Lindsey Vonn

Ski Alpin Vonn vor Abfahrts-Comeback: "Du brauchst Eier"

Stand: 10.01.2025 17:54 Uhr

Lindsey Vonn fährt Ski wie damals, sie ist (fast) so schnell wie damals - und sie spricht wie damals: Nach dem ersten Abfahrtstraining in St. Anton sagte sie in Vonn'scher Manier und im selben Wortlaut wie 2007: "Hier herunter braucht es Eier."

Vonn ist zum dritten Mal bei einem Weltcup am Arlberg. 2007 dominierte sie die Rennen dort - damals gewann sie die Abfahrt und die Super-Kombination. Damals war die US-Amerikanerin aber 23 Jahre jung – und hatte noch ihr "eigenes" Knie. Heute, 40 Jahre alt, nach fünf Jahren Weltcup-Pause und mit einer Knie-Teilprothese sind die Voraussetzungen andere. Dass die US-Amerikanerin nichtsdestotrotz und nach wie vor zur Speed-Weltspitze zählt, hat sie in St. Moritz bewiesen, wo sie beim Super-G auf Anhieb 14. wurde.

Vonn: Bereit für die Abfahrt?

Doch selbst für die Speed-Queen wird das Abfahrts-Comeback eine andere Nummer. Abfahrtstrainings sind aufwendiger, nur wenige Skigebiete ermöglichen es Skiteams, die Disziplin zu trainieren. Vonn hat im Rahmen ihres Comeback-Projekts erst zehn Abfahrtstrainings absolviert. Trotzdem sagte sie: "Ich fühle mich in der Abfahrt besser als im Super-G, ich spiele mich derzeit noch mit dem Set-up ein, hatte heute neue Schuhe. Ich versuche, jeden Tag etwas rauszufinden. Noch habe ich nicht das perfekte Set-up. Ich nütze diese Tage."

Zweites Abfahrtstraining abgesagt

Auch für die einstige schnellste Frau der Welt wird die anspruchsvolle Strecke kein Zuckerschlecken. Auf der "Karl Schranz"-Piste in St. Anton gilt es beherzt zu fahren, vor allem die steilen Passagen "Eisfall" und der kupierte Streckenabschnitt "Fang" erfordern Mut. Vonns Fazit nach dem ersten Training: "Ich habe mich gut gefühlt, es war aber bei weitem nicht mein bestes Skifahren, aber ich hatte ein paar gute Kurven. Bei solchen Bedingungen bin ich jetzt noch nicht wieder gefahren - sehr schlagig und sehr weich. Ich hatte viele Fehler. Aber in ein paar Abschnitten bin ich gut gefahren."

Lindsey Vonn hat bereits alles gewonnen, was es im Skirennsport zu gewinnen gibt: Gold bei Olympischen Spielen, WM-Titel, den Gesamtweltcup, bei 82 Weltcups stand sie ganz oben. Ihre bislang letzte Weltcup-Abfahrt fuhr Vonn am 19. Januar 2019 in Cortina d’Ampezzo (9.). Bei der WM im schwedischen Are im Februar jubelte sie zum Abschluss dann noch über eine Bronzemedaille in der Disziplin. Und selbst nach ihrer (ersten) Karriere hörte die US-Amerikanerin nicht auf, zu begeistern: Im Januar 2023 stürzte sie sich die Streif in Kitzbühel hinunter, die schwierigste und gefährlichste Abfahrtsstrecke - und das bei Nacht. Zwar fuhr Vonn die Streif nur in einzelnen Abschnitten, für sie war es trotdzem ein Traum, der in Erfüllung ging.

Am Samstag wird Vonn nach jahrelanger Pause auch wieder im Weltcup-Abfahrtsstarthaus stehen. Das zweite Training in St. Anton, das für Freitag geplant war, wurde wegen Neuschnees abgesagt. Für Vonn, die noch am Set-up herumtüftelt und die in den vergangenen Jahren kaum trainierte, fällt damit ein wichtiger Trainingstag weg, um wieder das alte Gefühl aufzubauen.

Weidle-Winkelmann und Aicher: DSV-Speedteam sucht nach Form

Doch auch Kira Weidle-Winkelmann hätte die Einheit bitter nötig gehabt: Beim ersten Speed-Wochenende der Saison in Beaver Creek in den USA stürzte die 28-Jährige beim Training, musste das Abfahrtsrennen wegen eines Magen-Darm-Infekts auslassen und fiel beim Super-G am nächsten Tag aus. In St. Moritz wurde sie 22..  

Die zweite Athletin im deutschen Mini-Speedteam, Emma Aicher, sucht aktuell auch noch nach ihrer Form: Bei der Abfahrt in Beaver Creek wurde sie 43., beim Super-G 28.. In St. Moritz landete sie auf Rang 16. Dabei können die beiden mehr - das haben sie auch vergangene Saison bewiesen: Weidle-Winkelmann raste zwei Mal auf das Podest, Emma Aicher hatte ihr Top-Ten-Potenzial mit einem sechsten Platz (St. Moritz) unter Beweis gestellt.

In St. Anton haben Weidle-Winkelmann und Aicher die Chance, an diese Ergebnisse anzuknüpfen. Bei Lindsey Vonn hingegen wird sich herausstellen, ob sie nach wie vor die "Eier" hat, um an die Weltspitze zu fahren.