Ski Alpin Wann platzt der Knoten bei Emma Aicher?
Emma Aicher gilt seit Jahren als größtes deutsches Talent. Doch die 21-Jährige stellte ihr Können bisher nur selten unter Beweis.
Es ist noch nicht die Saison der Emma Aicher. Ein neunter Platz beim frühen Slalom in Levi ist das beste Resultat für die 21-Jährige bisher. Dem gegenüber stehen vier Rennen, die sie nicht beenden konnte. In der Gesamtwertung liegt Aicher, die als Allrounderin alle Technik- und Speeddisziplinen fährt, nur auf Rang 35 (59 Punkte).
So weit die nüchternen Fakten, die sich aus Sicht der Athletin vom SC Mahlstetten nicht wirklich positiv lesen. Doch betrachtet man Aichers Fahrten, lässt sich erkennen, warum nicht wenige ihr Talent hervorheben. Sie habe das Zeug, eines Tages um den Gesamtweltcup mitzufahren, hört man immer wieder.
Vier Patzer bei Aicher
Oftmals riskiert Aicher zuviel - wie beim Slalom in Gurgl. Auf der Kirchenkarpiste schied sie mit einer Top-Zeit (zwischenzeitlich nur zwei Zehntelsekunden Rückstand) im ersten Durchgang aus. Auch ihre weiteren Ausscheider waren in Technikdisziplinen (je zweimal im Slalom und Riesenslalom, unter anderem beim aktuellen in Semmering). In Abfahrt und Super-G kam sie immer ins Ziel. Platz 16 beim Super-G in St. Moritz war hier ihr bestes Ergebnis.
Die aktuelle Saison ist quasi ein Spiegelbild des vergangenen Winters. Auch da war Aicher mit vielen Vorschusslorbeeren angetreten, konnte die Erwartungen aber nicht erfüllen. Drei Top-Ten-Platzierungen im Slalom in Are (7.), im Super-G in Val d'Isere (10.) und in der Abfahrt in St. Moritz (6.) waren ihre besten Ergebnisse. Erstmals scheint Aichers trotzdem noch junge Karriere ins Stocken zu geraten.
WM-Bronze-Gewinnerin in Cortina d'Ampezzo
Die Tochter einer schwedischen Mutter und eines deutschen Vaters gewann im März 2019 als 15-Jährige die Goldmedaille im Slalom beim FIS Children Cup. Damals startete sie noch für Schweden. Zur Saison 2020/21 wechselte sie zum Deutschen Skiverband (DSV) und startete zunächst im Europacup.
Nach ihrem dritten Platz im Slalom wurde sie kurzerhand für die WM in Cortina d'Ampezzo für die A-Nationalmannschaft nachnominiert und holte die Bronzemedaille im Teamwettbewerb. Nur ein Jahr später gewann sie ebenfalls im Teamwettbewerb Silber bei den Olympischen Spielen in Peking.
Auch andere starteten erst spät durch
An diese frühen Erfolge konnte sie bisher nicht anknüpfen, hat aber auch noch eine Menge Zeit - und Vorbilder, die ihr Mut machen könnten. Die beste deutsche Technikerin, Lena Dürr, holte ihren ersten Weltcup-Sieg fünf Jahre nach ihrem Debüt 2008.
Bis zum nächsten Erfolg vergingen anschließend nochmal zehn Jahre, in denen Dürr zeitweise nicht mal mehr mit dem DSV trainierte, sondern im Global Racing Team.
Insofern ist es viel zu früh, die Lanze zu brechen über Emma Aicher. Doch auch die 21-Jährige merkt, dass sie aktuell hinter den Erwartungen zurückbleibt. Das Potenzial für bessere Leistungen steckt ohne Frage in ihr und in dieser Saison wartet ja auch noch die Weltmeisterschaft in Saalbach/Hinterglemm als großes Highlight.
Es wäre kein schlechter Zeitpunkt, um den Knoten platzen zu lassen.