Herbert mit einer kleinen Spitze an Gastgeber Frankreich

"Gratulation an Serbien", sagte Herbert. "Es war das beste Team, auf das wir bei den Olympischen Spielen getroffen sind." Das werden die Gastgeber aus Frankreich natürlich nicht gerne hören. Aber man konnte am Samstag schon sehen, was er meinte, die Serben hatten ja zuvor im Halbfinale auch nur äußerst knapp gegen die stark besetzten USA verloren. Und die Bronze-Partie war nun auch noch vorzüglich gecoacht von der Trainerlegende Pesic. Denn wenn die Deutschen doch mal zu einem kurzen Lauf anhoben, ein 6:0 starteten, dann stoppte Pesic diesen per Auszeit wieder.

So musste Herbert nach einigen Minuten Bedenkzeit im Stadioninnern analysieren: "Alles im Leben kommt zu einem Ende. Nur ist es jetzt nicht das Ende, das wir wollten." Stolz auf die vergangenen drei Jahre durfte er trotzdem sein.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 10.08.2024 | 07:45 Uhr